Es gibt etliche Beispiele für derartige Nomaden. Die Stämme an der nordamerikanischen Ostküste betrieben bekanntlich Ackerbau. In der Zeit, wo es auf dem Maisfeld nichts zu tun war, zogen die Männer fort und begaben sich auf wochenlange Jagdausflüge.
Jagdausflüge, auch wochenlange, sind eine andere Sache; der Rest der Familie blieb in einer festen Wohnstätte zurück und konnte dort Saatgut horten.
Die meisten heute als Wildbeuter bekannten Völker betreiben übrigens auch in Acker- oder wenigstens Gartenbau. Sogenannte "Naturvölker" bauen im Regenwald Südamerikas Maniok und Bananen. Selbst die entlegensten Völker im Hochland von Papua-Neuguinea betreiben eine Form der Landwirtschaft und verlassen ihre festen Dörfer für die Jagd.
Alle Deine Beispiele sind eben keine reinen Wildbeuter, die es heute tatsächlich nur noch in wenigen Fällen gibt. Auch haben alle eine sesshafte Lebensweise; alle paar Jahre den Wohnort zu wechseln, um neue Felder anzulegen, weil die alten ausgelaugt sind, widerspricht dem nicht, auch das ist "sesshaft". Du sagst es selber für Neuguinea: Feste Dörfer.
Vielleicht gehe ich aber auch von einem Felhschluss aus. Praktisch alle mir bekannten Wildbeuter-Völker sind nicht-sesshaft. Sie haben keine "festen Dörfer", sondern wechseln mehrmals pro Jahr ihren Aufenthaltsort. Das beschränkt die dingliche Habe automatisch auf das, was ein Mensch über längere Strecken tragen kann, und da scheidet Saatgut mE weitgehend aus.
Alle diese Völker leben allerdings in wenig attraktiven Gebieten, da die fruchtbareren von den zahlenmäßig weit überlegenen Ackerbauern und Viehzüchtern besetzt sind bzw waren; die !Kung sind ein Beispiel dafür, von denen manche heute noch ähnlich leben wie ihre Vorfahren vor zigtausend Jahren.
Es ist also evtl irreführend, diese als Vorbild zu nehmen für die nicht-sesshaften, wildbeuterischen Völker, die in Vorderasien den Ackerbau "erfanden". Wie die Japaner der Jomon-Kultur oder australische Aborigenes im wasserreichen Südosten des Kontinents waren diese vielleicht schon sesshaft (inkl längeren Ausflügen zur Jagd etc), oder hatten zumindest feste Wohnplätze, die ganzjährig von einem Teil der Population bewohnt wurden. Dann würde sich das Problem mit dem Saatgut ebenso von selbst erledigen wie einige andere Probleme, ua die Hege erst wildwachsender, später gezielt angebauter Pflanzen und die Aufbewahrung von Vorräten für Winter, Trockenzeit oa Perioden mit eingeschränktem Nahrunsangebot. Für nicht-sesshafte Wildbeuter heisst es dann nämlich "Gürtel enger schnallen", da diese durch die eingeschränkte Transportkapazität auch Vorräte nur in sehr engem Rahmen anlegen können, wenn überhaupt.