das freut mich
eine Überlegung zu den Bildern (Vorstellungen, Projektionen) vom Wanderprediger(tum) :
später gab es einen interessanten Konkurrenzkampf zwischen
heiligen Männern, Asketen, Säulenheiligen, Märtyrern nicht nur innerhalb der verschiedenen frühchristl. Sekten, sondern auch zwischen Christen und Heiden - sehr detailliert dargestellt von Peter Brown,
die letzten Heiden. Von hier wissen wir, dass entgegen des Bilds vom abgehärmten Asketen diese durchaus wohlbestallt waren (ihre pueri trugen ihnen das Gepäck sozusagen, sorgen nach Feierabend für das wohlsein des heiligen Mannes) Kurzum diese heiligen Männer waren nicht selten von hoher Herkunft (sozusagen mehr als gutbürgerlich) Etwas modernistisch formuliert: diese glaubenseifrigen Heiligen hatten ihren Mitarbeiterstab, ihr professionelles Equipment und die nötige rhetorische sowie religiöse Ausbildung - schließlich betrieben sie als hohe Funtkionsträger ein expandierendes
Geschäft.
...und der Wanderprediger? wie finanzierte der seine "Wanderungen"? war der so ganz anders als seine quasi Nachfahren? woher kannte er sich in religiösen Fragen aus? warum hörten ihm die Leute zu? (alles nur Charisma? ...unwahrscheinlich)
Es wäre also nützlich, wenn man diverse Quellen (möglichst umfangreiche) zu all dem drumherum des Wanderpredigertums hätte - nicht dass sich etwa
heutige Bilder (sei es pathetisch-ärmlich wie bei Pasolini, lächerlich wie bei Life of Brian, kitschig wie in "das Gewand" usw usf) irgendwie einmischen...
Zumindest über ein Wanderprediger, der über Anhänger verfügte und zu dessen Schülern laut NT anfangs auch Jesus gehörte, Johannes der Täufer, ist auch in nichtchristlichen Quellen überliefert und man erfährt bei Josephus einiges über ihn.
Wie arbeitete aber ein Wanderprediger und was zeichnete einen aus, wollte er Anhänger gewinnen.
1. Er musste gut zu Fuß sein
2. Er musste gut bei Stimme sein und über rhetorische Fähigkeiten verfügen.
3. Das Judentum ist eine Buchreligion, um in Disputationen nicht alt auszusehen, musste er über gute Kenntnisse der Heiligen Schrift verfügen.
4. eine gute Perfomance, Krankenheilungen, Exorzismen etc.
5. Soziale Kontakte sind das A und O.
Paulus profitierte bei seiner 1. Missionsreise via Myra nach Südgalatien, Lykaonien und Isaurien sicher erheblich von der Unterstützung durch L. Sergius Paullus, dem Statthalter von Kreta et Cyrene, der wie man durch Inschriften weiß, aus dieser Gegend stammte und "gottesfürchtig" war. Ein Freigelassener der Plancia Marcia, Tochter von L. Sergius Paullus bedankt sich in einer Inschrift für die ihm erwiesenen Wohltaten, Plancia Marcia verfügte über enormen Grundbesitz in Südgalatien, Pisidien und Lykaonien und sie gehörte zu den "vornehmen Damen", von denen in der Apg die Rede ist, die dort aber Partei für die Juden und gegen Paulus und seinen Begleiter Barnabas ergreifen (Apg 13, 48-49). In Ikonion mussten die beiden daher Fersengeld geben, um nicht gesteinigt zu werden. In Lystra/ Isaurien dagegen wurde Paulus und sein Begleiter nach Heilung eines Gehbehinderten göttliche Verehrung zuteil und sie wurden als Inkarnation des Zeus und Hermes verehrt, der Priester brachte Kränze und Stiere als Opfergaben. Aus Antiochia ad Pisidiam und Ikonion reiste aber ein Mob an, und Paulus bekam soviele Steine ab, dass er wie stoned liegenblieb und man ihn für tot hielt und aus der Stadt schleifte (Apg 14, 8-21). Der Job eines Wanderpredigers war also selbst für römische Bürger, über die ein Angehöriger der reichsaristokratie seine schützende Hand hielt, nicht ganz ungefährlich.
Ähnlich arbeitete auch Jesus. Er reiste von A nach B, übernachtete mit Schülern meist im Hause eines Bekannten oder vor Ort Ansässigen. Damit war das Problem der Unterkunft und Verpflegung schon mal gelöst. Die Reisekasse wurde aus privaten Mitteln und Geschenken/ Spenden von Anhängern aufgebessert. Eine Geschichte handelt von einer Frau, die Jesus eine Flasche mit Nardenöl schenkt, was seine Schüler aufbringt, die der Meinung sind, dass man den Erlös besser an die Armen gespendet hätte.
Anlaufpunkte um Botschaften unters Volk zu bringen, werden in erster Linie die Synagogen gewesen sein, die als solche auch im NT erwähnt werden: Und er kam nach Nazareth, wo er aufgewachsen war und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagoge und stand auf und wollte lesen Lk 4, 16, Mt 13, 53-58, Mk 6, 1-6)....Und er ging hinab nach Kafernaum, einer Stadt in Galiläa und lehrte sie am Sabbat( Lk 4, 31) Mt, 4, 23 ff Und Jesus zog umher in ganz Galiläa, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium.. Mk1, 39, 3, 7-12, Lk 4, 44, 6, 17-19)Wie bei Paulus war die Resonanz unterschiedlich: Neben erfolgreichen Freilichtperformances mit großer Fangemeinde wie bei der "Berglehre", berichten die Evangelisten auch von Flops. Nicht nur in der eigenen Heimatstadt Nazaret erntete Jesus negative Kritik (Mk 6, 1-6). Mt 11,20-24, (Lk, 19, 13-15) "Wehe dir Chorazim, wehe dir Betsaida! Wären solche Taten in Tyrus und Sidon geschehen wie bei euch, sie hätten längst in Sack und Asche Buße getan... Und du Kafernaum, wirst du bis zum Himmel erhoben werden?