Der Ausdruck "Zeitenwende" ist für mein Empfinden von einer wissenschaftlichen Terminologie weit entfernt. Zum einen suggeriert er eine Mehrzahl von "Zeiten", die wissenschaftlich keinen Sinn macht. Zum anderen - und das erscheint mir noch bedenklicher - suggeriert er eine "Wende", die aber zum entsprechenden Zeitpunkt - dem Jahr Null - in keinster Weise objektiv stattgefunden hat, außer man glaubt an die Existenz des Christus und seine menschliche Geburt um das Jahr Null herum. Beispiele für die Verwendung von "Wende": ´Das Blatt hat sich gewendet´, ´geistig-moralische Wende´ usw. Es geht also um Kursänderungen von relevanter Tragweite.
Zeitenwende ist aber nun mal der korrekte terminus technicus. Auf das Jahr 2 v. Chr. folgt das Jahr 1 v. Chr. und darauf das Jahr 1 n. Chr., 2 n. Chr. usw.
Egal wie du es drehst und
wendest dieser falsch errechnete Geburtstermin ist der Dreh- und Angelpunkt der international in der Geschichtsschreibung verwendeten Chronologie, egal, ob man man an die
historische Existenz des Menschen Jesus Christus glaubt oder eben nicht.
Vor oder
nach der *
Zeitrechnung würde auch eigentlich bedeuten, bevor bzw. nachdem man begonnen hat, eine (oder eine bestimmte) Zeitrechnung zu verwenden.
Was aber hat das mit der Einführung einer Zeitrechnung im 6. Jahrhundert zu tun, die das Jahr 0 um Jahrhunderte zurückprojiziert? Im Jahr 0 selbst gab es keine relevante Wende, außer in den Augen eines überzeugten Christen.
Ein Jahr 0 gibt es nicht. Null kommt von lat.
nullus, nichts. 1 v. Chr. geht direkt in 1 n. Chr. über.
Du akzeptierst etwas nicht, was selbst mongolische Kommunisten, die auf keinerlei christliche Tradition zurückblicken und ideologisch gegen das Christentum waren, akzeptiert haben. Die internationale Zeitrechnung v./n. Chr.
Genau daran, dass das Denotat das gleiche ist, habe ich im Fragepost bereits deutliche Zweifel geäußert. Hier argumentierst du eher wie ein Christ als wie ein zur Objektivität verpflichteter Wissenschaftler.
Wieso, Water hat doch Recht? Nur weil man das
v./n. Chr. durch
v./n. d. Zeitenwende ersetzt, bleibt der Bezugspunkt doch immer noch der gleiche. Das war es was ich meinte: Es ist eine christliche Datierung, wenn man den Christusbezug verbirgt, ist es kryptochristlich, aber eben immer noch christlich. Das hat aber doch nichts mit der Auffassung des Datierenden zu tun. Siehe die Sozialistische Republik Mongolei oder die Vereinigten Arabischen Emirate etc. (wobei, okay, für die ist Jesus/'Īsā natürlich ein wichtiger Prophet, direkt nachMuḥammad).
Warum insistierst du so darauf, die etablierte Datierung v./n. Chr. zu unterdrücken? Welchen Mehrwert hat das? Und ist das nicht vielleicht auch ein wenig "geschichts
unbewusst"?