Das schwierige an der Slawenzeit besteht in der mangelnden Überlieferung. Diese ist vornehmlich von ostfränkisch/deutscher Seite betrieben worden. Allein die Bezeichnung der Stammesverbände/ Stämme ist eine rein äußerliche Betrachtung. Für die Mark Brandenburg sind daher vornehmlich archäologische Quellen aussagekräftig.
Ein paar Buchempfehlungen dazu:
Joachim Müller/ Klaus Neitmann/ Franz Schopper [Hrsg.], Wie die Mark entstand. 850 Jahre Mark Brandenburg. Forschungen zur Archäologie im Land Brandenburg 11, Wünsdorf 2009
Felix Biermann/ Thomas Kersting/ Anne Klammt/ Thomas Westphalen [Hrsg.], Transformationen und Umbrüche des 12./13. Jahrhunderts. Beiträge zur Ur– und Frühgeschichte Mitteleuropas 64. Langenweissbach 2012
Felix Biermann/ Thomas Kersting/ Anne Klammt [Hrsg.] Der Wandel um 1000. Beiträge zur Ur– und Frühgeschichte Mitteleuropas 60. Langenweissbach 2011
Felix Biermann/ Thomas Kersting/ Anne Klammt [Hrsg.], Siedlungsstrukturen und Burgen im Westslawischen Raum. Beiträge zur Ur– und Frühgeschichte Mitteleuropas 52. Langenweissbach 2009
Sebastian Brather, Archäologie der Westslaven. Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im früh– und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa. Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 30. Berlin 2001.
Joachim Herrmann [Hrsg.], Die Slawen in Deutschland. Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Alte Geschichte und Archäologie der Akademie der Wissenschaften der DDR 14, Berlin 1985. (zum großen Teil im Netz zu finden -->
http://redel.eu/schneelaeufer/wiki/images/a/a0/Slawen_in_deutschland.pdf)
Franz Schopper/ Jasper von Richthofen [Hrsg.], Ausflüge im Südwesten Brandenburgs. Ausflüge zu Archäologie, Geschichte und Kultur in Deutschland 54, Stuttgart 2012
@ Dieter: Die westslawische Population stagniert nicht und bleibt nicht auf dem Stand des 8./9. Jh. sondern steigt auch sprunghaft an, ein im ganzen Europa verbreitetes Phänomen.
Die Mark Brandenburg wird mit einem flächendeckenden System von Burgwardien mit dazugehörigen Dörfern zu deren wirtschaftlicher Absicherung überzogen. Dies passiert schon in der ersten Phase des ottonischen Ausgreifens in das westslawische Gebiet. In Pritzerbe und Ziesar waren solche Burgwarde schon 948 erwähnt. Dies ist für mich ein deutliches Zeichen des Verdrängens slawischer Eliten und wiederspricht einem Miteinander. Mit dem Lutizenaufstand 983 wird diese Entwicklung unterbrochen. Es ist eine deutlich vermehrte Anlage slawischer Burgwälle ab dem 10. Jh. zu verzeichen, offenbar eine Reaktion auf die äußeren Bedrohungen. Ebenfalls sind für diese Zeit eine Zunahme slawischer Siedlungstätigkeit nachzuweisen.
Der Eroberung suchten sich slawische Eliten wie Gottschalk in Lübeck und Pribislaw/ Heinrich in Brandenburg erfolglos durch Annahme des Christentums zu entziehen. Lediglich die Greifen in Pommern hatten mit ihrer Unterwerfung eine Herrschaft sichern können, wie Dieter richtig erwähnt. Pribislaw/ Heinrich blieb kinderlos und hatte die Zeichen der Zeit sicherlich auch richtig erkannt, als er die Mark an die Grafen von Ballenstedt vermachte.
In der zweiten Phase der Ostexpansion ab ca. 1150 wird wieder in ähnlicher Weise Verfahren. Für den Fläming sind 1161 Burgwarde in in Schartau, Möckern, Loburg, Bukau, Görzke, Redizke/Reetz, Wiesenburg, Belzig, Mörz, Niemegk, Jüterbog und 1186 in Dahme erwähnt. Dabei kommt es zu einer völligen, flächendeckenden Umstrukturierung des Siedlungsbildes. Dies geschieht sicherlich ohne Rücksicht auf bestehende Machtstrukturen gegen die slawischer Eliten. Ein Miteinander kann ich dort nicht erkennen. Während die slawische Bevölkerung, zwar zum Teil mit geringeren Rechte, aber dennoch weitgehend assimiliert wird, scheinen slawische Fürsten völlig verdrängt worden zu sein. Da kaum Namen für die frühe Phase des Landesausbaus überliefert sind ist eine eindeutige Aussage aber schwierig. Trotzdem erscheint die Einbindung slawischer Eliten in das neue Herrschaftssystem von den neuen Territorialfürsten, Burgwarden und Kleinadligen sicher nicht gewollt. Jacza von Köpenik z.B. sucht sich neue Territorien im Piastenstaat, wird also letztlich aus der Mark vertrieben.
Ich empfehle dazu:
Felix Biermann/ Thomas Kersting/ Anne Klammt [Hrsg.], Siedlungsstrukturen und Burgen im Westslawischen Raum. Beiträge zur Ur– und Frühgeschichte Mitteleuropas 52. Langenweissbach 2009
Sebastian Brather, Hochmittelalterliche Siedlungsentwicklung um Kloster Lehnin– Slawen und Deutsche in der Zauche. Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landesmuseums für Ur– und Frühgeschichte 27, Berlin 1993
Joachim Herrmann, Belizi 997– Beltz– Belzig. Von der Slawenburg zur kursächsischen Festung zwischen Havelland und Fläming. Eine archäologisch– historische Topographie. Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landesmuseums für Ur– und Frühgeschichte 28. Heidelberg 1994
LG Hardy