Laut englischer Wiki wurde das römische Bürgerrecht an die Einwohner von Tarsus im Jahre 66 v. Chr. vergeben:
Für mich ist das nicht nachvollziehbar; ich habe zumindest keine Ahnung, woraus sich das ergeben soll.
Allerdings könnte die Jahreszahl durchaus in die richtige Richtung weisen, wie Paulus' Familie das Bürgerrecht erlangt haben könnte: Ich könnte mir vorstellen, dass sie es von Pompeius im Zuge von dessen Ostaktivitäten gegen die Piraten und gegen Mithridates oder auch in Palästina erhalten hat. Gerade Pompeius war nämlich anscheinend recht großzügig mit der Vergabe des Bürgerrechts für geleistete Dienste. Z. B. erhielt der Großvater des Historikers Pompeius Trogus das Bürgerrecht für seine Dienste im Kampf gegen Sertorius, ebenso Lucius Cornelius Balbus (der es als erster eingebürgerter Provinziale sogar zum Konsul brachte). Vielleicht haben sich also auch Paulus' Vorfahren irgendwie um Pompeius verdient gemacht, aber das ist jetzt nur Spekulation.
Vielleicht haben seine Vorfahren das Bürgerrecht aber auch einfach gekauft wie der "Oberst", wobei dieser Missstand allerdings erst in der Kaiserzeit eingerissen zu sein scheint.
Römischer Bürger und hundertprozentig jüdische Familie widerspricht sich zumindest ein wenig.
Eigentlich nicht. Im "Jüdischen Krieg" (2,14,9) erwähnt Flavius Iosephus sogar Männer jüdischer Herkunft, die dem Ritterstand angehörten. In den "Jüdischen Altertümern" (14,10) zitiert er mehrere römische Erlässe aus der späten Republik, in denen Juden mit römischem Bürgerrecht erwähnt werden.
Verdächtig in dieser Hinsicht ist unter anderem AG 13, wo Manahen, der Herodes Antipas nahestand, als einer seiner Gefährten genannt wird.
Auch einige Paulusbriefe enthalten Hinweise auf diese Beziehungen, ebenso die Umstände und Folgen seiner Flucht aus Jerusalem.
*Auch die Grüße an "Herodian" in Römer 16.
Abgesehen davon, dass der Gegrüßte Herodion hieß, war nicht jeder, der Herodes, Herodian oder Herodion hieß, ein Angehöriger der Herrscherfamilie. Z. B. erwähnt Cicero mehrmals einen Gelehrten in Athen namens Herodes, bei dem auch Ciceros Sohn studierte. Dass dieser Herodes mit den Herodeern verwandt war, wird man wohl ausschließen können.
In den jüdischen Altertümern (20.9.4) erwähnt Josephus übrigens im Umfeld des Ananias einen Saulus, den er zur königlichen Familie und zum Freundeskreis Agrippas zählt. Der gleiche Saulus, der bei der Steinigung des "Stephanus" erwähnt wird, und den die hohe Priesterschaft nach Damaskus schickt?
Das passt chronologisch nicht, da der Saulus in den Altertümern in der Zeit erwähnt wird, als Albinus als Procurator von Florus abgelöst wurde und Jesus ben Gamaliel Hohepriester wurde, also 63/64 n. Chr. - somit etwa zur Zeit von Neros Christenverfolgung, als sich Paulus längst als Gefangener in Rom befand.
Und für den "Landpfleger" Felix ist Paulus eine derart wichtige Person, dass er, Felix, laut AG-23 200 Soldaten, 200 Schützen und 70 Reiter abkommandiert, die diesen Paulus nach Caesarea geleiten, um ihn vor "den Juden" zu schützen.
Spricht das eher für einen Zelt- oder Teppichmacher, oder für einen Herodianer?
Nicht Felix kommandierte sie ab, sondern der "Oberst" Claudius Lysias. Der wollte vielleicht nicht riskieren, dass ein römischer Bürger in seinem Gewahrsam von wütenden Juden gelyncht wird. Das wäre ihm karrieremäßig vielleicht schlecht bekommen.
Im Philipperbrief nennt er mehrfach seinen Gehilfen Epaphroditus. Nun war aber dies der Name von Neros Sekretär und Josephus' Gönner und Mentor. Später auch Sekretär Domitians, von diesem hingerichtet, wobei auch Flavius Clemens verschwand.
Paulus erwähnt in Phil 2,24, dass er den Epaphroditus nach Philippi schickte, und in 4,18, dass ihm von Epaphroditus Gaben der Philipper überbracht wurden. Ein einflussreicher kaiserlicher Freigelassener macht doch nicht den Laufburschen für Paulus.
Im Korintherbrief bestätigt Paulus seine Kontakte zu Senecas Bruder Gallio.
Wo in welchem der beiden Korintherbriefe steht das? Ich finde nur die Stelle in Apg 18,12, wo Paulus vor Gallio angeklagt wurde, als dieser Prokonsul von Achaia war.