Nur Geldstrafe? Das erscheint mir okay für einen Händler, aber für einen niemand?
Sobald er versucht de Pfeffer zu verkaufen, ist er - bei Umgehung des Marktzolls je nach dem wann er erwischt wird, wahlweise Ware oder Geld los. Über ggf. weitere Strafen entscheidet dann das Marktgericht.
Möglich, aber Venedig besaß als einzige Stadt ein Fernhandlungsmonopol im gesamten HRR. Auch in Konstantinopel hatte Venedig seine Niederlassung, dazu ein Privileg, im gesamten byzantinischen Reich Handel zu sehr günstigen Konditionen treiben zu dürfen. Pfeffer wurde im Hochmittelalter aus Indien durch arabische Händler an die Mittelmeerküste angeleifert, von wo es per (venezianische) Schiffe nach Venedig gelangte – und von dort in das gesamte Reich. Dazu ein Zitat aus
Wikipedia
Das stimmt zwar alles so, nur darfst du auch nicht vergessen, dass das Mittelmeerraum und insbesondere die Adria im Hochmittelalter nicht gerade ein friedliches und beschauliches Örtchen waren. Zunächst wäre hier der Dauerzwist zwischen Venedig und Genua um die Vormachtstellung. Ab den 1020ern herrschte zwischen der venezischen Dogenfamilie und dem HRR genauso wie dem oströmischen Reich eher eine unterkühlte Stimmung, weswegen man sich gerne gegenseitig das Leben schwer machte. Hinzu kommen die Normannen, die in Italien sukzessive ihr Gebiet erweitern. Byzanz hat deutliche Gebietsverluste an der östlichen Mittelmeerküste an die Türken, zeitgleich haben nun auch die Normannen ein Auge auf Byzanz geworfen und greifen von Westen an. Darum kümmert sich dann wiederum Venedig, wofür sie das Handelsprivileg von Alexios I. erhielten, so wie du das auch entsprechend zitierst. Nachdem dann aber die normannische Gefahr gebannt war, war das Handelsprivileg dann doch nicht mehr so ernst gemeint, so dass Venedig Byzanz erstmal mit Hilfe der Kreuzfahrer des 1. Kreuzzugs unter Druck setzte, das Handelsprivileg zu verlängern (frei nach dem Motto: je schneller ihr verlängert, desto schneller fahren sie weiter über den Bosporus). Mit dem Nachfolger von Alexios I. wird das ohnehin schon sehr "geschäftliche" Verhältnis zum byzantinischen Reich endgültig zum Konflikt: Mitte des 12. Jahrhunderts müssen alle Venezianer Konstantinopel verlassen. Und weil ein Kaiser, mit dem man es sich verscherzt hat eben nicht reicht, tritt Venedig noch in die Lega Lombarda ein. Erst mit dem vierten Kreuzzug zum ende des Hochmittelalters hin errichtet Venedig die für den Fernhandel bedeutendsten Mittelmeerstützpunkte.
Darüber habe ich noch nicht endgültig entschieden. Eine mögliche Variante: Er wird den Pfeffer in München an einem Händler verkaufen, der es dann seinem Bestand einverleibt und mit größerem Gewinn weiterverkauft, als wenn er ihn selbst importierte.
Ein Händler hätte vermutlich ein Thema damit Diebesgut zu kaufen, das ihm ggf. seine eigenen Preise ruiniert, vielleicht eher ein Kramer? Muss es unbedingt München als Ort des Geschehens sein? München war im Hochmittelalter gerade mal so gegründet und boshaft formuliert noch nichts weiter als eine Zollstation mit Bordell, Kloster sowie Markt- und Münzrecht. In alteingesessenen Städten in dem Gäu wie Salzburg, Augsburg, Landshut, Ingolstadt, Regensburg usw. wäre definitiv ein besserer Gewinn zu holen.
Fondaco dei Tedeschi (die Niederlassung deutscher Händler in Venedig) wurde 1228 erstmal urkundlich erwähnt, aber es ist klar, dass deutsche Händler dort schon vorher tätig waren.
Klar waren sie das, das bestreitet auch keiner. Die großen Nürnberger (und auch Augsburger und Regensburger) waren halt erst im späten HoMi und im SpäMi in Venedig, weil sie bis dahin einfach anderweitig gewinnoptimierter Arbeiten konnten. Die kleinen Kaufleute, die ihre Waren vor Ort kauften und sie über die Alpen transportierten waren auch bereits im HoMi in Venedig, hatten allerdings deutlich kleiner Gewinnspannen. Diejenigen Kaufleute, die aber ohne Zwischenhändler direkt von den Türken kauften, wählten eher den Landweg, schlicht weil er sicherer war und mehr Gewinn abwarf. Für den Handel über Venedig hätten sie mit verhältnismäßig leeren Fuhrwerken nach Venedig fahren müssen, da Venedig genug andere Möglichkeiten hatte, seine Bedarfe günstig zu decken, sie waren nicht auf die Lieferungen der transalpinen Kaufleute angewiesen. Dort hätten sie zitternd darauf warten müssen, wie viel ihrer bereits bezahlten Ware sicher im Hafen ankommt und wie viel davon die Schwimmkerze auf der Adria mimt. Und wären vermutlich mit erneut nicht vollbeladenen Fuhrwerken wieder zurückgefahren. Nach Prag fuhren die Nürnberger mit vollgepackten Fuhrwerken, verkauften dort, luden ihre Waren auf, verkauften ebenfalls alles was nicht auf die Fuhrwerke passte (die Handelsbilanz Prags im Hochmittelalter war grundsätzlich negativ, also ein richtig feiner Absatzmarkt zum ordentlich Geld machen; Geld war nämlich da in Prag) und fuhr dann mit vollen Fuhrwerken und vollem Geldbeutel wieder zurück.
Die Idee zum Roman habe ich aus der Zeit vor dem Schengener Übereinkommen, als ich mich über die Wartezeiten an den Grenzen zu Österreich und Italien, sowie über die Mautgebühren in diesen beiden Ländern ärgerte. Einmal wurden wir an der deutschen Grenze – aus Italien kommend – für fast eine Stunde festgehalten: Ein Zöllner im Overall und Gummihandschuhen durchsuchte das Auto und durchwühlte unser Gepäck nach Schmuggelgut: u.a. zählte er genau nach, wie viel italienischen Kaffee, Zigaretten und Wein wir dabei hatten. Lächerlich.
Ok, verstehe, dann muss der Weg über die Alpen sein. Ich weiß jetzt nicht mehr wirklich für welche Variante du dich entschieden hast, wie dein Protagonist an die zwei Sack Pfeffer kommt; wie gesagt, stehlen find ich schwierig, was die Glaubwürdigkeit betrifft, derart kostbare Güter wurden strengstens bewacht. Ggf. findest du aber auf Grundlage der machtpolitischen Irrungen rund um Venedig eine Möglichkeit ihn an den Pfeffer kommen zu lassen. Strandgut find ich auch problematisch. Gabs zwar sicher bei dem Dauerhickhack in der Adria, aber dazu müsste dein Protagonist zum einen gebildet genug sein, um zu wissen dass sein Fundstück Pfeffer ist und zum anderen müsste mit Salzwasser durchfeuchteter Pfeffer noch genießbar sein (das lässt sich aber in einer Versuchsreihe testen).