Das Argument von P. Pilhofer zu Phil 3,20 stelle ich gerne nochmals vor:
Paulus schweigt über ein reales Bürgerrecht, kommt aber in seinem Brief nach Philippi, den er aus dem Gefängnis heraus schreibt, auf ein "himmlisches Bürgerrecht" zu sprechen. In dieser Situation als Gefangener hätte ihm ein reales römisches Bürgerrecht durchaus hilfreich sein können. Das scheint erklärungsbedürftig. Auch wäre es befremdlich, wenn er der Gemeinde gegenüber, in der sich zumindest einige Gemeindemitglieder in einer ähnlich bedrohlichen Situation befanden wie Paulus selbst (Phil 1,30), zwar auf ein "himmlisches Bürgerrecht" verwiesen hätte, selbst aber die Sicherheit eines römischen Bürgerrechts besessen hätte.
Das ist nur eines von mehreren Argumenten, die man in der Summe als plausibel entgegennehmen kann – oder eben nicht.
Diese Argumentation finde ich nicht gerade überzeugend.
Wir wissen nicht, wo und in wessen Gefangenschaft sich Paulus eigentlich befand, als er den Brief schrieb. Da er aber in Phil 1,13 ein Praetorium erwähnt, ist wohl anzunehmen, dass er in römischem Gewahrsam war. Doch auch wenn er sich in nichtrömischer Gefangenschaft befunden hätte, wäre sein römisches Bürgerrecht keine Wunderwaffe gewesen, die ihm automatisch jede Zellentür geöffnet hätte. Übergriffe der Provinzbewohner auf römische Bürger kamen nämlich durchaus vor. Ein besonders drastischer Fall ereignete sich zu Beginn der Kaiserzeit oder kurz davor, als in Kyzikos von den Einheimischen einige römische Bürger ausgepeitscht und hingerichtet wurden.
Außerdem deutet Paulus in seinem Brief an, dass sich einige seiner Adressaten in einer ähnlichen Notlage befanden wie er. Da wäre es doch ziemlich unsensibel gewesen, wenn er sich sein Bürgerrecht zunutze macht, somit ein Mittel nutzt, das den meisten seiner Glaubensgenossen nicht zur Verfügung stand. Klar, der Durchschnittsmensch würde vermutlich darauf pfeifen und erstmal an sich denken, aber manche frühen Christen dachten in anderen Kategorien, wie diverse Märtyrer zur Genüge beweisen.
Das finde ich ein bisschen schwach. Jedes Zitat hat Teile, die in den anderen nicht vorkommen, zumal 1 Joh 1 kein wirkliches Zitat, sondern eine ironische Reaktion ist.
Natürlich ist das schwach. Aber es funktioniert genauso wie Deine Argumentation mit der berührenden Hand und der Paulusstelle.
1 Kor 2,9 (-> EvTh 17, s. mein letztes post)
1 Kor 4,8 (-> EvTh 2)
1 Kor 4,10 "Verständige in Christus"
1 Kor 15,12 Leugnung der Auferstehung
2 Kor 11,4 "anderer Jesus"
2 Kor 12,11 "superfeine Apostel"
2 Kor 12,16 Vorwurf gegen Paulus, er würde die Gläubigen mit List fangen
Gal 4,9 (-> EvTh 3)
Eph 2,14 2 zu 1 machen
Eph 5,6 Warnung vor leeren Worten
Eph 5,12 Warnung vor Leuten, die Schändliches im Verborgenen tun
Phil 1,15 Jesus aus Neid und Rivalität predigen
Kol 2,8 "euch durch die Philosophie wegführe"
1 Thess 5,2 (-> EvTh 103)
2 Thess 2,2 Leute, die behaupten, Jahwes Tag sei schon gekommen
2 Thess 2,15 nur Paulus' mündliche oder schriftliche Aussagen annehmen
1 Tim 1,20 Leute, die mit ihrem Glauben Schiffbruch erlitten haben
1 Tim 4,1 Lehren von Dämonen
1 Tim 6,20 Warnung vor der Gnosis
2 Tim 1,15 Alle in Asia sind abgefallen
2 Tim 2,18 sie sagen, die Auferstehung sei bereits geschehen
2 Tim 4,3 andere Lehrer
Titus 3,9 Sekten
Hebr 1,12 (-> EvTh 111)
Hebr 4,1 (-> EvTh 2 [gr.])
Hebr 4,2 ein anderes Evangelium, bzw anders aufgefasst ohne Glauben
Hebr 6,4-6 unmöglich, die "Erleuchteten" zurückzuholen
2 Petr 2,1 falsche Propheten, die den Gebieter verleugnen
2 Petr 3,16 Leute, die auch Paulus' Briefe verdrehen
1 Joh 1,1 (-> EvTh 17)
1 Joh 1,5 Gott ist Licht (-> EvJoh wohl vom selben Autor)
1 Joh 2,9 Licht
1 Joh 2,26 Leute, die euch irreführen
1 Joh 4,1 nicht inspirierter Äußerung glauben
1 Joh 4,3 Äußerung, die Jesus nicht bekennt
2 Joh 1,7 Betrüger
Jud 1,3 Jesus' Lehre als Anlass zur Zügellosigkeit nehmen
1 Kor 2,9 (-> EvTh 17, s. mein letztes post) => Dazu habe ich schon an anderer Stelle auf Jesaja als plausiblere Quelle verwiesen.
1 Kor 4,8 (-> EvTh 2) => Außer dem "herrschen" gibt es keine Parallele.
1 Kor 4,10 "Verständige in Christus" => Meinst Du, dass mit den Verständigen Gnostiker gemeint seien? Dann würde Paulus sie ja direkt ansprechen.
1 Kor 15,12 Leugnung der Auferstehung => Eine Auferstehung hat bald mal jemand geleugnet.
2 Kor 11,4 "anderer Jesus" => Und was soll daran spezifisch gnostisch sein, wenn jemand ein anderes Jesus-Bild verkündigt?
2 Kor 12,11 "superfeine Apostel" => Und was ist daran gnostisch oder hat mit Irrlehrern zu tun?
2 Kor 12,16 Vorwurf gegen Paulus, er würde die Gläubigen mit List fangen => Und was ist daran gnostisch?
Gal 4,9 (-> EvTh 3) => Im Galaterbrief geht es darum, dass es idiotisch wäre, sich vom neuerlangten Glauben wieder abzuwenden. Thomas hat eine andere Aussage.
Eph 2,14 2 zu 1 machen => Christus als Versöhner und Vereiniger. Und der Bezug zur Gnosis?
Eph 5,6 Warnung vor leeren Worten => Allgemeiner gehalten kann eine Warnung gar nicht mehr sein.
Eph 5,12 Warnung vor Leuten, die Schändliches im Verborgenen tun => Und der Bezug zur Gnosis?
Phil 1,15 Jesus aus Neid und Rivalität predigen => Manche Missionare handeln aus niederen Beweggründen. Der Bezug zur Gnosis?
Kol 2,8 "euch durch die Philosophie wegführe" => Das passt auf jede beliebige unchristliche Philosophie.
1 Thess 5,2 (-> EvTh 103) => Ähnliche Stellen finden sich auch in den kanonischen Evangelien, man muss also nicht Thomas als Quelle bemühen.
2 Thess 2,2 Leute, die behaupten, Jahwes Tag sei schon gekommen => eine allgemeine Warnung vor Untergangspropheten
2 Thess 2,15 nur Paulus' mündliche oder schriftliche Aussagen annehmen => Man soll sich an das halten, was der Verfasser gelehrt hat. Und der Bezug zur Gnosis?
1 Tim 1,20 Leute, die mit ihrem Glauben Schiffbruch erlitten haben => Einige sind vom Glauben abgefallen oder auf Irrwege geraten. Das kam wohl öfters mal vor. Und der Bezug zur Gnosis?
1 Tim 4,1 Lehren von Dämonen => Solche Bewegungen gab es aber auch anderweits.
1 Tim 6,20 Warnung vor der Gnosis => der einzige recht eindeutige Hinweis
2 Tim 1,15 Alle in Asia sind abgefallen => Das bedeutet nicht, dass sie sich der Gnosis zugewandt haben.
2 Tim 2,18 sie sagen, die Auferstehung sei bereits geschehen => Das sagen viele Christen. Schon im NT spiegeln sich unterschiedliche Ansichten darüber wieder, ob die Auferstehung gleich nach dem Tod oder erst beim jüngsten Gericht erfolgt.
2 Tim 4,3 andere Lehrer => Allgemeiner kann das nicht mehr formuliert werden.
Titus 3,9 Sekten => Kein Hinweis, dass damit Gnostiker gemeint seien.
Hebr 1,12 (-> EvTh 111) => unterschiedliche Adressaten
Hebr 4,1 (-> EvTh 2 [gr.]) => ?????????
Hebr 4,2 ein anderes Evangelium, bzw anders aufgefasst ohne Glauben => Und der klare Bezug zur Gnosis?
Hebr 6,4-6 unmöglich, die "Erleuchteten" zurückzuholen => "Erleuchtet" wurden sie nicht durch die Gnosis, sondern durch den rechten Glauben. Dann sind sie abgefallen.
2 Petr 2,1 falsche Propheten, die den Gebieter verleugnen => Passt auf jeden, der Christus verleugnet.
2 Petr 3,16 Leute, die auch Paulus' Briefe verdrehen => Und warum sollen diese Leute Gnostiker sein?
1 Joh 1,1 (-> EvTh 17) => hatten wir schon
1 Joh 1,5 Gott ist Licht (-> EvJoh wohl vom selben Autor) => Dass Gott mit Licht assoziiert wird, ist ja soooo typisch gnostisch.
1 Joh 2,9 Licht => Wer sich als Christ gibt, aber nicht wie einer handelt, ist offenbar doch keiner.
1 Joh 2,26 Leute, die euch irreführen => Eine ganz allgemeine Warnung vor Irrlehrern.
1 Joh 4,1 nicht inspirierter Äußerung glauben => Man soll nicht unkritisch sein.
1 Joh 4,3 Äußerung, die Jesus nicht bekennt => Fast die gesamte Bevölkerung hat damals Jesus nicht bekannt.
2 Joh 1,7 Betrüger => Fast die gesamte Bevölkerung hat damals Jesus nicht bekannt.
Jud 1,3 Jesus' Lehre als Anlass zur Zügellosigkeit nehmen => Und warum sollen damit Gnostiker gemeint sein?