Indogermanen, Konstrukt oder Wirklichkeit?

Ich beanstande nur, was objektiv zu beanstanden ist, und weise darauf hin, dass es falsch ist, Gimbutas als Matriarchatstheoretikerin darzustellen, was ich auch belegt habe.

Dass Marija Gimbutas keine Matriarchatsforscherin im eigentlichen Sinn war, dürfte klar sein. Sie war an erster Stelle eine hochdekorierte Archäologin, die jahzehntelang Ausgrabungen in Italien, Jugoslawien und Griechenland leitete. Allerdings ist festzuhalten, dass sie in zahlreichen Publikationen ein matrilineares Neolithikum in Europa postuliert und zudem einen zentralen Glauben an eine Muttergottheit oder die "Große Göttin".

Ich habe hier vor mir ihre Publikation "Die Sprache der Göttin. Das verschüttete Symbolsystem der westlichen Zivilisation", was neben interessanten Ausgrabungsergebnissen stets auf ein mütterbestimmes Neolithikum, also auf matriarchale Strukturen und die "Große Göttin" zurückkommt.

Dieser Aspekt scheint mir untrennbar mit dem wissenschaftlichen Werk der Gimbutas verbunden zu sein..
 
Wenn das für die spätere Zeit gelten kann, dann könnte es auch für die frühe Zeit gelten. Nämlich für eine friedliche, womöglich parallele Entwicklung der indoeuropäischen Sprachen aus der Mitte Europas.

Das mag sein. Mir ist die eine Hypothese so recht wie die andere, denn ich bin da nicht ideologisch vorbelastet. Nachdem ich einst allein die These der Gimbutas favorisiert habe, kann ich mir heute ebenso gut ein Entstehen indoeuropäischer Sprachträger in der Mitte Europas vorstellen, ohne Invasionen und Einbrüche.

Allerdings bleibt ungeklärt, wie indoeuropäische Sprachen bis nach Indien und in den Iran gelangen konnten. Allein durch Kulturkontakte? Oder eine Völkerbewegung über tausende von Kilometern? Das halte ich für wenig wahrscheinlich. Auch eine Diffusion durch Kulturkontakte über so riesige Entfernungen ist kaum denkbar.

Und so haben beide Hypothesen Pferdefüße und Widersprüche, die nur durch große argumentative Verrenkungen erklärbar sind.
 
Das ist nur natürlich: Die Gallier blieben in der Mehrheit und Generationen von Müttern sprachen sicher noch sehr lange gallisch mit ihren Kindern.
Und das bedeutet in der Konsequenz was für deine Gewalt-Hypothese?

bei einer Religion gibt es diese Konkreta nicht – sie ist etwas Abstraktes, das zu vermitteln weitaus schwieriger sein dürfte. Die (ersten) christlichen Missionare lernen auch zuerst die Sprache der zu missionierenden, dann erst können sie Glaubensinhalte, d.h. das, um was es eigentlich geht, vermitteln.
Das ist alles richtig, mir ist nur grad der innere Zusammenhang zu unserer Diskussion abhanden gekommen.
 
und diese [URL="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/36/IE3500BP.png%5b/img"]http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/36/IE3500BP.png[/img[/URL]] die Ausbreitung der indogermanischen Sprache um 1500 vor Chr.
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Die Karte zeigt nicht die Ausbreitung der indogermanischen Sprache[I][B]n [/B][/I](zu diesem Zeitpunkt sind nämlich die ersten Ausgliederungen definitiv nachgewiesen), sondern eine hochgradig selektive Auswahl von archälogischen Kulturen bzw. Kulturräumen. Für bestimmte Kulturen lässt sich eine indogermanische Sprache nachweisen, bei anderen ist dies nur eine Annahme - aber kein Faktum. Und wie bereits erwähnt, befand sich zum Zeitpunkt der UFK der mutmaßliche Proto-Indogermanische Sprachraum bereits in der Auflösung, vermutlich auch in West- und Mitteleuropa. Die UFK kann also nicht als die proto-indogermanische Kultur in Europa schlechthin gelten, zumal ihr Ausbreitungsgebiet vornehmlich das spätere Ausbreitungsgebiet der keltischen Sprachen umfasst.
 
Und so haben beide Hypothesen Pferdefüße und Widersprüche, die nur durch große argumentative Verrenkungen erklärbar sind.
Das ist auch meine Meinung.


Und das bedeutet in der Konsequenz was für deine Gewalt-Hypothese?
Das bedeutet, dass Gewalt ein Mittel sein kann, die Kultur einer Minderheit einer Mehrheit aufzuzwingen, dass aber dieser Prozess der Kultur- bzw. Sprachübernahme desto langsamer abläuft, je großer der zahlenmäßige Unterschied zwischen der Mehrheit und Minderheit ist.


Das ist alles richtig, mir ist nur grad der innere Zusammenhang zu unserer Diskussion abhanden gekommen.
Wenn es stimmt, dass sich Religionsinhalte ohne Sprache nur schwer vermitteln lassen, dann kann man die Ausbreitung der Urnenfeldkultur auch im Zusammenhang mit der Ausbreitung der indogermanischen Sprachen sehen.
 
Kelten waren ja schon Indogermanen. Auf jeden Fall stimmen die Grenzen der UFK und der indogermanischen Sprache ziemlich überein – siehe die beiden Grafiken in meinem Beitrag gestern, 18:24.

Das ist zumindest unpräzise. Als Indogermanen bzw. Indoeuropäer werden die Sprecher der (Ur-)Indogermanischen Sprache (PIE) bezeichnet. Kelten als Sprecher einer indoeuropäischen Einzelsprache treten denknotwendig erst nach Ausdifferenzierung der indoeuropäischen Sprachen aus den Dialekten des PIE auf.

Die Grenzen der Urnenfelderkultur stimmen auch nicht mit den Grenzen der indogermanischen Sprache überein, es sei denn, man ginge davon aus, dass diese vor ihrer Ausdifferenzierung in Dialekte und Einzelsprachen von Nordsee bis Sizilien gesprochen wurde. Dies ist aber aufgrund des zeitlichen Abstands zwischen Ausdifferenzierung und UFK unwahrscheinlich (ca. 2000 Jahre).

Beim Punkt 3 spricht viel dafür, dass die Urnenfeldkultur gleichzeitig mit der indogermanischen Sprache auftauchte, denn die Grenzen der Sprache sind ungefähr auch die Grenzen der Religion.

Wie kommst du darauf? Kann man diese These irgendwo nachlesen? Die Sprachwissenschaft geht von einer Ausdifferenzierung der indogermanischen Sprache vor 3000 v.Chr. aus. Die Urnenfelderkultur wird auf etwa 1300 v. Chr. bis 800 v. Chr. datiert.
 
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Das bedeutet, dass Gewalt ein Mittel sein kann, die Kultur einer Minderheit einer Mehrheit aufzuzwingen, dass aber dieser Prozess der Kultur- bzw. Sprachübernahme desto langsamer abläuft, je großer der zahlenmäßige Unterschied zwischen der Mehrheit und Minderheit ist.
Also so langsam, dass ein punktuelles Gewaltereignis in den 50er Jahren des letzten vorchristlichen Jahrhunderts erst einige Generationen später, als das Ereignis selbst kaum mehr eine Rolle spielte, sich in Form des Sprachwechsels durchsetzte?
Also da scheint mir die gängige Auffassung, dass die keltische Elite zur römischen Funktionselite wurde (mit einigen Ausnahmen eines betonten keltischen Konservatismus im Treverergebiet, wie man sie aus bestimmten Gräberfelder herauszulesen meint) und dadurch allmählich das Lateinische diffundiert wurde, sehr viel plausibler.

Wenn es stimmt, dass sich Religionsinhalte ohne Sprache nur schwer vermitteln lassen, dann kann man die Ausbreitung der Urnenfeldkultur auch im Zusammenhang mit der Ausbreitung der indogermanischen Sprachen sehen.

Siehe noch mal den Hinweis des Zyklotropen und von mir: Die UFK deckt sich räumlich einigermaßen mit den keltischen Kulturen, also, bei Gleichsetzung der archäologischen Kulturen, die wir als Kelten bezeichnen und der linguistischen Ausbreitung der Kelten, nur mit einer Teilmenge der Indoeuropäer, lange nach dem Zerfall des Indoeuropäischen in die Einzelsprachen. Die Ausbreitung der UFK kann mit der Ausbreitung des Indoeuropäischen folglich nichts zu tun haben.
 
Wenn es stimmt, dass sich Religionsinhalte ohne Sprache nur schwer vermitteln lassen, dann kann man die Ausbreitung der Urnenfeldkultur auch im Zusammenhang mit der Ausbreitung der indogermanischen Sprachen sehen.

Die Sprachwissenschaft sagt, dass die Auflkösung der indoeuropäischen Grundsprache und ihr Zerfall in Einzelsprachen bereits weit vor der Urnenfelderzeit erfolgt war. Es mag allerdings sein, dass es im Zuge einer Urnenfelderwanderung (die umstritten ist) zur räumlichen Verlagerung indoeuropäische Sprachen bzw. ihrer Träger kam.
 
Es mag allerdings sein, dass es im Zuge einer Urnenfelderwanderung (die umstritten ist) zur räumlichen Verlagerung indoeuropäische Sprachen bzw. ihrer Träger kam.
Zumindest ragt die UFK laut der verlinkten Karte über das Keltengebiet hinaus in ein Gebiet hinein, welches bis in historische fassbare Zeit von den nichtindoeuropäischen Iberern besiedelt wurde, in Katalonien beiderseits der Pyrenäen decken sich UFK und keltisches Sprachgebiet auffälligerweise nicht, was gegen die These spricht, dass die UFK an eine Sprachgemeinschaft gebunden gewesen sei.
 
Zumindest ragt die UFK laut der verlinkten Karte über das Keltengebiet hinaus in ein Gebiet hinein, welches bis in historische fassbare Zeit von den nichtindoeuropäischen Iberern besiedelt wurde, in Katalonien beiderseits der Pyrenäen decken sich UFK und keltisches Sprachgebiet auffälligerweise nicht, was gegen die These spricht, dass die UFK an eine Sprachgemeinschaft gebunden gewesen sei.

Ich habe hier eine Karte im Großen Atlas zur Weltgeschichte. Danach umfasst die Urnenfelderkultur ganz Mittel- und Westeuropa mit Ausnahme Norddeutschlands, das unter dem Einfluss der nordischen Bronzekultur steht. Im Raum Frankreich wird Süd- und Westfrankreich (Bretagne Gascogne) nicht mehr von der Urnenfelderkultur erfasst, allerdings geht ein Strang entlang der Rhone und umfasst das äußerste NO-Spanien. Im Osten wird der polnische Raum erreicht, auf dem Balkan liegt nur Ungarn im Bereich der Urnenfelderkultur. Der Raum der Illyrer, Thraker und Geten bleibt außerhalb.

In Italien zählt Norditalien bis zum Tiber zur Urnenfelderkultur, reicht aber noch ein wenig darüber hinaus. Süditalien bleibt unberührt.
 
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[FONT=&quot]Die Ausbreitung der indogermanischen Sprachen ist eines, die Ausbreitung der Religion/Kultur etwas anderes. Deswegen müssen die beiden Karten, die übrigens eine große zeitliche Differenz aufweisen (ich habe keine bessere gefunden), nicht übereinstimmen. Es liegt aber auf der Hand, dass zuerst die Sprachen da waren (auf welcher Weise auch immer), und erst dann die Religion hinzukam (da gibt es größere Widerstände zu überwinden), wenn auch nicht überall (kann ja sein, dass manche Stämme/Völker sie ganz und gar ablehnten).[/FONT]

[FONT=&quot]Ich halte es für eminent wichtig zu wissen, wie zahlenreich die Alt-Siedler wo waren. Und wie zahlreich die Träger der Kurgankultur im Ursprungland waren. Dann könnte man besser abschätzen, ob eine Einwanderung aus den östlichen Steppen in so großen Umfang überhaupt möglich war.[/FONT]
 
[FONT=&quot]Die Ausbreitung der indogermanischen Sprachen ist eines, die Ausbreitung der Religion/Kultur etwas anderes.[/FONT]
klingt plausibel - aber was weiß man von der Religion der Indogermanen?

(notabene: es ist durchaus des öfteren vorgekommen, dass Eroberer auf einer weniger zivilisierten Kulturstufe waren als ihre Eroberten (und das sogar auch, wenn die Eroberer demografisch eine Minderheit waren))
 
[FONT=&quot]Die Ausbreitung der indogermanischen Sprachen ist eines, die Ausbreitung der Religion/Kultur etwas anderes. Deswegen müssen die beiden Karten, die übrigens eine große zeitliche Differenz aufweisen (ich habe keine bessere gefunden), nicht übereinstimmen. [/FONT]
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[FONT=&quot]Wir sprechen hier von der Urnenfelderkultur und die umfasst einen Zeitraum
[FONT=&quot]von etwa 1300 - 800 v. Chr.

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Es liegt aber auf der Hand, dass zuerst die Sprachen da waren (auf welcher Weise auch immer), und erst dann die Religion hinzukam (da gibt es größere Widerstände zu überwinden), wenn auch nicht überall (kann ja sein, dass manche Stämme/Völker sie ganz und gar ablehnten).
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[FONT=&quot][FONT=&quot]Das ganze war sicher etwas komplexer. Man kann davon ausgehen, dass sich bei solchen Überschichtungsvorgäng[FONT=&quot]en religiöse Vorstellungen der autochthonen Bevölkerung mit denen der zugewanderten Immi[FONT=&quot]gra[FONT=&quot]nten vermischten. So nahmen Indoeuropäer vermutlich Götter der altansässigen Bevölkerung in ihr Pantheon auf. Folgt man der vielzitierten Marija Gimbutas, so wären das vor allem Fruchtbarkeits- und Vegetationsgötter[FONT=&quot] mit entsprechenden Riten, wobei ein Schwerpunkt auf weibliche[FONT=&quot]n[/FONT] Gottheiten liegt. [/FONT][/FONT][/FONT][/FONT][/FONT][/FONT][/FONT][FONT=&quot][FONT=&quot][FONT=&quot][FONT=&quot][FONT=&quot][FONT=&quot][FONT=&quot]

Das gilt auch für den berühmten "Wanenkrieg", der von einigen als Ausdruck einer Auseinandersetzung zwischen kriegerischen indoeuropäischen Göttern und einer alteingesessenen bäuerlichen Schicht von Fruchtbarkeitsgottheiten gedeutet wird. Das alles hat natürlich nur Gültigkeit unter der Voraussetzung, dass man eine autochthone neolithische Bauernbevölkerung postuliert, die im 3. Jahrtausend v. Chr. von einer indoeuropäischen Population überschichtet wird, die man als halbnomadische kriegerische Hirten und Viehzüchter bezeichnen könnte.

Schlüssig "beweisen" lassen sich derartige Hypothesen nicht und natürlich gibt es andere Erklärungsmodelle für den Wanenkrieg.[/FONT][/FONT][/FONT][/FONT][/FONT][/FONT]
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Ich halte es für eminent wichtig zu wissen, wie zahlenreich die Alt-Siedler wo waren. Und wie zahlreich die Träger der Kurgankultur im Ursprungland waren. Dann könnte man besser abschätzen, ob eine Einwanderung aus den östlichen Steppen in so großen Umfang überhaupt möglich war.
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Wie wir gesehen haben, gibt es sowohl die Möglichkeit eines "Eliteransfers" mit einer nur geringen Zuwanderung und die einer größeren Bevölkerungsverschiebung. Allerdings sagen die Archäologen unisono, dass es keine archäologischen Hinweise gibt, die Invasionen oder große Wanderungen indoeuropäischer Sprachträger glaubhaft machen.
 
[FONT=&quot][FONT=&quot][FONT=&quot][FONT=&quot][FONT=&quot][FONT=&quot][FONT=&quot]Das alles hat natürlich nur Gültigkeit unter der Voraussetzung, dass man eine autochthone neolithische Bauernbevölkerung postuliert, die im 3. Jahrtausend v. Chr. von einer indoeuropäischen Population überschichtet wird, die man als halbnomadische kriegerische Hirten und Viehzüchter bezeichnen könnte.
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Allerdings sagen die Archäologen unisono, dass es keine archäologischen Hinweise gibt, die Invasionen oder große Wanderungen indoeuropäischer Sprachträger glaubhaft machen.

Die Frage ist, welchen archäologischen Befund Hirtennomaden hinterlassen würden.
 
Die Frage ist, welchen archäologischen Befund Hirtennomaden hinterlassen würden.

An Siedlungsresten nichts, was die Jahrtausende hätte überdauern können. Nomadenlager hinterlassen keine Spuren. Also könnte es sich nur um Waffen, Geräte und Schmuck handeln. Aber woher soll ein Archäologe wissen, ob solche Überreste nun von wandernden Bevölkerungsgruppen stammen? :grübel:

Eine andere Hypothese rankt sich um die Schnurkeramik. Ob sie die Leitkultur einer neuen Einwanderungsgruppe in Form der Indoeuropäer ist, ist sehr umstritten. Auf jeden Fall gibt es einen kulturellen Bruch, der u.a. an der Grabkultur sichtbar wird. Die Kollektivbegräbnisse in Form der Megalithbauten verschwinden mit Einbruch der Schnurkeramik fast schlagartig und weichen einer Einzelgrabkultur, deren Menschen ihre Toten einzeln unter Grabhügeln bestatten.
Ob das nun mit dem Einbruch neuer indoeuropäischer Bevölkerungsgruppen zu erklären ist, ist strittig.
 
Eine andere Hypothese rankt sich um die Schnurkeramik. Ob sie die Leitkultur einer neuen Einwanderungsgruppe in Form der Indoeuropäer ist, ist sehr umstritten. Auf jeden Fall gibt es einen kulturellen Bruch, der u.a. an der Grabkultur sichtbar wird. Die Kollektivbegräbnisse in Form der Megalithbauten verschwinden mit Einbruch der Schnurkeramik fast schlagartig und weichen einer Einzelgrabkultur, deren Menschen ihre Toten einzeln unter Grabhügeln bestatten.
Ob das nun mit dem Einbruch neuer indoeuropäischer Bevölkerungsgruppen zu erklären ist, ist strittig.
Zu den Megalithbauten ist noch bis morgen, den 1. Februar eine Dokumentation in der ZDF-Mediathek abrufbar: Stonehenge - Das verborgene Reich. Megalithanlage als Zentrum einer rituellen Landschaft.
 
Das mag sein. Mir ist die eine Hypothese so recht wie die andere, denn ich bin da nicht ideologisch vorbelastet. Nachdem ich einst allein die These der Gimbutas favorisiert habe, kann ich mir heute ebenso gut ein Entstehen indoeuropäischer Sprachträger in der Mitte Europas vorstellen, ohne Invasionen und Einbrüche.
Hier Eurogenes Blog: Yamnaya genomes are a 50/50 mix of eastern Euro foragers and something else ANE-rich und hier Eurogenes Blog: Half of our ancestry comes from the Pontic-Caspian steppe wird schon heftig über die nächste Veröffentlichung von David Reich, dass 3/4 der schnurkeramischen Menschen aus Deutschland und etwa die Hälfte der Vorfahren der heutigen Nordeuropäer von der Jamnaja abstammen sollen, diskutiert.
Mich graust es schon, besonders da dies wieder der mtDNA-Forschung widersprechen würde. Ancient DNA reveals key stages in the formation of Central European mitochondrial genetic diversity

Allerdings bleibt ungeklärt, wie indoeuropäische Sprachen bis nach Indien und in den Iran gelangen konnten. Allein durch Kulturkontakte? Oder eine Völkerbewegung über tausende von Kilometern? Das halte ich für wenig wahrscheinlich. Auch eine Diffusion durch Kulturkontakte über so riesige Entfernungen ist kaum denkbar.
Ja durch Völkerbewegung über tausende von Kilometern bzw. durch Bevölkerungsbewegung. Ich muss hier wieder auf mein Lieblingsthema kommen. Hier am Beispiel Indiens. Herders of Indian and European Cattle Share Their Predominant Allele for Lactase Persistence Es gab infolge Klimaschwankungen immer wieder große Auswanderungswellen aus Europa, z.B vor 3600 Jahren aus Mitteleuropa. Wahrscheinlich sind keine Völker sondern Familienverbände, Stämme ausgewandert, die dann vielleicht erst auf dem Weg oder weit von der Heimat zu Völkern geworden sind. Die Verbreitung des Indogermanischen im asiatischen Raum, ist ja sehr oft dadurch gekennzeichnet, dass eine indogermanische Minderheit in bestehenden Zivilisationen die herrschende Klasse bildete (ganz deutlich im indischen Kastensystem). Ich stelle mir Zentral- und Nordeuropa ein bisschen wie ein Schwamm vor. Ist das Klima in Ordnung vermehren sich die Menschen (der Schwamm zieht sich voll Wasser), wird das Klima schlechter, bleibt vielen nur die Auswanderung (es ist als würde man einen Schwamm ausdrücken). Der Vorteil gegenüber den Menschen im nahen Osten oder Nordafrika ist, dass es keine großen natürlichen Grenzen wie Wüsten oder Meere gibt. Der Nachteil, dass es in Zentral- und Nordeuropa deutlich schwerer war über eine längere Zeit die Menschen stabil zu ernähren, da die Vegetationsperiode deutlich kürzer ist und an das Saatgut teilweise besondere Anforderungen gestellt werden mussten.

Diese erhöhte Mobilität der Steppenreiter gab es erst Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende später, weil erst dann Pferde geritten wurden.
Nach Hermann Parzinger (Die frühen Völker Eurasiens) entstand das Reiternomadentum erst mit Beginn der älteren Eisenzeit zu Beginn des 1. Jts. v.Chr..
 
Die Sprachwissenschaft sagt, dass die Auflkösung der indoeuropäischen Grundsprache und ihr Zerfall in Einzelsprachen bereits weit vor der Urnenfelderzeit erfolgt war. Es mag allerdings sein, dass es im Zuge einer Urnenfelderwanderung (die umstritten ist) zur räumlichen Verlagerung indoeuropäische Sprachen bzw. ihrer Träger kam.
Zumindest, laut der Masterarbeit von Kristin Romey, sollen die Schiffe der Seevölker aus der Urnenfelderkultur stammen. http://www.google.de/url?sa=t&rct=j...j4LIBw&usg=AFQjCNFFquaVGUKo4uy-4FSvtXtQ2oUrtg
 
Mich graust es schon, besonders da dies wieder der mtDNA-Forschung widersprechen würde. Ancient DNA reveals key stages in the formation of Central European mitochondrial genetic diversity

Die Gen-Analysen zur Herkunft der Indoeuropäer sind widersprüchlich und lassen vielfach einen seriösen Hintergrund vermissen. Ich glaube nicht, dass wir diesem Geheimnis durch die Gentechnik auf die Spur kommen können.

Ja durch Völkerbewegung über tausende von Kilometern bzw. durch Bevölkerungsbewegung. Ich muss hier wieder auf mein Lieblingsthema kommen. Hier am Beispiel Indiens. Herders of Indian and European Cattle Share Their Predominant Allele for Lactase Persistence Es gab infolge Klimaschwankungen immer wieder große Auswanderungswellen aus Europa, z.B vor 3600 Jahren aus Mitteleuropa. Wahrscheinlich sind keine Völker sondern Familienverbände, Stämme ausgewandert, die dann vielleicht erst auf dem Weg oder weit von der Heimat zu Völkern geworden sind.

Postulieren kann man viel, aber lässt sich das auch einigermaßen verlässlich beweisen? Indoarier und Indoiraner sind etwa Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. nach Nordindien und in den Iran eingewandert. Statt einen Ausgangspunkt in Europa anzunehmen läge es doch näher, diese halbnomadischen Immigranten etwa nördlich des Kaspischen und Schwarzen Meers zu verorten.

Die Verbreitung des Indogermanischen im asiatischen Raum, ist ja sehr oft dadurch gekennzeichnet, dass eine indogermanische Minderheit in bestehenden Zivilisationen die herrschende Klasse bildete (ganz deutlich im indischen Kastensystem).

Das trifft natürlich nur auf Regionen zu, in die indoeuropäische Sprachträger nachweislich einwanderten. Auseinandersetzungen zwischen solchen indoeuropäischen Immigranten und einer autochthonen Bevölkerung sind nur aus Nordindien überliefert, wo Veden aus frühvedischer Zeit davon berichten. Wie das im Iran aussah, wissen wir mangels entsprechender Quellen nicht. Überliefert ist aber, dass eine kleine indoarische Elite im Reich von Mitanni (etwa um 1500 v. Chr.) mehrere Könige stellte, die nachweislich indoarische Namen tragen. Die Bevölkerungsmehrheit wurde von den ursprünglich aus dem Kaukasus stammenden Hurritern gestellt, deren Sprache als isoliert gilt (vielleicht NO-kaukasisch).

Nach Kleinasien wanderten indoeuropäische Gruppen - die Vorfahren der Hethiter und Luwier - etwa ab 2300 v. Chr. ein. Kämpfe zwischen ihnen und der altkleinasiatischen Urbevölkerung sind nicht bekannt. Ganz im Gegenteil glichen sich die Hethiter kulturell der autochthonen Bevölkerung an und verehrten ihre Götter wie die eigenen. Die Machtübernahme in verschiedenen Fürstensitzen der Hattier erfolgte gleitend, ohne dass besondere ethnische oder politische Eruptionen bekannt wären.

Für die Einwanderung der Indoeurpäer lassen sich demnach sehr verschiedene Szenarien ausdenken.

Die Verbreitung des Indogermanischen im Ich stelle mir Zentral- und Nordeuropa ein bisschen wie ein Schwamm vor. Ist das Klima in Ordnung vermehren sich die Menschen (der Schwamm zieht sich voll Wasser), wird das Klima schlechter, bleibt vielen nur die Auswanderung (es ist als würde man einen Schwamm ausdrücken). Der Vorteil gegenüber den Menschen im nahen Osten oder Nordafrika ist, dass es keine großen natürlichen Grenzen wie Wüsten oder Meere gibt. Der Nachteil, dass es in Zentral- und Nordeuropa deutlich schwerer war über eine längere Zeit die Menschen stabil zu ernähren, da die Vegetationsperiode deutlich kürzer ist und an das Saatgut teilweise besondere Anforderungen gestellt werden mussten.

So stelle ich mir das eher nicht vor. Es fällt mir sogar außerordentlich schwer, mir vorzustellen, dass Bevölkerungsgruppen vor 4000 Jahren von Mitteleuropa nach Indien zogen - allen Klimakatastrophen zum Trotz.
 
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