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die Vorsicht gilt bei Wiki grundsätzlich - weil eben jeder reinschreiben kann. Für mich ist erst mal entscheidend, dass die erste Welle der indoeuropäischen Migration wohl um die Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr. bis in den Nordosten des heutigen Bulgariens führte (nach Haarmann), und es sich bei den Migranten noch um Viehzüchter handelt.
Eine Abspaltung der Ful-Sprachen müsste nach der bei Wiki angegebenen Jahreszahl vom Proto-Indoeuropäischen erfolgt sein. Da hat Haarmann
(Weltgeschichte der Sprachen, Beck-Verlag, S. 160 ff) einige Schlüsse niedergeschrieben. So etwa, dass das "Proto-Indoeuropäische selbst eine hochgradig flektierende Sprache war".
Wie eine (um 8.000 v.Chr.) von den Proto-Indoeuropäern abgespaltene Gruppe dann sozusagen an das entgegen gesetzte Ende des Mittelmeeres nach Nordwestafrika kam, erschließt sich mir nicht.
Für eine Wanderungsmigration gibt eigentlich nur zwei "geographische Möglichkeiten":
1. Der Seeweg über die Straße von Gibraltar:
Ich möchte nicht behaupten, dass eine Querung dieser Meerenge nicht möglich war. Schließlich gibt es genug Beispiele auch aus dem Mittelmeerraum, dass Mittelmeerinseln schon früh von Seefahrern erschlossen worden sind.
-
Knossos war schon während des
akeramischen Neolithikums besiedelt. Älteste Spuren der bis zu acht Meter mächtigen Siedlungsschichten stammen aus dem 7. Jahrtausend v. Chr. (6.900–6.600 v. Chr.).
- Auf
Malta finden sich
steinzeitliche Tempelanlagen, die zwischen 3.800 v. Chr. und 2.500 v. Chr. erbaut wurden.
- Auf
Sardinien gefundene Holzkohle (Radiokarbondatum: 7.130 ± 380 v. Chr.) und Knochen des
Sardischen Pfeifhasen Prolagus sardus mit Brand- und Kauspuren, deuten auf menschliche Einwirkung hin. Bearbeitungsspuren auf den Knochen des ausgestorbenen Hirsches
Megaceros cazioti, darunter ein gut erhaltener Kopf samt Geweih (C14-Datum: 11.610 ± 140 v. Chr.) lassen sogar eine frühere Anwesenheit von Menschen erwarten.
- Die Urbevölkerung der
Balearen ist vermutlich von der
Iberischen Halbinsel oder dem heutigen Südfrankreich aus eingewandert bzw. ist per Schiff übergesetzt; erste Spuren menschlicher Siedlungen stammen aber erst aus dem 4. Jahrtausend vor Christus.
- Damit bin ich bei der Iberischen Halbinsel und den Basken: Baskisch gehört wohl zu den vielen isolierten altmediterranen Sprachen, die rings ums Mittelmeer verbreitet waren (Haarmann, a.a.O. S. 111 ff) - nicht zum Proto-Indoeuropäischen.
Dazu hat die Linguistik wohl relativ sicher festgestellt, dass im Südwesten des europäischen Kontinents die "steinzeitlichen Höhlenmalereien" wohl von entfernten Vorfahren der Basken und Aquitanier waren (Haarmann, S. 110), eine Migration über die Straße von Gibraltar hätte also eher solche "Sprecher" und nicht Teile der Proto-Indoeuropäer nach Nordwestafrika gebracht.
2. Der Landweg über Sinai/Ägypten:
Der hätte möglicherweise in der Präh- und Frühdynastischen Periode Spuren hinterlassen müssen. Ab dem "Alten Reich" (ungefähr von 2700 bis 2200 v. Chr.) besitzen wir gute Kenntnisse, die eine solche "Querung" eher ausschließen.
Um 6.000 v. Chr. begannen die Menschen im bis dahin schwach besiedelten Ägypten,
Viehzucht zu betreiben. Ab etwa 5.000 v. Chr. gab es
neolithische Kulturen auf dem Boden des heutigen Ägyptens. Die frühesten sind vor allem aus dem
Fayyum-Becken und dem Nildelta bekannt (
Fayum-A-Kultur, 4.500 - 3.500 v. Chr. mit Ursprung wohl im Jordan-Tal und die verwandte
Merimde-Kultur, Ende des
6. Jahrtausends v. Chr. bis zum späten 5. oder frühen 4. Jahrtausend v. Chr. ). In der Merimde-Kultur dominierte von Anfang an der Anteil der Rinder und wurde sogar noch bis in die jüngeren Siedlungen größer. Schweine waren in allen Siedlungsphasen mehr oder weniger präsent. Die Anzahl der Schafe nahm dagegen stetig ab. Durch die Viehzucht und durch den ca. 5000 v. Chr. aufkommenden
Ackerbau im Niltal war die Entwicklung der Hochkultur erst möglich.
Ich denke man kann unterstellen, dass auch die Proto-Indoeuropäer und die
Ful als Kultur der Viehzucht, insbesondere von Rindern, bezeichnet werden könnten.
Die für mich
einzige (!) denkbare Verbindung wäre, dass bereits Proto-Indogermanen um 5.000 v. Chr. das Niltal gequert hätten, dort die Viehzucht "hinterlassen" hätten und weiter nach Westen in die wohl noch beweidbare "grüne Sahara" weiter gezogen wären. Dann hätte mit der Viehzucht aber wohl auch die eine oder andere Begrifflichkeit einen Wiederhall in der altmediterranen Sprache der alten Ägypter finden müssen.
Wenn es den Linguisten gelänge, mehrere solche Sprachreste - etwa für die Bezeichnung von Rind, Rinderprodukten (Milch), Schwein und Schaf - im Proto-Indoeuropäischen, Alt-Ägyptischen und den Fulbe-Sprachen (
Fulfulde oder Ful) aufzuzeichnen, dann wäre ich bereit, diese Möglichkeit näher in Betracht zu ziehen.
Ich möchte aber in dem Kontext doch noch mal auf
einen Wiki-Text verweisen:
Diese These deckt sich zumindest zu Teilen mit der Theorie, wie sie
Alain Anselin[8] *) vertritt. Anselin kommt mittels komparativer Methoden der linguistischen Altertumskunde zum Ergebnis, dass die Ethnogenese der Fulbe deutlich in die vorchristliche Zeit zurückgreife und in Ostafrika zu lokalisieren sei. Aus dem
äthiopischen Hochland seien Rinder haltende Kriegerclans ins nördliche Ägypten vorgedrungen und dort auf
indische Tamilhirten gestoßen. Gemeinsam sei man in die vegetationsstarke Zentralsahara des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts gezogen. Hinterlassenschaften dieser Zeit könnten die Felsmalereien im
Tassili-Gebirge sein, die Parallelen aufwiesen zum Lebenszuschnitt heutiger Hirtenfulbe. Anselin stellte zudem fest, dass diverse Clannamen (Diallo, Ka, Kan, Dicko) Ähnlichkeiten aufwiesen zur Tamilsprache.
*) Alain Anselin:
La question peule et l’histoire des égyptes ouest-africaines. Éditions Karthala, Paris, 1981,
ISBN 2-86537-014-3.
Zum jetzigen Zeitpunkt betrachte ich die Wiki-Aussagen eher als spekulativ, möglicherweise beim Bezug zu den Indo-Germanen sogar vom Wunsch getrieben, eine "Arisierung" der Fulbe zu belegen.