Auswirkungen auf Operationen haben viele Faktoren. Und wieso die "Sozialstruktur" da eine Rolle spielt, bleibt wohl unklar. Der Text wirkt ein wenig schlecht "übersetzt". Zumal die Frage ist, was ist eigentlich eine "operativ mittelmäßiger bis schlechter Ausrüstung". Vermutlich ist faktisch vorhandene gemeint, weil der Begriff "operativ" einen anderen Kontext hat und im Sinne der Kriegsführung analog zu "taktisch" bzw. "strategisch" verwendet wird. Mit einer entsprechend ausfürhlichen Literatur, die sich der "operativen Kriegsführung" der RA gewidmet hat. Aber als "ExperteW kennst Du die sicherlich auch bestens.
1. Ich bitte dich sachlich mit mir reden, ohne Zynismus, und als Experte habe ich mich nicht bezeichnet.
2. Man Text wirkt vielleicht schlecht übersetzt, weil Deutsch nicht meine Muttersprache ist. Ich werde mir mehr Mühe geben
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3. Die Sozialstruktur hat Einfluss auf die Disziplin und Moral der Truppe, wie auch auf die soziale Kohäsion. In der Sowjetunion herrschten primär wegen der Zwangskollekttiierung starke antikommunistische Ressentiments innerhalb der sozialen Schicht der Bauern, was Einfluss auf Disziplin und Moral der Soldaten hatte; die zum Großteil aus der Bauernschaft stammen. Zudem bestimmt der Bildungsstand einer sozialen Schicht, wie schnell deren Vertreter ausgebildet werden können, das gilt auch für Anwärter für Offiziere. Der Bildungsstand der Offiziere der RA war niedriger als der in anderen Armeen. Die Ausbildungszeiten wurden ständig weiter gekürzt, genauso wie die Anforderungen für die Übernahme von Kommandos. Das waren die Hauptgründe für die schlechte Leistung der Einheiten, und nicht die Säuberungen, die lediglich ca. 5% des Offizierkorps betrafen.
Es ist allerdings kompletter Unsinn, die hohen Verluste an Menschenleben und an Material der RA in der Anfangsphase 1941 auf die Qualität der Ausrüstung zu schieben. Offensichtlich hast Du gravierende Defizite bei der Beurteilung der Grenzschlachten (vgl. Beiträge in Glantz).
Natürlich wäre das Unsinn. Ich habe allerdings nicht gesagt, dass es der einzige Grund war. Die Verluste waren nicht nur in der Anfangsphase hoch, sondern in den späteren Jahren auch.
Ansonsten: "Auch hier mußten technische Mängel", wieso eigentlich mußten? Weil es in Dein Weltbild passt? Die Ursachen für die Verluste sind in den einzelnen Phasen unterschiedlich.
Nein. Weil es nicht einzig und allein die Ausbildung sein kann. Es bedarf Resourcen, um alle Komponenten richtig zu prüfen. Flugbenzin und Fachpersonal z.B., um die Motoren zu testen. In der Sowjetunion mangelte es an hochoktaniger Flugbenzin, deshalb wurde so viel im Rahmen von Lend Lease bestellt. Auch der Aluminiummangel kann zu starken Rationalisierungsmaßnahmen geführt haben, die die operative Leistung der Flugzeuge beeinträchtigte. Es wäre zudem eine Verschwendung gewesen, zuverlässige Flugzeuge ohne Mängel herzustellen, und somit die Kosten zu erhöhen, wenn es nicht genügend gut ausgebildete Piloten gibt, um sie zu bemannen. Für ihre Ausbildung sind auch wiederum Flugbenzin und Personal notwendig, deshalb ließ die Kampfleistung der Luftwaffe so stark nach, nachdem die Hydrierwerke zerbombt wurden. Einerseits konnte sie ihre Piloten nicht richtig ausbilden, andererseits war es nicht mehr möglich, alle Komponenten der Flugzeuge richtig zu testen (Phillips O'Brien How the War Was Won: Air-Sea Power and Allied Victory in World War II, 2015)
unächst ist auch deutlich darauf hin zu weisen, dass die sowjetische Luftwaffe gravierend von den Säuberungen betroffen war. Die hohen Verluste im jahr 1941 sind das Rusultat der Überraschung und große Stückzahlen an Flugzeugen wurden am Boden zerstört. Allerdings mit dem "positiven" Effekt, dass die entsprechenden Piloten nicht als "Verluste" zu verzeichnen waren, sondern auf neue Muster umsteigen konnten.
Die Flugzeugverluste der VVS waren auch weiterhin am zweiten und dritten Tag der Invasion so hoch, als sie schon im Gange war. Zudem wussten die sowjetischen Kommandeure von dem bevorstehenden Angriff, sonst hätten sie nicht ihre Einheiten zwei Tage vor der Invasion in Alarmbereitschaft versetzt. Siehe dazu, wie auch zur Sozialstruktur der Roten Armee: Reese, Stalins Reluctant Soldiers, 1996.
Ich habe die hohen Verluste nur deswegen erwähnt, um hervorzuheben, dass die Qualität des sowjetischen Materials nicht mit der der Lend Lease Lieferungen gleich war und deshalb im Bezug auf Nutzen nicht einfach anhand von Zahlen vergliechen werden kann. Für jeden britischen Panzer z.B., der für Ausbildungszwecke genutzt wurde, hätten die Sowjets zwei eigene bereitstellen müssen, wegen der höheren Ausfallraten einzelner Komponenten ihrer Panzer. Nahrung, die über Lend Lease kam, war gut verpackt, leicht transportabel, lange haltbar und vor Allem protein- fett- und vitaminreich war. Auch hier ergibt sich ein deutlicher Qualitätsunterschied, weil allein Fleisch in der Sowjetunion rares Gut war.
Reese, Roger (1996): Stalins Reluctant Soldiers
Zetterling, Niklas (2000): Kursk, A Statistical Analysis
Flitzer, Donald (2010) The Hazards of Urban Life in Late Stalinist Russia: Health, Hygiene, and Living Standards, 1943–1953
Goldman, Wendy; Flitzer, Donald (2015): Hunger and War, Food Provisioning in the Soviet Union During World War.
O'Brien, Phillips(2015): How the War Was Won: Air-Sea Power and Allied Victory in World War II