Wetterau, Taunus, der rätische Limes, oder die Lippe als einziger Fluss in Ost-West-Richtung: das Verständnis des römischen Militärs für Landschaft und Strategie erstaunt mich immer wieder.
Sepiola hat natürlich recht: ich selber, als zivilisationsverwöhnter Leser, hätte als Römer eine topographische Karte gebraucht.
Das römische Militär hingegen hatte eine genaue Vorstellung von den Landschaftsräumen.
Ich weiß noch wie erstaunt ich war an einem schönen Tag vom rätischen Limes fast bis ins Saalegebiet schauen zu können, den weiten Raum des Mains dazwischen.
Wenn Varus auf dem Rückweg vom Sommerlager in eine so abenteuerliche Lage geriet, dann in der irrigen Annahme, westlich der Weser einen militärisch und in der Infrastruktur erschlossenen, d.h. sicheren und von Verbündeten gesicherten Raum vor sich zu haben.
Welcher wäre aber der geplante und erschlossene Rückweg gewesen, von dem er dann abwich? Es muss ja ein breiter Weg üblicher Art gewesen sein der eine breite Marschordnung ermöglichte. Und es wird ja nicht der erste Rückweg von diesem oder einem ähnlichen Sommerlager gewesen sein.
Der irrwitzig hohe logistische Aufwand bei Germanicus und Caecina lässt ja den Schluss zu, dass eine mindestens gleichwertige Infrastruktur im Gebiet der Marser, Cherusker und Brukterer verloren gegangen war.
Kein Triumphzug wischt die Tatsache beiseite dass Germanicus militärisch, taktisch, strategisch und politisch in Germanien auf ganzer Linie gescheitert war.