Scorpio
Aktives Mitglied
Was mir bei einigen Beiträgen in diesem Thread zu kurz kommt, ist die Frage, welche praktikable Alternative zu einer Politik der Entspannung es gab, wie diese ausgesehen hätte und welche Risiken damit verbunden gewesen wären.
Von "sogenannter" Entspannungspolitik hat ein Diskutant gesprochen.
Stalin war seit 20 Jahren tot, in den ehemaligen deutschen Ostgebieten lebten so gut wie keine Deutschen mehr. Die Forderung nach einem Deutschland in den Grenzen von 1937 war illusorisch, Deutschlands Nachbarstaaten, egal ob in Ost oder West, konnten überhaupt kein Interesse daran haben. Die "Neuordnung Europas" nach 1945 ist natürlich auch in Zusammenhang zu sehen mit den Ereignissen von 1939-1945.
Die Anerkennung der Ostgrenzen diente nicht ausschließlich der Sicherheit der Sowjetunion, sondern war natürlich auch von elementarem Interesse für Polen und die Tschechoslowakei.
Eine Alternative zur Entspannungspolitik hätte nur darin bestehen können, überhaupt keine diplomatischen Beziehungen zu Ostblockstaaten zu unterhalten, weiter hochzurüsten, weiter die alten Feindbilder zu pflegen und weiter an der Eskalationsschraube zu drehen.
Die Sowjetunion hatte auch ganz andere Sorgen, als den Westen zu überrennen. Die Nationalitätenkonflikte z. B. und die mangelhafte Entwicklung der Wirtschaft. Die Warschauer Pakt-Staaten waren zahlenmäßig den Nato-Truppen überlegen und teilweise an konventionellen Waffen wie Panzern. Die USA und Nato-Truppen waren allerdings an Luft- und See-Streitkräften überlegen, und sie verfügten in der Regel auch über das modernere Kriegsgerät. Das Wettrüsten war für die Sowjetunion auch ein paar Hutnummern zu groß, wirtschaftlich sah es recht mau aus, es mangelte an Infrastruktur, an Krediten. Die Sowjetunion war industriell wenig entwickelt, die Industrialisierung hatte erst Ende des 19. Anfang des 20. Jahrhunderts eingesetzt. Stalin hatte in den 1930er Jahren rücksichtslos die Industrialisierung vorangetrieben, auf Kosten der Landbevölkerung in der Ukraine, im Kuban-Gebiet, am Don. Ergebnis war der Holodomor. Im 2. Weltkrieg hatte die Sowjetunion ihren Aufstieg zur Groß-, zur Supermacht mit mehr als 20 Millionen Opfern bezahlt. Die Rohstoffquellen Sibiriens zu erschließen, gelang der SU nur mäßig. In den 1970er und 1980er Jahren musste die Sowjetunion Weizen aus Kanada und den USA importieren. Ein Krieg in Mitteleuropa, wäre spätestens am Rhein ein nuklearer geworden, und das war auch den Sowjets klar.
Ich neige auch nicht dazu, die KSZE-Akte zu überbewerten, immerhin aber trug sie zu einer gewissen Entspannung bei, reduzierte die Wahrscheinlichkeit eines Atom-Krieges in Mitteleuropa. Als Axiom ausgedrückt, sie trug zumindest dazu bei, dass @Griffel heute die Möglichkeit hat, aus einer post ex Perspektive seine historischen Analysen zu schreiben. Allein schon deswegen, neige ich dazu, die "sogenannte Entspannungspolitik" durchaus für einen gelungenen Witz der Geschichte zu halten.
Von "sogenannter" Entspannungspolitik hat ein Diskutant gesprochen.
Stalin war seit 20 Jahren tot, in den ehemaligen deutschen Ostgebieten lebten so gut wie keine Deutschen mehr. Die Forderung nach einem Deutschland in den Grenzen von 1937 war illusorisch, Deutschlands Nachbarstaaten, egal ob in Ost oder West, konnten überhaupt kein Interesse daran haben. Die "Neuordnung Europas" nach 1945 ist natürlich auch in Zusammenhang zu sehen mit den Ereignissen von 1939-1945.
Die Anerkennung der Ostgrenzen diente nicht ausschließlich der Sicherheit der Sowjetunion, sondern war natürlich auch von elementarem Interesse für Polen und die Tschechoslowakei.
Eine Alternative zur Entspannungspolitik hätte nur darin bestehen können, überhaupt keine diplomatischen Beziehungen zu Ostblockstaaten zu unterhalten, weiter hochzurüsten, weiter die alten Feindbilder zu pflegen und weiter an der Eskalationsschraube zu drehen.
Die Sowjetunion hatte auch ganz andere Sorgen, als den Westen zu überrennen. Die Nationalitätenkonflikte z. B. und die mangelhafte Entwicklung der Wirtschaft. Die Warschauer Pakt-Staaten waren zahlenmäßig den Nato-Truppen überlegen und teilweise an konventionellen Waffen wie Panzern. Die USA und Nato-Truppen waren allerdings an Luft- und See-Streitkräften überlegen, und sie verfügten in der Regel auch über das modernere Kriegsgerät. Das Wettrüsten war für die Sowjetunion auch ein paar Hutnummern zu groß, wirtschaftlich sah es recht mau aus, es mangelte an Infrastruktur, an Krediten. Die Sowjetunion war industriell wenig entwickelt, die Industrialisierung hatte erst Ende des 19. Anfang des 20. Jahrhunderts eingesetzt. Stalin hatte in den 1930er Jahren rücksichtslos die Industrialisierung vorangetrieben, auf Kosten der Landbevölkerung in der Ukraine, im Kuban-Gebiet, am Don. Ergebnis war der Holodomor. Im 2. Weltkrieg hatte die Sowjetunion ihren Aufstieg zur Groß-, zur Supermacht mit mehr als 20 Millionen Opfern bezahlt. Die Rohstoffquellen Sibiriens zu erschließen, gelang der SU nur mäßig. In den 1970er und 1980er Jahren musste die Sowjetunion Weizen aus Kanada und den USA importieren. Ein Krieg in Mitteleuropa, wäre spätestens am Rhein ein nuklearer geworden, und das war auch den Sowjets klar.
Ich neige auch nicht dazu, die KSZE-Akte zu überbewerten, immerhin aber trug sie zu einer gewissen Entspannung bei, reduzierte die Wahrscheinlichkeit eines Atom-Krieges in Mitteleuropa. Als Axiom ausgedrückt, sie trug zumindest dazu bei, dass @Griffel heute die Möglichkeit hat, aus einer post ex Perspektive seine historischen Analysen zu schreiben. Allein schon deswegen, neige ich dazu, die "sogenannte Entspannungspolitik" durchaus für einen gelungenen Witz der Geschichte zu halten.