Hallo zusammen.
seit den Bestsellern von Yuval Noah Harari interessiere ich mich für Universalgeschichte.
Neuerlich bin ich der These des Ethnologen Carneiro begegnet, allerdings nur sehr oberflächlich und Details sind nur schwer zu finden.
Es geht um die Frage, ob die Menschheit auf einen Weltstaat zusteuert. Im Pleistozän bestend die Menschheit nämlich aus geschätzt 36.000 Gesellschaften, heute sind es nur noch 195 Nationen. Natürlich ist das sehr einfach dargestellt, wenn man sich anschaut, dass alleine in Russland zum Beispiel 44 indigene Völker leben, dann sieht man, dass die Menschen innerhalb eines Landes oft noch immer in Gruppen getrennt sind. Aber auf politischer Ebene jedenfalls wird die Zahl der Strukturen offenbar immer geringer.
Laut Corneiro könnte es nun also zwischen den Jahren 2300 und 3500 zu einem Weltreich kommen. Diese beiden Zahlen leitet er aus der bisherigen Entwicklung her. Natürlich ist es immer schwierig, die Geschichte einfach so in die Zukunft fortzuschreiben, aber wollen wir seiner Argumentation mal folgen (wäre irgendwie ja auch eine tolle Vorstellung).
1. Warum das Jahr 3500?
Auf das Jahr 3500 kommt man (oder in dem Fall Corneiro), wenn man sich die Größenzunahme der 28 größten Reiche seit Akkad im Jahr 2100 vor Christus aus anschaut. Das finde ich persönlich deswegen erstaunlich, weil die größten Reiche ja bereits der Vergangenheit angehören – also die Tendenz doch eher gegenläufig ist? Das größte Weltreich war bisher das Britische Weltreich in der Hochphase 1920, gefolgt vom Mongolischen Reich im 13. Jahrundert und dem Russischen Kaiserreich 1895.
Wenn man sich die Weltreiche nach der Anzahl der Bevölkerung anschaut, dann sind die größten Reiche sogar noch länger zurück: Das Achämenidenreich umfasste 480 vor Christus zwischen 20 und 44% der Weltbevölkerung (ja es war damals schwer zu zählen), gefolgt vom Sassanidenreich mit 37,1% im 7. Jahrhundert und er Qing-Dynastie 1820 mit 36,6%.
Also vielleicht kann ja jemand Licht ins Dunkel bringen, wie diese Argumentation Sinn machen könnte?
2. Warum das Jahr 2300?
Auf das Jahr 2300 kommt Corneiro, wenn man sich die Abnahme der autonomen politischen Einheiten seit 1500 vor Christus anschaut.
Und genau hier muss ich einhaken. Derzeit sind solche Politischen Einheiten ja die Nationalstaaten – ein Konzept, das am Ende des Dreißigjährigen Krieges durch den Westfälischen Frieden 1648 aufgestellt wurde.
Mich würden konkrete Zahlen interessieren: Wie hat sich die Zahl der Nationalstaaten Jahr für Jahr entwickelt? Oder generell die Zahl der Politischen Einheiten? Es müssen dieser These ja konkrete Zahlen vorliegen – wie viele politische Einheiten gab es im 15. Jahrhundert vor Christus, im 14., im 13. und so weiter. Hat jemand solche Zahlen?
Oder kehrt sich der Trend um?
Andere Wissenschaftler wie Hans Geser sind der Meinung, dass sich der Trend umgekehrt hat seit dem 20. Jahrhundert und es eher wieder in Richtung kleinräumiger Staaten geht. Als Beispiele führt er an:
a) Der Zerfall der Kolonialreiche: Das ging ja 1776 bereits mit der Unabhängigkeit der USA von Großbritannien los. Zuletzt wurde Palau 1994 unabhängig von seinem Kolonialreich, was wiederum die USA war. In der Zeit zwischen 1776 und 1994 haben sich beispielsweise 16 Länder von Spanien für unabhängig erklärt, 24 von Frankreich und sogar 39 von Großbritannien.
b) Große Reich sind zerfallen. Zum Beispiel das Osmanische Reich (es umfasst – allerdings nicht immer zeitgleich – ein Gebiet, auf dem heute 39 Nationalstaaten sind, jeweils 16 in Europa und Asien und sieben in Afrika), die Sowjetunion, die sich in ihre 15 Teilrepubliken aufgelöst hat (außerdem gibt es ja auch zahlreiche autonome Republiken in dem Gebiet, sogar in Russland) und noch heute von zahlreichen Autonomiebestrebungen heimgesucht wird, wie Bergkarabach in Aserbaidschan, Tschetschenien in Russland, Abchassien und Südossetien in Georgien und so weiter und so fort. Und natürlich ist da auch noch der Zerfall von Jugoslawien in sechs anerkannte Nationalstaaten plus Kosovo.
seit den Bestsellern von Yuval Noah Harari interessiere ich mich für Universalgeschichte.
Neuerlich bin ich der These des Ethnologen Carneiro begegnet, allerdings nur sehr oberflächlich und Details sind nur schwer zu finden.
Es geht um die Frage, ob die Menschheit auf einen Weltstaat zusteuert. Im Pleistozän bestend die Menschheit nämlich aus geschätzt 36.000 Gesellschaften, heute sind es nur noch 195 Nationen. Natürlich ist das sehr einfach dargestellt, wenn man sich anschaut, dass alleine in Russland zum Beispiel 44 indigene Völker leben, dann sieht man, dass die Menschen innerhalb eines Landes oft noch immer in Gruppen getrennt sind. Aber auf politischer Ebene jedenfalls wird die Zahl der Strukturen offenbar immer geringer.
Laut Corneiro könnte es nun also zwischen den Jahren 2300 und 3500 zu einem Weltreich kommen. Diese beiden Zahlen leitet er aus der bisherigen Entwicklung her. Natürlich ist es immer schwierig, die Geschichte einfach so in die Zukunft fortzuschreiben, aber wollen wir seiner Argumentation mal folgen (wäre irgendwie ja auch eine tolle Vorstellung).
1. Warum das Jahr 3500?
Auf das Jahr 3500 kommt man (oder in dem Fall Corneiro), wenn man sich die Größenzunahme der 28 größten Reiche seit Akkad im Jahr 2100 vor Christus aus anschaut. Das finde ich persönlich deswegen erstaunlich, weil die größten Reiche ja bereits der Vergangenheit angehören – also die Tendenz doch eher gegenläufig ist? Das größte Weltreich war bisher das Britische Weltreich in der Hochphase 1920, gefolgt vom Mongolischen Reich im 13. Jahrundert und dem Russischen Kaiserreich 1895.
Wenn man sich die Weltreiche nach der Anzahl der Bevölkerung anschaut, dann sind die größten Reiche sogar noch länger zurück: Das Achämenidenreich umfasste 480 vor Christus zwischen 20 und 44% der Weltbevölkerung (ja es war damals schwer zu zählen), gefolgt vom Sassanidenreich mit 37,1% im 7. Jahrhundert und er Qing-Dynastie 1820 mit 36,6%.
Also vielleicht kann ja jemand Licht ins Dunkel bringen, wie diese Argumentation Sinn machen könnte?
2. Warum das Jahr 2300?
Auf das Jahr 2300 kommt Corneiro, wenn man sich die Abnahme der autonomen politischen Einheiten seit 1500 vor Christus anschaut.
Und genau hier muss ich einhaken. Derzeit sind solche Politischen Einheiten ja die Nationalstaaten – ein Konzept, das am Ende des Dreißigjährigen Krieges durch den Westfälischen Frieden 1648 aufgestellt wurde.
Mich würden konkrete Zahlen interessieren: Wie hat sich die Zahl der Nationalstaaten Jahr für Jahr entwickelt? Oder generell die Zahl der Politischen Einheiten? Es müssen dieser These ja konkrete Zahlen vorliegen – wie viele politische Einheiten gab es im 15. Jahrhundert vor Christus, im 14., im 13. und so weiter. Hat jemand solche Zahlen?
Oder kehrt sich der Trend um?
Andere Wissenschaftler wie Hans Geser sind der Meinung, dass sich der Trend umgekehrt hat seit dem 20. Jahrhundert und es eher wieder in Richtung kleinräumiger Staaten geht. Als Beispiele führt er an:
a) Der Zerfall der Kolonialreiche: Das ging ja 1776 bereits mit der Unabhängigkeit der USA von Großbritannien los. Zuletzt wurde Palau 1994 unabhängig von seinem Kolonialreich, was wiederum die USA war. In der Zeit zwischen 1776 und 1994 haben sich beispielsweise 16 Länder von Spanien für unabhängig erklärt, 24 von Frankreich und sogar 39 von Großbritannien.
b) Große Reich sind zerfallen. Zum Beispiel das Osmanische Reich (es umfasst – allerdings nicht immer zeitgleich – ein Gebiet, auf dem heute 39 Nationalstaaten sind, jeweils 16 in Europa und Asien und sieben in Afrika), die Sowjetunion, die sich in ihre 15 Teilrepubliken aufgelöst hat (außerdem gibt es ja auch zahlreiche autonome Republiken in dem Gebiet, sogar in Russland) und noch heute von zahlreichen Autonomiebestrebungen heimgesucht wird, wie Bergkarabach in Aserbaidschan, Tschetschenien in Russland, Abchassien und Südossetien in Georgien und so weiter und so fort. Und natürlich ist da auch noch der Zerfall von Jugoslawien in sechs anerkannte Nationalstaaten plus Kosovo.