Wenn ein Historiker sich zu einem historischen Thema öffentlich äußert – egal in welchem Medium! –, dann hat das Gewicht, sonst hätte es z.B. den
Historikerstreit nicht gegeben, der durch den Abdruck eines Vortrags von Ernst Nolte in der FAZ ausgelöst wurde.
Eigentlich wurde er dadurch ausgelöst, dass Habermas, der überhaupt kein Historiker war auf Noltes Einlassungen einstieg und sie von seiner Warte her angriff.
Was eigentlich zeigt, dass auch der Laie auf historischem Gebiet, sehr wohl in der Lage ist zu hinterfragen ob das, was der Historiker da von sich gibt, denn so seine Richtigkeit haben kann, mal davon abgesehen, dass Nolte eigentlich bis auf eine Unterstellung eines angeblichen "kausalen Nexus" zwischen rotem Terror und Holocaust relativ wenig inhaltliches vorbrachte, was man mit Wissenschaft hätte verwechseln können, sondern mehr mit politischen Forderungen danach daher kam, die NS-Verbrechen weniger öffentlichkeitswirksam und mehr antiquarisch zu beehandeln.*
Insofern beweist der damalige "Historikerstreit" eigentlich das Gegenteil, nämlich dass der Mündige Bürger sehr wohl in der Lage ist, sich auch eine Meinung über die Einlassungen eines Historikers zu machen.
Wie Flaig zu Kreuzzügen meint, sie wären nur eine kleine Antwort auf die zuvor erfolgte Expansion des Islams, so hat seinerzeit auch Nolte postuliert, dass der Holocaust eine Reaktion der Nationalsozialisten auf vorausgegangene Massenverbrechen und das Gulag-System in der Sowjetunion war.*
Ja und so wie es dem Nichthistoriker Habermas ohne weiteres möglich war Noltes Einlassungen in dieser Richtung für Unsinn zu halten ist es auch heute jedem Laien möglich sie mal mit den Eckdaten der islamischen Expansion und der Kreuzzüge befassen, dann wird er feststellen, dass zwischen der Hochphase der islamischen Expansion und dem 1. Kreuzzug fast 400 Jahre lieegen und daraus den Schluss ziehen, dass die Unterstellung einer Reaktion hier blanker Bullshit ist, denn die wäre zeitnah erfolgt.
Hinter solchen Umdeutungen der Geschichte stehen offenbar Bestrebungen, sein Volk (bei Nolte) oder seine Religion (bei Flaig) durch Relativierungen von der Schuld, wenn nicht reinzuwaschen, sie zumindest kleiner erscheinen zu lassen.
Zweifellos stecken solche oder ähnliche Motive dahinter, wer bestreitet das?
Das mag verständlich sein, dennoch muss man es beim Namen (Revision) nennen dürfen
Dürfen tut man alles, das nicht vom Gsetz verboten ist.
Ob es sinnvoll ist dass "Revision" zu nennen und damit den Begriff "Revision" negativ zu konnotieren, möchte ich anzweifeln.
Denn "Revision" bestehender Geschichtsbilder und Versuche ihrer Korrektur bei Unstimmigkeiten oder das Erstellen von Gegenmodellen ist genau genommen die Aufgabe eines Historikers, dafür ist er da und daran ist auch nichts negatives.
Den Begriff "Revision" grundsätzlich negativ zu verwenden vermittelt den Eindruck, es gäbe in der Geschichtswissenschaft geheiligte Glaubenssätze, die nicht bezweifelt oder angegriffen werden dürften und als wäre der Versuch an der bisherigen Beurteilung irgendetwas ändern zu wollen an und für sich etwas ungehöriges/unangemessenes.
Das ist aber nicht der Fall.
Was Nolte und Flaig da beetreiben ist, wenn man es von dieser Warte her betrachtet, auch eigentlich keine Revision, Revision wäre das mit fachlich angemessenen Mitteln betriebene Überprüfen bisheriger Forschung und Bilder, sondern was die beiden Betrieben haben entspricht dem Versuch einer rein weltanschaulich motivierten Umdeutung unter Missachtung der Faktenlage.
Der Beegriff "Revision" mag griffiger sein, ist in diesem Zusammenhang aber mMn vollkommen unangemessen, weil seine Verwendung zu der vollkommen fatalen Konsequenz führt, dass man annehmen könnte, es würde der Anspruch erheben das Prüfen von bislang vorgebrachten Thesen und Aufstellen von Gegenthesen seien per se unerwünscht und das ist es selbstredend nicht, wenn bisher vorgeebrachte Modelle augenfällige Schwächen aufweisen oder neue Materialieen auftauchen, die nahelegen, dass Teile bisher existierender Modelle vielleicht geändert oder ergänzt werden müssten.
In meinem ersten Beitrag in diesem Faden habe ich ein paar Punkte aus dem Flaigs Essay herausgegriffen, aber niemand hat versucht, diese Punkte zu widerlegen.
Du hast in deinem ersten Beitrag schlicht nicht erwähnt, was du von den Diskutanten erwartest.
Ferner warum sollte man sich an den einzelnen Punkten abarbeiten, wenn es bereits Konsens gibt?
Und um auf die Idee zu kommen, dass die von dir angeführten Einlassungen Bullshit sind, muss man wirklich kein Akademiker sein.
- Flaig sagt, Kreuzfahrer taten 1099 bei der Eroberung von Jerusalem nur das, was muslimische Eroberer schon zuvor viel Male taten, kein Grund also, sich über die Grausamkeit der Kreuzfahrer zu empören
Über so etwas kann sich auch jemand eine Meinung bilden, der mit Geschichte nun übeerhaupt nichts am Hut hat.
Das der Versuch Verbrechen und Grausamkeiten mit anderen postulierten Verbrechen und Grausamkeiten zu rechtfertigen nen bisschen sehr daneben ist, das ist Konsens unter wirklich allen einigermaßen vernünftigen Menschen.
Und um ganz ehrlich zu sein, wenn du bei so etwas an die Decke gehst und befürchtest, dass massenweise Menschen darauf einsteigen und sich an solche Postulaten hängen werden, nur weil jemand mit irgendeinem Titel sie vom Stapel gelassen hat, dann solltest du vielleicht ernsthaft darüber nachdenen ob du den Duschschnittsmenschen damit nicht für ein bisschen sehr viel dümmer und unfähiger zu geistiger Eigenständigkeit erklärst, als er ist.
Insofern finde ich es im übrigen relativ interessant, dass du so einen Narren daran gefressen hast, dich an den christlichen Kirchen und ihrem Handeln abzuarbeiten, denn wenn man, auch wenn du das nicht gerne hören willst, sich an der Konsequenz deiner Beiträge abarbeitet, bist du von deren Positionen, mindestens darin die Bevölkerung mal grundsätzlich für unmündig zu halten und Gelehrten die Rolle von Volkserziehern zuzuschreiben nicht so weit davon entfernt.
Stattdessen gibt es hier Metadiskussionen über die Qualifikation Flaigs und über die Frage, ob ein Essay eines Historikers in einer Zeitschrift überhaupt als seine fachliche Äußerung zu verstehen ist
Das ist insofern keine Metadiskussion, als dass, eine wissenschaftliche Aussage von der Aussage eines Wissenschaftler zu unterscheiden ist.
Die Aussage eines Wissenschaftlers ohne wissenschaftlichen Anspruch ist erstmal nicht mehr als eine (möglicherweise hässliche) Privatmeinung und die muss er wie jeder andere auch per se äußern dürfen, so lange sie sich im Rahmen geltenden Rechts befindet.
Wenn dir die Richtung, die diese Diskussion genommen hat nicht gefällt, hättest du eben gut daran getan im Eröffnungspost zu klarzustellen, was du hier eigentlich erwartest.
Das hast du im übrigen bis jetzt noch immer nicht getan, denn offen gesagt, dass du von uns die Widerlegung von offensichtlichem Quatsch erwartest nehme ich dir nicht ab, davon ab dürfte dir wohl klar sein, dass es deine Mitforisten wahrscheinlich für überflussig halten den Nachweis zu erbringen, dass Wasser nass ist.
Kannst du dir sparen, wir sind hier nicht auf dem Schulhof.
*um das nochmal ganz klar zu machen, damit gebe ich Noltes Intention wieder nicht eine Eigene.