Facharbeit über Publius Quinctilius Varus

@El Quijote

Varus hat die Schlacht verloren.

Velleius Paterculus, der als Offizier in Germanien gewesen ist, und es wohl am besten beurteilen kann, macht ihn dafür verantwortlich.
 
@El Quijote

Varus hat die Schlacht verloren.

Velleius Paterculus, der als Offizier in Germanien gewesen ist, und es wohl am besten beurteilen kann, macht ihn dafür verantwortlich.
Das ist ein Argumentum ad verecundiam, welches die Darstellungsabsichten von Velleius Paterculus vollkommen ausblendet.

Velleius Paterculus verfolgt mit seiner Darstellung das Interesse, Tiberius als strahlenden Held darzustellen. Von den Feldzügen des Germanicus berichtet er beispielsweise NICHTS, wartet aber intressanterweise mit Informationen auf, die auf den Germanicusfeldzügen gewonnen wurden (die Segestesgeschichte). Das sollte man nicht ignorieren.

Velleius zufolge hat Tiberius in Germanien ordentlich aufgeräumt. Komisch, dass Germanicus offenbar erstmals das Schlachtfeld besuchte. Offensichtlich hat Tiberius tatsächlich kaum mehr erreicht, als die Lippelinie einigermaßen zu konsolidieren.

Wie gesagt, schon bei dem immensum bellum ist Velleius, der viel Worte über die Unfähigkeit Varus' verliert, erstaunlich schmallippig, das setzt sich dann fort bei Tiberius Germanien Aufenthalt nach der Varusschlacht. Sätzelang verbreitet er sich über die Beliebtheit von Tiberius bei den Legionen und nennt eine ganze Reihe von Stämmen, die Tiberius besiegt habe, aber komischerweise nennt er nur zwei Details: Tiberius habe die Weser überquert und an den Quellen der Julia/Lupia sein Winterlager aufgeschlagen und sei somit der erste Römer, der in Germanien überwintert habe. Hier war Velleius Augenzeuge und dennoch weiß er viel mehr und detailgetreuer über die Varusschlacht zu berichten, wo er nicht dabei war. Kommt dir das nicht komisch vor?
 
Velleius Paterculus, der als Offizier in Germanien gewesen ist, und es wohl am besten beurteilen kann,

Das ist ein Argumentum ad verecundiam,
Als 2022 Russland die Ukraine überfiel, war Erich Vad für einige Zeit ein bevorzugter Ansprechpartner der Medien, Militärberater von Merkel, Brigadegeneral a.D. Binnen kurzer Zeit wurden seine Fehldiagnosen und -einschätzungen zum Running Gag (wenn der Anlass nicht so traurig wäre). Soviel nur zu solchen Automatismen.
 
Das ist ein Argumentum ad verecundiam, welches die Darstellungsabsichten von Velleius Paterculus vollkommen ausblendet....Kommt dir das nicht komisch vor?
Jetzt bin ich aber leicht entäuscht. Das erste mal, dass ich nach 60 Beiträgen, zig Rügen, O Punkten und O Zustimmungen mal ausnahmsweise eine Quelle genannt habe, und schon wird sie mir madig und schlecht gemacht. Also zuerst wird beanstandet, dass ich keine Quellen bringe. Und wenn ich mal eine bringe, heisst es, die taugt nichts. V.P. ist eine seriöse und vorzügliche Quelle. Aber egal. Fakten und Tatsachen bleiben Faklten und Tatsachen, egal in und mit welcher Absicht sie benannt werden.

Komisch kommt mir vor, dass ich inzwischen weiss, dass du Alles gelesen hast, was ich gelesen habe. Und daher auch alles charakterlich Negative und militärische Versäumnisse des Varus gelesen haben musst und dennoch mit einer solchen Verbissenheit diesen Stümper Varus verteidigst. Historiker diskutieren nur, ob Varus die Allein- oder nur eine Mitschuld trifft. Daran ändert nichts, dass ihn der Nicht-militär Augustus aus durchsichtigen Gründen nicht als Verantwortlichen gesehen hat.

Im Übrigen .Ich erfinde nichts, sondern habe in Erinnerung, dass Varus den umfangreichen Tross, darunter Lebensmittel und insbesonders schwere Waffen- die gesamte Artellerie mit 100 Katapulte- hat vernichten lassen.
Um schneller vorwärts zu kommen. Auch sind keinesfalls Alle getötet oder geopfert worden. Manche sind entkommen. Noch 40 Jahre später wurden Gefangene frei gekauft. Wie könnte man sonst den Selbstmord von Varus genau beschreiben und schreiben, dass Varus neben Segestes mehrheitlich von seinen eigenen Offizieren gewarnt wurde. Mindestens ein Zeuge muss also entkommen sein.

Als 2022 Russland die Ukraine überfiel, war Erich Vad für einige Zeit ein bevorzugter Ansprechpartner der Medien, Militärberater von Merkel, Brigadegeneral a.D. Binnen kurzer Zeit wurden seine Fehldiagnosen und -einschätzungen zum Running Gag (wenn der Anlass nicht so traurig wäre). Soviel nur zu solchen Automatismen.
Dann gilt das ebensio für Augustus, den du immer als Verteidiger des Varus heran ziehst. Zu General Vad sage ich besser nichts, da man ja hier die westliche Parteinahme für die Ukraine und die Sanktionen nicht kritisieren darf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Jetzt bin ich aber scher entäuscht. Das erste mal, dass ich nach 60 Beiträgen, zig Rügen, O Punkten und O Zustimmungen mal ausnahmsweise eine Quelle genannt habe, und schon wird sie mir madig und schlecht gemacht. Also zuerst wird beanstandet, dass ich keine Quellen bringe. Und wenn ich mal eine bringe, heisst es, die taugt nichts. V.P. ist eine seriöse und vorzügliche Quelle. Aber egal. Fakten und Tatsachen bleiben
Dass Velleius "nichts taugt", hat niemand behauptet.
Um eine Quelle auszuwerten, bedarf es der Quellenkritik.
Fakt ist, dass Velleius dies und jenes geschrieben hat. Das heißt nicht, dass 1:1 alles genauso stimmen muss, wie es Velleius schildert.
Fakt ist außerdem, dass Velleius den amtierenden Kaiser Tiberius (und seine Taten als Feldherr in Germanien) in den Himmel lobt und sehr einseitige Propaganda treibt. Das muss man ihm nicht verübeln, denn wenn er offene oder versteckte Kritik an Tiberius und an Tiberius' Germanienpolitik geübt hätte, wäre ihm das schlecht bekommen.
Dies alles muss man einfach in Rechnung stellen, wenn man Velleius' Darstellung angemessen beurteilen will. Sich einfach nur das herauszusuchen, was man sich für sein eigenes Geschichtsbild "wünscht", ist naiv und bringt keine Erkenntnis.


Im Übrigen .Ich erfinde nichts, sondern habe in Erinnerung, dass Varus den umfangreichen Tross, darunter Lebensmittel und insbesonders schwere Waffen- die gesamte Artellerie mit 100 Katapulte- hat vernichten lassen.

Dann hast Du das entweder falsch in Erinnerung, oder Du erinnerst Dich an eine erfundene Szene (Spielfilm, Roman, schlechten Fernsehdoku oder irgendetwas in der Art).
Fakt ist, dass keine antike Quelle in diesem Zusammenhang explizit "Lebensmittel", "schwere Waffen" oder "100 Katapulte erwähnt".

Die einzige Beschreibung des Trosses stammt von Cassius Dio, der auch den Grund für die Reduzierung nennt. Die einschlägigen Stellen lauten:

"Sie führten auch wie im Frieden viele Wagen und Lasttiere mit; ferner folgten ihnen nicht wenige Kinder und Frauen und zahlreiche Troßknechte; auch dies trug zur Auflösung der Marschordnung bei.

[...] da die Römer nicht in einer einigermaßen geordneten Formation vorrückten, sondern die Kolonne mit Wagen und Unbewaffneten bunt gemischt war, konnten sie nicht ohne weiteres dicht aufschließen, und ihre einzelnen Abteilungen waren jeweils zahlenmäßig schwächer als die angreifenden Feinde; so erlitten sie erhebliche Verluste, ohne den Barbaren etwas anhaben zu können.

Daher schlugen sie dort ihr Lager auf, wo sie einen geeigneten Platz fanden, soweit dies in dem Waldgebirge überhaupt möglich war; nachdem sie dann zahlreiche Wagen und sonstige Gegenstände, die nicht unbedingt erforderlich waren, verbrannt oder zurückgelassen hatten, zogen sie am anderen Morgen in etwas besserer Ordnung weiter, so daß sie sogar offenes Gelände erreichen konnten"​

Um die Marschgeschwindigkeit geht es hier überhaupt nicht. Und von einem Stab, der Varus davon abgeraten hätte, ist ebenfalls nicht die Rede. Das alles ist - wo immer Du das gelesen oder gesehen hast - frei erfunden.
 
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Um eine Quelle auszuwerten, bedarf es der Quellenkritik.
Fakt ist, dass Velleius dies und jenes geschrieben hat. Das heißt nicht, dass 1:1 alles genauso stimmen muss, wie es Velleius schildert.Fakt ist außerdem, dass Velleius den amtierenden Kaiser Tiberius (und seine Taten als Feldherr in Germanien) in den Himmel lobt und sehr einseitige Propaganda treibt. Sich einfach nur das herauszusuchen, was man sich für sein eigenes Geschichtsbild "wünscht", ist naiv und bringt keine Erkenntnis.
Fakt ist , dass jeder Autor dies und jenes geschrieben hat. Und letztlich Propaganda betreibt. Fakt ist, das bei Keinem alles 1 : 1 genauso stimmen muss wie es der Autor schildert. Fakt ist weiter, dass nur besonders naive Naivlinge meinen, dass Autoren, denen sie vertrauen, jedes Wort stimmt.

Fakt ist ausserdem, dass jede Quelle der Quellenkritik bedarf. Nur Naivlinge glauben, dass Quellen, denen sie glauben, keine Quellenkritik bedürfen. Sich für Quellenkritik nur die Quelle herauszusuchen, die einem nicht passt, und die Quelle davon aus zu nehmen, die man sich für sein eigenes Geschichtsbild "wünscht", ist naiv und bringt keine Erkenntnis.
 
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Fakt ist , dass jeder Autor dies und jenes geschrieben hat. Und letztlich Propaganda betreibt. Fakt ist, das bei Keinem alles 1 : 1 genauso stimmen muss wie es der Autor schildert. Fakt ist weiter, dass nur besonders naive Naivlinge meinen, dass Autoren, denen sie vertrauen, jedes Wort stimmt.

Fakt ist ausserdem, dass jede Quelle der Quellenkritik bedarf. Nur Naivlinge glauben, dass Quellen, denen sie glauben, keine Quellenkritik bedürfen. Sich für Quellenkritik nur die Quelle herauszusuchen, die einem nicht passt, und die Quelle davon aus zu nehmen, die man sich für sein eigenes Geschichtsbild "wünscht", ist naiv und bringt keine Erkenntnis.

Fein, dass Du das jetzt auch so siehst. Fragen sind also nicht nur an Velleius zu stellen, sondern auch z. B. an Dio. Dio berichtet (auch wieder als einziger) von heftigem Sturm und Regen. Deswegen hätten die Römer ihre Fernwaffen nicht einsetzen können. Die Germanen hingegen konnten trotz Sturm und Regen ihre Fernwaffen einsetzen und damit den Römern empfindliche Verluste beibringen. Schreibt Dio. Kann das stimmen, muss das stimmen?
 
Komisch kommt mir vor, dass ich inzwischen weiss, dass du Alles gelesen hast, was ich gelesen habe. Und daher auch alles charakterlich Negative und militärische Versäumnisse des Varus gelesen haben musst und dennoch mit einer solchen Verbissenheit diesen Stümper Varus verteidigst.
Teilweise stehen die Dinge eben gar nicht (so) in den Quellen, wie du sie nacherzählst, und wenn Historiker so naiv wären und es versäumten Darstellungsabsichten herauszuarbeiten und nur die Quellen nacherzählten, dann wäre Geschichtswissenschaft keine Wissenschaft und hätte an den Universitäten nichts verloren. Wenn du den Eindruck hast, ich verteidigte Varus, dann ist das etwas überraschend, denn letztendlich ist meine Botschaft an dich am Ende lediglich die, dass Sym- bzw. Antipathie keine hinreichenden Kriterien sind, um die Qualitäten einer Person als Feldherr zu bewerten.

Historiker diskutieren nur, ob Varus die Allein- oder nur eine Mitschuld trifft.
Nun, ich habe vorige Tage drei Historiker bzw. Archäologen zitiert. Hans Ulrich Nuber, Prof. f. provinzialrömische Archäologie, Achim Lichtenberger, Prof. für Klass. Archäologie und Heidrun Derks, Kuratorin am Museum Kalkriese:

Hans Ulrich Nuber: P. Quinctilius Varus siegte... als legatus Augusti in Süddeutschland, in: Imperium - Konflikt - Mythos, Bd. I (Imperium), S. 106 - 113:

Keines dieser Kommandos hat Varus ohne Zustimmung des Augustus erhalten, d.h. er muss in den Augen des princeps als ein absolut vertrauenswürdiger und als fähig eingestufter Mann abgesehen worden sein. Diese Erkenntnis hatte bei Augustus lange reifen können, denn Varus hat den ersten Teil seiner Karriere, insbesondere die militärischen Kommandos, soweit erkennbar, immer unter den Augen des Augustus ausgeführt. Einzig seine erste mögliche Militärstelle, als tribunus laticlavius kennen wir (noch) nicht.
[…]
Seine Karriere war indessen keinesfalls einzigartig, vergleicht man sie nur mit derjenigen des Sentius Saturninus seines mehrfachen Amtsvorgängers, dem Varus auf allen wichtigen Posten wie in Afrika, Syrien oder Germanien gefolgt war. Wenn für die Katastrophe im Teutoburger Wald überhaupt eine monokausale Erklärung gesucht werden kann, mit einer schlechten militärischen Ausbildung und fehlender Erfahrung lässt sich die Niederlage des P. Quinctilius Varus jedenfalls nicht erklären.
Achim Lichtenberger: Varus in Syrien. Die Provinz Syria und das Klientelkönigreich Judäa, in: Imperium - Konflikt - Mythos, Bd. I (Imperium), S. 160 - 166:

Von 7-4 v. Chr. war P. Quinctilius Varus Statthalter der römischen Provinz Syria. […] Als unter Augustus 27 v. Chr. Provinzen in kaiserliche und senatorische eingeteilt wurden, machte man Syria zu einer kaiserlichen Provinz mit einem legatus Augusti pro praetore, und die Provinz erhielt vier Legionen. Die Statthalter gehörten als ehemalige Konsuln zu den höchstrangigen und erfahrensten Militär- und Verwaltungsfachmännern der römischen Aristokratie. Die strategische Bedeutung der Provinz Syria lag nicht nur darin, die Landbrücke von Ägypten nach Kleinasien zu bilden und wichtige Überlandrouten zu kontrollieren, sondern sie bestand aus Sicht Roms auch in der unmittelbaren Grenzlage zum Partherreich, dem gefährlichsten Gegner Roms im Osten.​

Heidrun Derks: Die Varusschlacht, in: Imperium - Konflikt - Mythos, Bd. II (Konflikt), S. 37 - 55:

Aus seinen Aufenthalten als Statthalter im der Provinz Africa sowie in Syrien und Palästina war er [Varus] mit Krisensituationen mehr als vertraut und hatte vielfach unter Beweis gestellt, dass er nicht nur ein hervorragender Diplomat und Stratege war, sondern notfalls auch hart und unerbittlich durchgreifen konnte. Das Bild, das die antiken Autoren später von ihm zeichnen sollten, lässt sch mit diesem Werdegang nur schwer in Einklang bringen. Durchsetzungsschwach, militärisch unerfahren und behäbig […] dürfte der Mann kaum gewesen sein. Und zweifelhaft erscheint auch, dass Augustus einem unfähigen Günstling die Rheinarmee anvertraut haben soll, lässt dich das militärische Aufgebot erahnen, dass man keinen rein formalen Verwaltungsakt erwartete, auch wenn man das tatsächliche Risiko wohl unterschätzte.​


Im Übrigen .Ich erfinde nichts, sondern habe in Erinnerung, dass Varus den umfangreichen Tross, darunter Lebensmittel und insbesonders schwere Waffen- die gesamte Artellerie mit 100 Katapulte- hat vernichten lassen.
Um schneller vorwärts zu kommen.
Tja, das ist ein Dilemma, denn das steht in keinerlei Quelle. Du kannst es in den Quellen nicht gelesen haben.

Auch sind keinesfalls alle getötet oder geopfert worden. Manche sind entkommen. Noch 40 Jahre später wurden Gefangene frei gekauft. Wie könnte man sonst den Selbstmord von Varus genau beschreiben und schreiben, dass Varus neben Segestes mehrheitlich von seinen eigenen Offizieren gewarnt wurde. Mindestens ein Zeuge muss also entkommen sein.
Geh doch mal quellenkritisch vor. Cassius Dio, dem du hier folgst, schreibt:

Hauptverschwörer und Anführer bei dem Anschlag wie bei dem Krieg waren neben anderen Arminius und Segimerus, Varus dauernde Begleiter und Tischgenossen. So fühlte sich der römische Feldherr sicher und rechnete mit nichts Schlimmen, all denen aber, welche die Vorgänge argwöhnisch verfolgten und ihn zur Vorsicht mahnten, schenkte er keinen Glauben, ja machte ihnen sogar Vorwürfe, als seien sie ohne Grund beunruhigt und wollten seine Freunde nur verleumden.
Das ist eigentlich der bekannte Narrativ, nur dass Segimer hineingenommen und Segestes herausgeschrieben und durch irgendwelche anonymen „all denen“ ersetzt wird. Diesen Sachverhalt ignorierst du.
Nun läge es nahe, wenn wir NUR Cassius Dio hätten, anzunehmen, dass sich hinter „all denen“ Offiziere zu vermuten. Aber wir kennen nun mal die ältere Version. Aber nehmen wir das Dir zu Gunsten mal an: Die Geschichte stimmte und es waren Offiziere. Meinst du wirklich, dass solcherlei Ratschläge Varus coram publico hinterbracht worden wären?
Aber wie gesagt: Cassius Dio hat hier eine alte Geschichte aufgegriffen, Segestes herausgenommen und durch anonyme Warner ersetzt.

Dann gilt das ebensio für Augustus, den du immer als Verteidiger des Varus heran ziehst.
Das bin doch nicht ich, sondern Nuber (Uni Freiburg), Lichtenberger (Uni Münster) und Derks (Museum Kalkriese). [Das ist Übrigens ein argumentum ad verecundiam par excellence]

Um den Ukrainekrieg geht es hier nicht. Nur um den Automatismus, Velleius sei Militär gewesen und als solcher in seinem Urteil unfehlbar oder etwa frei von Interessen.
 
Jetzt bin ich aber leicht entäuscht. Das erste mal, dass ich nach 60 Beiträgen, zig Rügen, O Punkten und O Zustimmungen mal ausnahmsweise eine Quelle genannt habe, und schon wird sie mir madig und schlecht gemacht. Also zuerst wird beanstandet, dass ich keine Quellen bringe. Und wenn ich mal eine bringe, heisst es, die taugt nichts.
Stellen wir das mal richtig. Du glänzt mit "Faktennennungen", die sich in keiner Quelle finden. Das ist das eine Problem.
Davon zu unterscheiden ist das andere/zweite Problem, dass du die Quellen nicht als interessengeleitete Schriften erkennst, sondern ihnen unbesehen alles glaubst.
Das habe ich anhand von Cassius Dio und seiner Übernahme des Warnungsnarrativs, aus dem Segestes als im Prinzip wesentlicher Bestandteil des Narrativs in allen früheren Varianten herausgestrichen wird, gezeigt. Dennoch berufst du dich mit deiner Argumentation auf genau diese Stelle bei Cassius Dio.
 
Velleius Paterculus […] Von den Feldzügen des Germanicus berichtet er beispielsweise NICHTS, wartet aber intressanterweise mit Informationen auf, die auf den Germanicusfeldzügen gewonnen wurden (die Segestesgeschichte).
Hier habe ich Unsinn geschrieben. Velleius erwähnt die Feldzüge Germanicus‘ durchaus.
 
Stellen wir das mal richtig. Du glänzt mit "Faktennennungen", die sich in keiner Quelle finden. Das ist das eine Problem.Davon zu unterscheiden ist das andere/zweite Problem, dass du die Quellen nicht als interessengeleitete Schriften erkennst, sondern ihnen unbesehen alles glaubst.
Nein, wir stellen was ganz anderes richtig. Sobald ich in zu einem thread schreibe, und mir erlaube, gegen den foren-mainstream zu schreiben, gibts Aufregung, Bewgung, Unruhe und traffic in dem Strang. Das sollte dir als Chef doch recht sein ? Weiter glänze ich nicht mit erfundenen Märchen, sondern belege meine Thesen. . Den verbrannten Tross von Varus mit den bei jeder Legion mit geführten Fernwaffen ( Katapulte ) habe ich zigfach gelesen, und die haben es sicher nicht erfunden. Weiter forderst du unentwegt Quellen. Aber und wenn ich sie bringe, behauptest du, die wären nicht seriös. Das ist nicht seriös. Obgleich die Quellen und Historiker über Varus unterschiedlicher Meinung sind, glaubst du nur den Quellen, die in dein Bild vom tüchtigen Varus passen. Und machst die Anderen unglaubwürdig. Wir Juristen lernen im ersten Semester, dass es zu jedem Sachverhalt unterschiedliche Meinungen gibt. Die höchsten Gerichte nennen sogar die von der hM abweichende Mindermeinung ausdrücklich in Jedem Urteil. Siehe NJW. Aber hier gilt nur eine Meinung....wie zum Ukrainekrieg.
Fein, dass Du das jetzt auch so siehst. Fragen sind also nicht nur an Velleius zu stellen, sondern auch z. B. an Dio.
Noch feiner ist, dass du jetzt verstanden hast, auch Fragen an Augustus zu stellen. Geh mit gutem Beispiel voran und Fang also mit deiner Quellenkritik bei deinen Quellen an .
 
Weiter glänze ich nicht mit erfundenen Märchen, sondern belege meine Thesen. . Den verbrannten Tross von Varus mit den bei jeder Legion mit geführten Fernwaffen ( Katapulte ) habe ich zigfach gelesen, und die haben es sicher nicht erfunden.
Das steht eben in keiner Quelle.

Weiter forderst du unentwegt Quellen.
Nur bei steif und festen Tatsachenbehauptungen, die durch die Quellen nicht gedeckt sind, wie etwa bei den Katapulten und den Nahrungsmitteln. Weißt du, der einfachste Weg, mich mundtot zu machen wäre, die Quellenstelle zu bringen, wo die Katapulte und Nahrungsmittel erwähnt sind, statt hier zu lamentieren. Nur das kannst du nicht, weil es diese nicht gibt.

Aber und wenn ich sie bringe, behauptest du, die wären nicht seriös. Das ist nicht seriös.
Es wurde nicht kritisiert, dass du Quellen gebracht hast, sondern dass du ihnen naiv alles glaubst, ohne die Interessen der Verfasser zu berücksichtigen. Das A und O der Geschichtswissenschaft ist die Quellenkritik, also bei historiographischen Quellen die Frage danach, was der Verfasser wie und warum darstellt. Wenn man in der glücklichen Verfassung ist, mehrere Quellen zu einem Sachverhalt zu haben, kann man sehr gut die Unterschiede in den Quellen zueinander untersuchen, insbesondere dann, wenn sie aus derselben Tradition schöpfen (siehe etwa die Abweichung bei Cassius Dio, der plötzlich Segestes aus dem Narrativ herausnimmt).

Obgleich die Quellen und Historiker über Varus unterschiedlicher Meinung sind, glaubst du nur den Quellen, die in dein Bild vom tüchtigen Varus passen.
In diesem Satz stecken zwei Unterstellungen.
1.) die einer willkürlichen Quellenauswahl.
2.) die eines bestimmten Varusbildes

Ad 1.) ich begründe bei jeder einzelnen Aussage, warum sie plausibel oder eben nicht plausibel ist.
Ad 2.) Deine Unterstellung eines bestimmten Varusbildes geht von deinem negativen Varusbild als „Stümper“ aus. Du beurteilst die Leute (nicht nur Varus, wir hatten das vorige Tage auch bei Crassus) die ganze Zeit moralisch und leitest daraus deren militärische Fähigkeiten ab. Das ist doch Unsinn!
Dabei nimmst du einzelne Quellenstellen heran, wie das extrem negative Varusbild bei Velleius, ignorierst die Funktion der negativen Varusdarstellung bei Velleius, der nämlich als Sündenbock für eine gescheiterte Germanienpolitik, an der Tiberius zwei Jahrzehnte lang kräftig mitgewirkt hat, herhalten muss und ignorierst die Fakten, dass Varus vor seinem Tod mindestens 20 Jahre auch militärisch recht erfolgreich war bzw. Germanien nicht der erste Brennpunkt war, an dem er von Augustus eingesetzt wurde.

Wenn du Jurist bist, solltest du wissen, dass Zeugen Interessen haben, warum ist das so schwer bei Historiographen einzusehen?
 
Weiter glänze ich nicht mit erfundenen Märchen, sondern belege meine Thesen. . Den verbrannten Tross von Varus mit den bei jeder Legion mit geführten Fernwaffen ( Katapulte ) habe ich zigfach gelesen, und die haben es sicher nicht erfunden.

Die Sache mit den verbrannten Wagen steht bei Dio, die Sache mit den 100 verbrannten Katapulten steht in keiner antiken Quelle (einen Beleg hast Du auch nicht geliefert), sondern ist eine moderne Erfindung.

Noch feiner ist, dass du jetzt verstanden hast, auch Fragen an Augustus zu stellen. Geh mit gutem Beispiel voran und Fang also mit deiner Quellenkritik bei deinen Quellen an .
Wahrscheinlich hast Du nicht verstanden, was ich geschrieben habe. Augustus hat meines Wissens keine Quellen zur Varusschlacht hinterlassen, an die man Fragen stellen könnte, und Augustus persönlich können wir aus begreiflichen Gründen keine Fragen stellen.
 
Das er nicht umgekeht ist. Das er kein befestigtes Lager errichtet und auf Verstärkung gewartet hat. Das er seinen gesamten Tross ( Lebensmittel, Waffen ) hat vernichten lassen. Und das er das Alles gegen den eindringlichen Rat seiner erfahrenen Offiziere durchgesetzt hat. Er war ein Bürokrat, kein Militär, und konnte nicht glauben, dass Germanen ihn und drei römische Legionen besiegen könnten.Bezüglich Quellen frag @El Quijote oder @Ravenik. Die haben alle Quellen gespeichert und parat.
Wenn ich mich nicht irre, hat man Dich schon mal auf ein Buch hingewiesen.

Varus, Varus erschienen beim RECLAM Verlag

Dort sind ALLE literarischen Quellen zur Varusschlacht gesammelt.
Darin ist auch ein Text von Ovid. Bringt uns kaum ein Wissensgewinn, weil er nur die Stimmung wiedergibt, welche nach den Nachrichten aus Germanien über die Varusschlacht in Tomis am Schwarzen Meer herrschte. Natürlich ist auch alles relevantes (Tacitus, Cassius Dio, Velleius Paterculus, Florus) darin zu finden. Es sind die Texte in ihrer Originalsprache (latein oder altgriechisch) sowie in einer deutschen Übersetzung wiedergegeben. Das Teil ist nicht sehr dick und in einem kleinen Format. Das kriegt man in einem Tag gelesen.

Was ich mal getan habe: Alle wichtigen Informationen in einer EXCEL-Tabelle reinzuschreiben. Also Überschrift in einer Spalte "Lager". Dann in der linken Spalte untereinander die Autoren. Wer hat also was zu einem oder mehreren Lager/n des Varus geschrieben. Manche äußern sich gar nicht. Andere widersprüchlich. Dadurch gewinnt man mit wenig Aufwand einen Überblick über die Quellen.

Die Diskussion mit Dir ist für uns etwas ermüdend, weil die Quellen ziemlich überschaubar und diesbezüglich die überlieferten Fakten hier im Unterforum Römer des Geschichtsforums jedem bekannt sind.

Was man auch noch wissen muss, sind archäologische Informationen sowie Archäobotanik. Dazu zählt zum Beispiel der Grabstein des Marcus Caelius aus Vetera. Das war bis vor ca. 30 - 40 Jahren der einzige handfeste Beleg, dass es die Varusschlacht wirklich gegeben hat. Und das ist im Gegensatz zu allen anderen Schlachten (Angrivarierwall, Idavisto, Pontes longi) immer noch so, weil von den in den Klammern genannten auch rein gar nichts materiell auf uns gekommen ist.

Also, wenn Du Dich ernsthaft für das Thema interessierst, kauf Dir das Reclam-Heftchen und dann kannst Du uns locker mit Verweis auf den Autoren XY Paroli bieten und uns von Deiner Sichtweise überzeugen.
 
Dort sind ALLE literarischen Quellen zur Varusschlacht gesammelt.
Alle leider nicht, Sueton fehlt (aber da Orosius Sueton paraphrasiert, ist seine Sichtweise natürlich drin). Von Velleius und Tacitus könnten auch ruhig je ein Abschnitt mehr drin sein.

Aber die Quellen sind ja auch alle online.
http://www.perseus.tufts.edu/hopper/collection?collection=Perseus:collection:Greco-Roman
https://www.hs-augsburg.de/~harsch/a_chron.html
https://www.hs-augsburg.de/~harsch/graeca/Chronologia/S_post01/Strabon/str_intr.html
http://www.thelatinlibrary.com/
http://remacle.org/bloodwolf/historiens/Dion/table.htm
https://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/home.html
 
Die Diskussion mit Dir ist für uns etwas ermüdend, weil die Quellen ziemlich überschaubar und diesbezüglich die überlieferten Fakten hier im Unterforum Römer des Geschichtsforums jedem bekannt sind..... dann kannst Du uns locker mit Verweis auf den Autoren XY Paroli bieten und uns von Deiner Sichtweise überzeugen.
@flavius-sterius

Apropos mühsam. Wenn Historiker eine Person unterschiedlich bewerten ist es immer mühsam.Ich kenne alle von dir benannten Quellen zu Varus und habe sie im Original in Latein gelesen. Das Problem liegt nicht in meiner angeblichen Unkenntnis der Quellen, sondern in der allgemein unterschiedlichen und speziell eurer einseitigen und parteiischen Be- wertung der Quellen. Ihr bewertet mit unterschiedlichen Massstäben. Und wollt mir eure Meinung auf oktroyieren. Ich kenne mich aber zu gut aus, lasse mir keinen kein X für ein U einreden und bilde mir mein eigenes Urtei. Vor allem verlasse ich mich auf Fachleute und Profis. Und V.P. war einer. Der einzige sogar.

Varus-kritische Quellen wie V.P., der jahrelang aktiver Militär und hoher römischer Offizier sogar in Germanien und Pannonien zur Zeit von Varus und damit Augen-und Zeitzeuge war , also ein ausgewiesener Experte und Fachmann für Militärwesen , die nicht in euer Varus Bild passen, werden " quellenkritisch " hinterfragt, sprich als obrigkeitshörige, parteiische und unglaubwürdig Tiberius-Lobhuddelei abgetan. Dabei macht speziell er keine Propaganda für Tiberius- wie Kallisthenes für AdG- sondern hat unter dem fähigen Militär Tiberius jahrelang gedient und ihn zu recht gelobt, weil er als kompetenter und praxiserfahrener Ex-Militär richtig Ahnung von der Materie hat. Und sowohl Tiberius wie Varus richtig bewerten konnte. Und als Einziger beurteilen kann, dass und welche schwer wiegende Fehler Varus gemacht hat. Und ausgerechnet der Experte schlechthin soll von absoluten Laien " quellenkritisch " hinterfragt werden und soll nicht wörtlich genommen werden ?


Das gilt dann plötzlich nicht für varus-rechtfertigende Quellen, die weder Ahnung vom Militär- jede Legion hatte schwere Artellerie wie 50 Katapulte dabei- noch von Germanien geschweige denn Zeitzeugen waren. Die Nicht-militärs und Schreiberling CaDi, Sue und Taci haben 100 Jahre später gelebt, keine Ahnung von Germanien ( Sumpf und Wald ) und Legionen und massen sich vom Schreibtisch aus an über Schlachten zu urteilen. Dafür hassen die Strolche Tiberius und diffamieren ihn mit Schmähkritik. Die werden zufällig quellenkritsch nicht hinterfragt und dürfen sehr wohl wörtlich genommen werden. Sehr durchsichtig das Ganze. Dabei weiss Jeder, dass die moderne Geschichtswissenschaft nur darüber diskutiert, ob Varus Fehler die Allein- oder nur die Mitschuld für die Niederlage waren.

Vor allem will ich hier Niemanden etwas beweisen oder muss Jemanden paroli bieten. Auch das nur ein dutchsichtiger Versuch, mich zu diskreditieren. Ich habe mich angemeldet, weil Geschichte mein Hobby ist, ich mich gelegentlich ablenken und diskutieren will. Ich schreibe aus dem Kopf. Diskussionsbeiträge , keine wissenschaftlichen Dissertationen, Gutachten, Klausuren, Prüfungsarbeiten, Pladoyers oder Urteile . Ich habe keine Zeit, jedes Detail nach zu lesen. Meine Beiträge zu kritisieren und auf Fehler zu überprüfen, sind genug Foristen da.

Wahrscheinlich hast Du nicht verstanden, was ich geschrieben habe. Augustus hat meines Wissens keine Quellen zur Varusschlacht hinterlassen, an die man Fragen stellen könnte, und Augustus persönlich können wir aus begreiflichen Gründen keine Fragen stellen.
Du hast vermutlich nicht verstanden, was ich geschrieben habe. Augustus gilt als Kronzeuge dafür, dass Varus keine Schuld trägt. Augustus aber muss kritisch hinter- nicht be-fragt und darf keinesfalls wörtlich genommen werden. Wie du mir ja gepostet hast.
 
Das Problem liegt nicht in meiner angeblichen Unkenntnis der Quellen

Doch, darin liegt das Problem. Du erzählst erdichtetes Zeug, von denen Du irrtümlich glaubst, dass Du das in den Quellen gelesen hast.

Und wenn man nachfragt, wo man das nachlesen kann, kommt nur Geschwurbel.

Augustus aber muss kritisch hinter- nicht be-fragt und darf keinesfalls wörtlich genommen werden.
Was hat den Augustus geschrieben, was man nicht wörtlich nehmen sollte?

Ich bitte um eine konkrete Quellenangabe, dann können wir den Wortlaut mal durchgehen.
 
der Tacitus war nicht nur ein Strolch, sondern auch noch ein Wüstling, der schweinische Witze über züchtige germanische Damen erzählte
sed et proxima pars pectoris patet
und solchen Schweinkram auch noch mit einer beifallsheischenden vierfachen Alliteration würzte...
Das musste jetzt echt mal gesagt werden!

Ich habe mich ja immer gefragt, warum die Legionen trotz prima Straßen so langsam voran kamen - ja ok, wenn die stets 50 Katapulte mit sich herumzerrten...

auf jeden Fall ist es erhebend, von Profis endlich mal klipp und klar gesagt zu bekommen, wie damals der Hase lief, besten Dank! ;):D (zu den quellenkritischen Bemerkungen kann ich leider nichts vernünftiges anfügen, weil ich kein Profi bin)
 
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