Zei Aussagen:
- Was trivial ist: Wenn Preußen den Siebenjährigen Krieg verloren hätte, wäre es danach keine Großmacht gewesen.
- Nicht ganz so trivial: Preußen hat erst dadurch den Status einer Großmacht erreicht, dass es den Krieg gegen die übergroße Übermacht nicht verlor.
Beim zweiten Punkt lasse ich mich gern eines Besseren belehren, falls ich irren sollte (na ja, beim ersten theoretisch natürlich auch..).
Der erste Punkt ist tatsächlich trivial, insofern die Lücke zu den wirklich großen Playern groß blieb und der Ressourcenvorsprung zu den mittleren Mächten tatsächlich so gering ausfiel, dass Preußen im Prinzip bis 1867 bei jedem Waffengang, der die Gefahr mit sich brachte eine oder zwei bedeutende Provinzen zu verlieren und damit wieder auf den Stand einer Mittelmacht zurück zu fallen.
In diesem Sinne mag das was du da schreibst sicherlich gelten nur es gilt auch bis weit ins 19. jahrhundert hinein für die anderen Auseinanderstzungen.
Verliert Preußen den Österreichischen Erbfolgekrieg, wird es keine Großmacht, geht es aus der Napoleonischen Epoche als Verlierer hervor, hat sich die preußische Großmacht auch erledigt, verliert es den Krieg von 1866/1867 und damit Schlesien an Österreich und das Rheinland an Frankreich, hat es sich mit der preußischen Großmacht auch erledigt.
Ich sehe keinen Grund da dem Siebenjährigen Krieg eine Sonderrolle zuschreiben zu wollen.
Mit dem Zweiten bin ich so überhaupt nicht einverstanden, schon weil es nicht sinnvoll abgrenzbar und messbar ist.
Wie gesagt, es erreichte nichts wirklich zählbares dadurch was es nicht vorher bereits gehabt hätte.
Man könnte sich ja an dem in der Imperien-Theorie gängigen Postulat hochziehen, nachdem ein Imperium erst ein solches darstellt, nachdem es mindestens eine Phase des Niedergangs überstanden und sich davon erholt hat und das Gannze auf den Begriff der Großmacht übertragen.
Wenn man das täte, wäre Preußen erst in dem Moment Großmacht in dem es sich von seinem Niedergang in der napoléonischen Zeit erhohlen konnte.
William Pitt der Ältere äußerte sich dazu in einer Parlamentsrede am Vorabend des Siebenjährigen Krieges:
Vergessen wir dabei nicht, dass William Pitt der Ältere damit seine Allianzpolitik mit Preußen und seine Abkehr von den traditionellen Bündnissen mit Österreich und den Niederlanden zu rechtfertigen suchte.
Natürlich versuchte er Preußen hier größere Vorzüge zu attestieren um seine eigene Politik nicht zu konterkarrieren aber dadurch war er auch alles andere als ein neutraler Beobachter.
Zur See waren die Niederlande noch immer unumstritten wesentlich stärker als Preußen, dass so gut wie keine Marine hatte.
An Fläche mag Preußen größer gewesen sein, als die Niederlande, aber es war eben bei näherem Hinsehen, vor allem in Ostbrandenburg, Pommern und Ostpreußen strukturschwaches Gebiet mit (Brandennburg, Pommer, Masuren) sandigen Böden, die nur unterdurchschnittliche Erträge abwarfen.
Die Niederlande (ohne außereuropäische Territorien) hatten, wennn ich recht informiert bin zu der Zeit irgendwas zwischen 2 und 2,5 Millionen Einwohnern, was in Etwa der Einwohnerzahl Preußens ohne Schlesien entsprach, dass war realiter kein sooooo gravierender Unterschied (vor allem wenn man das mal mit den 24 Millionen Einwohnern Frankreichs oder der Einwohnerzahl der anderen Großmächte nüchtern vergleicht) und Wirtschaftlich mag Schlesien eine bdeutende Provinz im Aufschwung gewesen sein, aber der Großteil des preußischen Staates hinkte dem deutlich hinterher, während Manufakturwesen, Wasser- und Kanalbau etc. in den Niederlanden deutlich besser entwickelt waren, ganz zu schweigen von der Handelsflotte und den Besitzungen in Westindien im Raum des indischen Ozeans oder den exkulsivhandelsrechten der V.O.C. mit Japan, die ganz andere wirtschaftliche Profite ermöglichten.
Nein, Preußen war nicht für pitt interessant, weil es bedeutend möchtiger gewesen wäre, als die Niederlande, sondern weil es im Gegensatz zu den Niederlanden eine Landmacht war, derer die Seemacht Großbritannien Bedurfte um im Falle einer Auseinandersetzung mit Frankreich Hannover schützen zu müssen und zwar ohne sich auf das konsolidierungsbedürftige Österreich verlassen und erneut einen Landkrieg in den Niederlanden, direkt vor Frankreichs Haustüre unterstützen und bei Misserfolg diese Territorien wie schon im Österreichischen Erbfolgekrieg wieder auslösen zu müssen.
Mit dem Prestige seiner militärischen Erfolge und dem Gewinn an Land und Leuten war Preußen politisch und militärisch zu einer Macht geworden, deren Gewicht im westeuropäischen Mächtespiel mit der Stellung, die er vor 1740 hatte nicht mehr vergleichbar war.
Aber wie gesagt, diesen deutlichen Zugewinn der Preußen als Juniorpartner der tatsächlich Großen interessant machte, hatte es bereits im Österreichischer Erbfolgekrieg erreicht, nicht erst durch den Siebenjährigen Krieg.
Preußens Handlungsspielraum als Großmacht hing nun davon ab, ob es ihm im bevorstehenden Konflikt gelingen würde, diesen Rang im europäischen Mächtesystem zu verfestigen und zu behaupten oder ob es Österreich gelingen würde, es auf die Stufe einer Mittelmacht zurückzudrängen.
Nein. Preußen hatte keinen nennenswerten eigenständigen Handlungsspielraum als Großmacht und konnte auch durch die Verteidigung des Status Quo keinen bekommen, für die erste Reihe der europäischen Großmächte, die tatsächlich die große Politik trieben, reichte es einfach nicht.
Preußen auch mit dem Zugewinn Schlesies, war nichts weiter als ein potentieller Juniorpartner der tatsächlich Großen, der sich an deren Politik hängen und auf weitere Zugewinne dadurch spekulieren konnte, weil es als Macht mittlerweile zu groß war, als dass man es einfach hätte übergehen können.
Aber für die tatsächlichen Großakteure Bündnisfähig, war Brandenburg-Preußen bereits vor dem Zugewinn Schlesiens, die Allianz mit Frankreich wurde ja bereits vor dem Abschluss der ersten beiden schlesischen Kriege begründet, als Argument um Preußen hier für Frankreich bündnsifähig zu machen, reichte seine Armee, der Umstand, dass es Bereit war gegen den österreichischen Rivalen zu ziehen und seine vorteilhafte geographische Lage für diesen unterfangen vollkommen hin, da bedurfte es weder des Besitzes von Schlesien noch irgendeiner nicht näher seriös messbaren Prestigezuwachses.
Interessant machte Preußen sowohl für Großbritannnien als auch für Frankreich vor allem der Umstand, dass sich die preußische Militärmacht möglicherweise nutzen ließ um Braunschweig-Lüneburg/Hannover, ja nach Konzeption der beiden Seiten zu Verteidigen oder zu besetzen.
Dafür waren irgendwelche Prestigefragen völlig uninteressant, interessant war, dass eine solide Armee vorhanden war und die Finanzen des Preußischen Staates (auch vor der Annexion Schlesiens) solide genug waren die ohne allzu astronomische Subsidien zu unterhalten.
Was Preußen einen gewissen Spielraum bei der Wahl dabei, an welchen Großakteur es sich hängen wollte belies, war das Fktum seiner Armee und seiner geographischen Lage, nicht der Umstand irgenndwem getrotzt zu haben, zumal Frankreich es im Siebenjährigen Krieg gegen Preußen ohnehin nicht ernst meinte und auch Russland nur mit sehr begrennztem Einsatz spielte, hauptsächlich Ostpreußen besetzte, weil das da Friedrich seine Truppen in Brandennburg brauchte kaum etwas kostete und im Prinzip die meiste Zeit auch spätestens an der Oder Halt machte.
In Sachen Prestige sollte man doch nicht übersehen, dass den Höfen in Versailles und St. Petersbrug durchaus klar war, dass sie den Krieg mit Preußen eher halbherzig betrieben und die Sache deutlich anders ausgegangen wäre, wennn sie es tatsächlich ernst gemeint und das Gros ihrer Kräfte mit aller Härte auf Preußen losgelassen hätten.