Wie weit in den Alltagleben reichte die Macht der Kirche(n)?

Und da gab es keine Wege, dass zu umgehen?
Sicher gab es das. Aber es geht um den psychischen Druck, denn es mit der Drohung mit der ewigen Verdamnis bei Übertretungen von Regeln. Dem hielten nur diejenigen stand, die sich ohnehin nicht viel darum kümmerten, was Pfarrer sagten, schließlich konnte man am Sterbebett noch die Kurve kratzen. Aber Kindern und Jugendlichen konnten diese Drohungen schon gewaltig zusetzen - Sigmund Freud hat darüber geschrieben.

Lieber Dion, denk doch bitte einmal daran, dass die Anfänge der Reformation schon gut 500 Jahre zurückliegen. Seitdem ist ein großer Teil der Menschen in Deutschland protestantisch, und bei den Protestanten gibt es die Ohrenbeichte nicht.
Ja, Reformation hat einiges bewegt, aber auch dort gibt es Pietisten und Evangelikale, die in dieser Hinsicht schlimmer waren/sind als die katholische Kirche. Übrigens hat Luther zeit seines Lebens gebeichtet. Und auch er hat sich ins Eheleben eingemischt mit: In der Woche zwier, schadet weder Ihm noch Ihr.

Auch er meinte offenbar, mehr als zweimal die Woche Geschlechtsverkehr auszuüben würde (der Gesundheit?) schaden. Und das war mehr als 200 Jahre vor Tissot.

In der katholischen Kirche galt die Sexualität (fleischliche Lust) lange Zeit als etwas Abzulehnendes, aber leider, leider zur Zeugung des Nachwuchses Notwendiges. :D

Ich habe irgendwo eine Liste gelesen, wann an welchen Tag(en) in der Woche Mann und Frau doch "beieinander liegen" konnten - selbstverständlich nur, wenn man verheiratet war! -, aber ich erinnere mich nur, dass am Freitag das verboten war und am Sonntag auch.

Vielleicht kannst du, @Sepiola, mir da weiterhelfen.
 
Sicher gab es das. Aber es geht um den psychischen Druck, denn es mit der Drohung mit der ewigen Verdamnis bei Übertretungen von Regeln. Dem hielten nur diejenigen stand, die sich ohnehin nicht viel darum kümmerten, was Pfarrer sagten, schließlich konnte man am Sterbebett noch die Kurve kratzen. Aber Kindern und Jugendlichen konnten diese Drohungen schon gewaltig zusetzen - Sigmund Freud hat darüber geschrieben.

Ja, Reformation hat einiges bewegt, aber auch dort gibt es Pietisten und Evangelikale, die in dieser Hinsicht schlimmer waren/sind als die katholische Kirche. Übrigens hat Luther zeit seines Lebens gebeichtet. Und auch er hat sich ins Eheleben eingemischt mit: In der Woche zwier, schadet weder Ihm noch Ihr.

Auch er meinte offenbar, mehr als zweimal die Woche Geschlechtsverkehr auszuüben würde (der Gesundheit?) schaden. Und das war mehr als 200 Jahre vor Tissot.

In der katholischen Kirche galt die Sexualität (fleischliche Lust) lange Zeit als etwas Abzulehnendes, aber leider, leider zur Zeugung des Nachwuchses Notwendiges. :D
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So ganz erschließt sich mir nicht, inwiefern Luther mit seinem relativ offenherzigen Bekenntnis und seiner Schlussfolgerung dass zweimal in der Woche Geschlechtsverkehr nicht schaden kann, sich in das Sexualleben eingemischt hat. Was ist daran falsch? Was ist daran übergriffig?

Haben sich Protestanten Luther so zu Herzen genommen, dass sie sich verpflichtet fühlten, mindestens zweimal wöchentlich Geschlechtsverkehr auszuüben? Eigentlich ist das doch sehr liberal- sonst wird Sex immer verboten, ist anstößig und Luther sagt es ist ganz normal und schaden tut es nicht-so what?

Was macht denn auch die Pietisten so furchtbar, schlimmer als die Katholiken? Welche Verbrechen haben die Mennoniten, Herrenhuter oder die Hutterer auf sich geladen? Die Beichte kann es ja nicht sein. Gegen die Amish-People lässt sich doch eigentlich nur sagen, dass sie ein bisschen crazy sind und dass einige ihre Pferde recht schäbig behandeln?

Den Pietisten würde ich die furchtbar langweiligen Predigten wegen dem ein oder anderen positiven Impuls auf den Abolitionismus auch verzeihen.
 
Und auch er hat sich ins Eheleben eingemischt mit: In der Woche zwier, schadet weder Ihm noch Ihr.
[...]
Vielleicht kannst du, @Sepiola, mir da weiterhelfen.

Mit einer Sache kann ich Dir jedenfalls sofort weiterhelfen. Du zitierst einen Spruch, den Du irgendwo aufgeschnappt hast, ohne zu prüfen, woher er stammt. Soviel kann ich Dir verraten: Bei Luther ist er nirgends zu finden. Du bist mal wieder auf ein Fake-Zitat hereingefallen.

(Deine oft gerühmte Kunst, in einen Satz Dinge hineinzuinterpretieren, die nicht drinstehen, muss ich nicht weiter kommentieren.)
 
Eigentlich ist das doch sehr liberal- sonst wird Sex immer verboten, ist anstößig und Luther sagt es ist ganz normal und schaden tut es nicht-so what?
Ganz nebenbei sagst du: "sonst wird Sex immer verboten, ist anstößig" – danke, dann sind wir uns einig. :)

Du zitierst einen Spruch, den Du irgendwo aufgeschnappt hast, ohne zu prüfen, woher er stammt. Soviel kann ich Dir verraten: Bei Luther ist er nirgends zu finden.
Nicht? Aber du weißt sicher, in welchem Schriftstück er zum ersten Mal auftauchte, oder?

Doch davon abgesehen: Ich schätze, dass so gut wie alle Protestanten den Spruch kennen. Ich, als katholisch erzogener, kannte ihn lange nicht. Und wenn er nicht von Luther ist, sondern nur ihm zugeschrieben – was macht das schon? Luther war in Sachen Sexualität ein Liberaler, er und Katharina hatten Sex auch lange nachdem, sie aufgrund des Alters nicht mehr schwanger werden konnte - also nur zum Spaß, was für die katholische Kirche damals eine Sünde darstellte. Aber Luther hielt eh nicht viel von Normen, die von der Kirche kamen - für ihn zählte nur die Bibel und da stand udn steht nichts von "Sex ist zwar des Teufels, aber für Kinderzeugung erlaubt."

Aber ich will nicht nur auf die christlichen Kirchen schimpfen, sondern sie auch loben, indem ich etwas zitiere, was erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Realität wurde:

Ich Paulus und ich Petrus haben verordnet: An fünf Tagen sollen die Knechte arbeiten; am Sabbat aber und am Sonntag sollen sie feiern in der Kirche, wegen der Lehre der Gottseligkeit. Wir sagen nämlich, daß der Sabbat auf die Schöpfung, der Sonntag aber auf die Auferstehung sich beziehe.

Das steht in achtem Buch der sog. Apostolischen Konstitutionen, die wohl im vierten Jahrhundert zusammengestellt wurden und bis zum 20. Jahrhundert normenbestimmend für Kirche und Laien waren.
 
Du lachst, aber die christlichen Kirchen haben auch Paulusbriefe benutzt und zitiert, obwohl einige gar nicht von Paulus sind: Die falschen Paulusbriefe wirkten wie die echten. Wo ist das Problem?
 
Wo ist das Problem?
Das Problem ist, dass du einmal mehr überdeutlich zu verstehen gibst, dass dich historische Tatsachen nicht interessieren, wenn sie nicht deine Sentiments bestätigen.
Was wiederrum die Frage aufwirfst, was du in einem Geschichtsforum überhaupt suchst und ferner, warum man sich überhaupt mit dir unterhalten sollte, wenn du ohnehinn auf dem Standpunkt stehst: "Ich mach mir die Welt, wide wide wie sie mir gefällt".

Manch einer mag sich da auf gut deutsch gesagt einfach verarscht fühlen.
Da ist das Problem.
 
Ganz nebenbei sagst du: "sonst wird Sex immer verboten, ist anstößig" – danke, dann sind wir uns einig. :)
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Die Fleischeslust und übermäßiger Alkoholgenuss waren/sind ein beliebtes und zeitloses Thema von Predigern auf der ganzen Welt.

Wirklich verboten und bis weit ins 20. Jahrhundert auch mit empfindlichen Strafen belegt, war aber eigentlich nur Ehebruch und Sodomie. Sodomie wohlgemerkt in der Bedeutung Sex mit Tieren.

Bis weit ins Hohe Mittelalter wurde Homosexualität unter Männern zwar als Sünde betrachtet, war aber grundsätzlich legal, und wenn überhaupt Fälle bekannt wurden, wurde das allenfalls mit Bußen aber keineswegs mit Kriminaljustiz geahndet.

Das änderte sich im 13. und 14. Jahrhundert, und zwischen 1250 und 1300 und in den meisten europäischen Staaten wurde Analverkehr unter Männern als widernatürliche Unzucht kriminalisiert und vielfach mit der Todesstrafe bedroht.
Tatsächlich aber waren es in ganz Europa nur sehr wenige Menschen die tatsächlich deswegen angeklagt wurden und noch weniger, die deswegen hingerichtet wurden.

Homosexuelle Praktiken, Sodomie war aber ein beliebter Vorwurf, um bestimmte Gruppen wie Templer, Katharer zu diskreditieren. Wenn tatsächlich widernatürliche Unzucht, Homosexualität, Pädophilie, Inzest zur Anklage gebracht wurde, standen meist noch andere Taten im Raum. Dem Blaubart und Kindermörder Gilles de Ray wurde u. a. Pädophilie und Sodomie (im Sinne homosexueller Handlungen) vorgeworfen, und der Werwolf und Kannibale Peter Stubbe wurde u. a. auch wegen Inzest mit der eigenen Tochter angeklagt.

Eine gezielte Fahndung nach und Verfolgung von Homosexuellen war aber recht selten und die Überwachung war unmöglich. In Florenz wurde 1430 eine Behörde geschaffen. Es gab zahlreiche Spitzel und V-Leute. Im Zuge der Ermittlungen gerieten zahlreiche Erwachsene über 30 Jahre mal in den Fokus der "Kammer der Nacht". Nach 70 Jahren wurde die Behörde liquidiert, weil sie letztlich ineffektiv war. Aber auch Analverkehr unter Männern wurde nur mit einer Geldbuße geahndet.

Im gesamten europäischen Mittelalter und in der Frühen Neuzeit dürften es in ganz Europa nur sehr wenige Menschen gewesen sein, die tatsächlich wegen "Sexualdelikten" verfolgt und bestraft wurden.

In solchen Fällen ging es aber tatsächlich meist um schwere Delikte.

Wo es um Sex und opferlose Straftaten ging, und wo tatsächlich äußerst puritanische und repressive Grundsätze herrschten, das war der Umgang mit ledigen Müttern im 18. Jahrhundert. Für eine junge Frau war es eine Katastrophe, ein uneheliches Kind zu bekommen, und auch für einen jungen Mann war es mit Schwierigkeiten verbunden, wenn er ein Mädchen "in Schande" brachte. Gesellschaftliche Stigmatisierung und Verlust des Arbeitsplatzes waren meist die Folge. Das Resultat war eine enorm hohe Zahl von Kindstötungen. Kindstötungen geschahen überproportional häufig im 18. Jahrhundert. Mit dem Ende

Da bewegen wir uns aber längst schon im Zeitalter der Aufklärung, und es war gerade das Zeitalter der Aufklärung, das 18. Jahrhundert das am gnadenlosesten mit Armen und Unterprivilegierten umsprang, dass bei aller Freizügigkeit im europäischen Hochadel die repressivsten Sittengesetze verabschiedete und auch rigoros anwandte.
Eigentlich genau das Zeitalter, in dem Europa die Fesseln abschüttelte und sich von der Kirche emanzipierte.

Bei der erwähnten "Kammer der Nacht" und deren (vergleichsweise zahmer) Sittenpolizei da bewegen wir uns mitten im Zentrum der Renaissance, in Florenz.
 
Wirklich verboten und bis weit ins 20. Jahrhundert auch mit empfindlichen Strafen belegt, war aber eigentlich nur Ehebruch und Sodomie. Sodomie wohlgemerkt in der Bedeutung Sex mit Tieren.

Bis weit ins Hohe Mittelalter wurde Homosexualität unter Männern zwar als Sünde betrachtet, war aber grundsätzlich legal, und wenn überhaupt Fälle bekannt wurden, wurde das allenfalls mit Bußen aber keineswegs mit Kriminaljustiz geahndet.
Das wundert mich jetzt doch, weil im ursprünglichen Sinne die Sodomie der Sex von Männern mit Männern ist, zurückgehend auf die Geschichte von Lot, der, als er in Sodom lebt zwei Männer (die tatsächlich Engel sind) bei sich aufnimmt. Als die Bürger Sodoms ihre Herausgabe verlangen, weil sie mit ihnen verkehren wollen (ידע<וְנֵדְעָ֖ה, 'erkennen'). Lot findet es schlimmer seine Gäste auszuliefern, als seine Töchter, die er den Sodomitern mit den Worten, dass sie noch unberührt ( לֹֽא־יָדְעוּ֙ unerkannt) seien anbietet. Aber die wollen eben lieber mit den Männern verkehren und sprechen damit ihr eigenes Todesurteil aus. Bis zu diesem Zeitpunkt ist Sodom noch ein "Prüffall".
 
Ja, Reformation hat einiges bewegt, aber auch dort gibt es Pietisten und Evangelikale, die in dieser Hinsicht schlimmer waren/sind als die katholische Kirche. Übrigens hat Luther zeit seines Lebens gebeichtet. Und auch er hat sich ins Eheleben eingemischt mit: In der Woche zwier, schadet weder Ihm noch Ihr.
Ich habe mich nicht dazu geäußert, ob der Protestantismus in Sachen Sexualmoral liberaler oder repressiver war. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass in diesem keine Indoktrination im Beichtstuhl stattfand, weil es keine Ohrenbeichte gab und dass du deine Erfahrungen unzulässig verallgemeinerst, nämlich auf die Zeit vom Mittelalter bis heute und (zumindest) auf ganz Deutschland.
Das eigentliche Problem ist aber ein anderes: Wir können uns sicher unendlich viele Zitate aus den Schriften von Klerikern, Theologen und anderen Leuten um die Ohren hauen, die darüber geschrieben haben, was gute Christen tun und lassen sollten und welche Strafen ihnen drohen. In diesem Thread geht es aber um die Frage, welchen Einfluss dies auf den Alltag hatte. Und da habe ich als Historikerin das Problem, das ich immer mit normativen Texten habe: Inwiefern spiegeln sie die Lebenswirklichkeit? Wenn ich an das Mittelalter und die Frühe Neuzeit denke, so weiß ich, dass 95% (um 800) bis 80 % (um 1800) der Menschen auf dem Lande lebten und zum größten Teil Analphabeten waren. Ich weiß, dass die meisten Städte Ackerbürgerstädte mit 1000 bis 2000 Einwohnern waren. Was ist bei diesen Menschen angekommen, was der Papst, Bischöfe, Konzilien beschlossen? Kann man überhaupt allgemeine Aussagen machen und worauf stützen sich diese? Oder ist es vielleicht so, dass Erfahrungen des 19. und 20. Jahrhunderts einfach zurück projiziert werden?
LG Frederuna
 
Du lachst, aber die christlichen Kirchen haben auch Paulusbriefe benutzt und zitiert, obwohl einige gar nicht von Paulus sind
Ach so: was "die Kirche" so alles macht, das darfst du alles auch (falsch zitieren, exkommunizieren, in den Alltag hinein reglementieren, Weihrauchfässer schwenken, inquisitorisch predigen etc) - das ist mal ein innovativer "Argumentationsversuch"... ;)
 
Nicht? Aber du weißt sicher, in welchem Schriftstück er zum ersten Mal auftauchte, oder?

In dieser Form (zwar noch dreizeilig, aber immerhin schon mit dem Reim "schadet weder mir noch dir") sind die ersten mir bekannten Belege Sprichwörtersammlungen aus dem 19. Jahrhundert.

Wilhelm Körte, Die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redensarten der Deutschen, Leipzig 1837, S. 496:
Die Woche Zwieer,
Macht Hundert und Vier, –
Schad't weder mir noch Dir.
Die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redensarten der Deutschen

Joseph Eiselein, Die Sprichwörter und Sinnreden des deutschen Volkes in alter und neuer Zeit,
Donaueschingen 1838 / Freiburg 1840
Alle Wochen zwier
macht des Jars hundert vier;
schadet weder mir, noch dir.
'Die Sprichwörter und Sinnreden des deutschen Volkes in alter und neuer Zeit' - Digitalisat | MDZ
Die Spruchwörter & Sinnregeln des deutschen Volks

Karl Joseph Simrock, Die deutschen Volksbücher, Fünfter Band, Frankfurt/Main 1846:

Nur bei Eiselein wird irrtümlich Luther als Gewährsmann für das Sprichwort angegeben. Luther hat in der Tat selbst Sprichwörter gesammelt und eine diesbezügliche Handschrift mit 489 Einträgen hinterlassen, der Spruch ist dort jedoch nicht enthalten:
Luthers Sprichwörtersammlung

Luther hat ihn also nicht gekannt oder zumindest nicht des Aufschreibens wert erachtet.

Immerhin bringt Eiselein einen korrekten Beleg für einen teilweise sinnverwandten Spruch bei Christoph Lehmann, Florilegium Politicum Auctum, Frankfurt 1640, S. 328:
Zweymahl im Tag essen / zweymahl zu Nacht pisseln / in der Woch zweymahl lieben / vnd im Jahr zweymahl Aderlassen / erhält die Gesundheit.
Florilegium Politicum Auctum. Das ist: Ernewerter Politischer Blumengarten
 
Die Fleischeslust und übermäßiger Alkoholgenuss waren/sind ein beliebtes und zeitloses Thema von Predigern auf der ganzen Welt.
Ja – und das war/ist nicht nur der christlichen Predigern das Thema. Vielleicht, weil sie wissen, dass Mensch den Sexualtrieb nicht so beherrschen kann wie andere Triebe – z.B. Hunger - und dadurch oft die von Religionen festgelegte Grenzen überschreitet, was zu Schuldgefühlen führt, und die wiederrum ihn empfänglich für Manipulationen von jenen machen, die diese Grenzen - natürlich mit dem Hinweis auf Gott - festgelegt haben. Im Christentum z.B. mit 2 Tim 3,4: Sie lieben die Ausschweifungen mehr als Gott.

Ach so: was "die Kirche" so alles macht, das darfst du alles auch (falsch zitieren, exkommunizieren, in den Alltag hinein reglementieren, Weihrauchfässer schwenken, inquisitorisch predigen etc) - das ist mal ein innovativer "Argumentationsversuch"...
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Ah, du meinst: quod licet Iovi, non licet bovi.

Na gut, dann werde ich mir notieren, dass du, @dekumatland, zu jenen gehörts, die mit zweierlei Maß messen.

Immerhin bringt Eiselein einen korrekten Beleg für einen teilweise sinnverwandten Spruch bei Christoph Lehmann, Florilegium Politicum Auctum, Frankfurt 1640, S. 328:

Zweymahl im Tag essen / zweymahl zu Nacht pisseln / in der Woch zweymahl lieben / vnd im Jahr zweymahl Aderlassen / erhält die Gesundheit. Florilegium Politicum Auctum. Das ist: Ernewerter Politischer Blumengarten
Danke, @Sepiola, für diesen Hinweis. Immerhin scheint möglich, dass dieser Lehmann, 2 Jahrzehnte nach Luthers Tod geboren, den Spruch mündlich als des Luthers übermittelt bekam.
 
Na gut, dann werde ich mir notieren, dass du, @dekumatland, zu jenen gehörts, die mit zweierlei Maß messen.
Wow das ist toll! Du @Dion machst dir also Notizen über die Teilnehmer dieser Diskussion, womöglich wie der Nikolaus mit goldenem und schwarzem Buch? Wie dem auch sei, du darfst deinen Notizen noch gerne dieses Zitat beifügen:
Ob sich in der Begriffsgeschichte mit ihrem Bedeutungswandel die Macht der Kirche(n) in den Alltagsleben zeigt, vermag ich nicht zu beurteilen.
und dazu notieren: warum bloß wirkt das ironisch? :D
 
dass Mensch den Sexualtrieb nicht so beherrschen kann wie andere Triebe – z.B. Hunger -
Irgendwas läuft bei dir gehörig falsch. Essen muss ich mehrfach wöchentlich, trinken mehrfach täglich, schlafen mindestens vier Stunden, besser sechs bis sieben. Aber auf Sex kann ich im Zweifel wochenlang verzichten. Auch länger, als mir vielleicht persönlich lieb ist. Der Diebstahl von Nahrungsmitteln wird nicht ohne Grund nachgesehen (fringsen - auch ein Bsp. für die Macht der Kirche in Trizonesien).
 
Ah, du meinst: quod licet Iovi, non licet bovi.

Na gut, dann werde ich mir notieren, dass du, @dekumatland, zu jenen gehörts, die mit zweierlei Maß messen.
Der Fehler liegt nicht bei Sepiola oder dekumatland, Sepiola benennt ihn nur, dekumatland macht darauf aufmerksam, dass du ihn nicht einsiehst. Der Fehler liegt im falsch untergeschobenen Zitat.
Man kann sich irren, aber dann sollte man die Größe haben, den Irrtum auch zerknirscht zuzugeben. Du machst im Moment das Gegenteil. Du bist beim falsch Zitieren erwischt worden? Juckt dich doch nicht.
 
Essen muss ich mehrfach wöchentlich, trinken mehrfach täglich, schlafen mindestens vier Stunden, besser sechs bis sieben. Aber auf Sex kann ich im Zweifel wochenlang verzichten.
Ja, auf Sex kann man Wochenlang oder noch länger verzichten. Aber manche Männer mit starker Libido, sprich mit hohem Testosteronspiegel im Blut, nehmen irgendwann, wenn Frauen nicht verfügbar, auch Männer als Sexualpartner, obwohl sie keineswegs homosexuell sind und dadurch auch nicht werden.

Insofern war mein Beispiel mit dem Hunger, @El Quijote, nicht gut, vielleicht sogar falsch.

Was ich meinte, war diese Definition des Sexualtriebs – Zitat aus Wikipedia (Fettschreibung durch mich):

Viele verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die meisten Männer einen stärkeren sexuellen Trieb als Frauen haben, der anhand von Indikatoren wie spontane Gedanken über Sex, der Häufigkeit und Diversität sexueller Fantasien, bevorzugter Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs, bevorzugte Zahl der Sexualpartner, Masturbation, Vorlieben für verschiedene Sexualpraktiken, Bereitschaft, auf Sex zu verzichten und für Sex auf andere Dinge zu verzichten, Initiieren und Ablehnung von Sex und weiteren Indikatoren gemessen wurde. Laut einem Review von 2001 gibt es keine widersprechenden wissenschaftlichen Ergebnisse.

Und im Christentum sündigt ein Mann schon, wenn er eine Frau, die nicht seine Frau ist, sexuell begehrt – Zitat aus Matthäus 5,28: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.

Du bist beim falsch Zitieren erwischt worden? Juckt dich doch nicht.
Stimmt, mich juckt das nicht - genauso wie die Kirche nicht juckt, dass sie jahrhundertelang Texte, die nicht von Paulus waren und sind, als von Paulus geschriebene ausgegeben. Das hat sie getan, weil sie es nicht besser wusste. Und auch ich wusste es nicht besser, als ich ein vermeintliches Luther-Zitat brachte, der nicht von Luther war. Wo ist hier der Unterschied?
 
ulus waren und sind, als von Paulus geschriebene ausgegeben. Das hat sie getan, weil sie es nicht besser wusste. Und auch ich wusste es nicht besser, als ich ein vermeintliches Luther-Zitat brachte, der nicht von Luther war. Wo ist hier der Unterschied?
Du solltest wirklich mal anfangen, kleinere Brötchen zu backen und eine Fehlerkultur entwickeln!
 
Ich sage Folgendes jetzt explizit als Moderator: Wenn es dich nicht juckt, beim falsch Zitieren erwischt zu werden, dann gibt es keine gemeinsame Diskussionsgrundlage mehr.
 
Ich bin mir keiner Schuld bewusst, denn auch die Deutsche Welle, der Auslandssender der Bundesrepublik Deutschland zitiert den gleichen Spruch als den des Luthers – Zitat (12. Luther über Liebe, Ehe und Sex):

Doch in Zeiten räumlicher Distanz und dadurch bedingter sexueller Abstinenz kann sich Luther auch weniger gewählt ausdrücken. Von einer seiner vielen Reisen schreibt er Katharina: "Gebe es Gott, dass ich vor dem Wintereise nach Wittenberg komme, so wollte ich euch stoßen, dass es kracht."

Auch dazu, wie oft es in einer Ehe "krachen" sollte, hat er einen Ratschlag parat: "Die Woche zwier (Kombination aus zwei und vier), der Weiber Gebühr, schadet weder mir noch dir, macht's Jahr einhundert und vier." Übrig geblieben ist heute von diesem Zitat: In der Woche zwei bis vier, schadet weder ihm noch ihr.

Vielleicht hat der Autor dieser Zeilen - Klaus Krämer, ein Soziologe? - andere Quellen zur Verfügung als @Sepiola?
 
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