"Nicolas le Floch" (France 2, 2008)
E1 "L’Homme au ventre de plomb"
Die Folgen der Krimiserie "Nicolas le Floch" haben eher Spielfilmcharakter, dauern auch jeweils (entgegen dem dt. Wikipedia) 90 Minuten etwa. Die Serie beruht auf einer Romanreihe von Jean-François Parot.
Nicolas Le Floch (Jérôme Robart) ist ein Commissaire, der dem Polizeichef von Paris, Monsieur Sartine (François Caron) untersteht. Dummerweise sind Sartine und Le Floch selber von keinem so hohen Rang, dass die adligen Kreise, in denen Le Floch in der ersten Folge ermittelt, ihn sogleich akzeptieren. Auch mit der Autorität des Königs zu argumentieren hilft nicht immer - das erinnert ein bisschen an die Probleme, die auch Sherlock Holmes manchmal hat.
Die erste Folge spielt 1761. Le Floch wird sofort zu einem wichtigen Fall gerufen. Der Sohn und Erbe eines Generals (Jean-Yves Gautier) wird ermordet. Der General, überzeugt von seiner Überlegenheit, versucht durch seine guten Beziehungen die Ermittlungen so gut er kann zu unterbinden. Denn Le Floch kommt einer Staatsaffäre auf die Schliche. Der General hatte gegen die Madame de Pompadour (Carole Franck) intrigiert. Aber Inspecteur Bourdeau (Mathias Mlekuz) führt Le Floch auch noch auf eine andere Fährte. Denn der General de Ruissec war im letzten Krieg ein Kriegsgewinnler gewesen und hatte nebenbei das Leben des Ehepaares von Duc und Duchesse de Langremont auf dem Gewissen. Le Floch kommt nun gleich 3 Verschwörungen auf die Schliche. Le Floch gerät immer stärker in Bedrängnis, als ihm sowohl Madame de Pompadour als auch ihre Feinde unter Druck setzen. Als er aber an geheime Pläne von Versailles gelangt, wendet sich das Blatt und ihm werden zwei Blanko Lettres de Cachet ausgestellt, die ihn befähigen jeden Widersacher in Angst und Schrecken zu versetzen. Schließlich löst er einen Fall von Schmuggelei, Diebstahl und Mord und gewinnt dadurch die Gunst des Königs (Pierre Remund).
Nicolas Le Floch ist eine interessante Art von Ermittler. Anders als Cadfael und andere hat er die Staatsmacht hinter sich. Sein familiärer Hintergrund ist adlig. Als Marquis de Ranreuil kann er auch bei Hofe verkehren - anders wäre sein hoher Rang als rechte Hand von Sartine wohl auch nicht plausibel. Er arbeitet zwar mit uns vertrauten Methoden (erstmal überprüfen, ob ein Selbstmord möglich wäre, Autopsie etc.), ist aber auch mit Problemen seiner Zeit vertraut wie dem, dass er einen Tatort nicht wirklich absichern kann. Seine Zuträger entstammen wie bei Sherlock Holmes der Unterwelt: Straßenkinder, Prostituierte, Kleinkriminelle und Bettler. Das ist aber alles noch auf einer logischen Ebene.
Auch wenn der Diener des Vicomte de Ruissec schon sogleich verdächtig war, wird der Fall dadurch spannend gehalten, dass Le Floch allerlei Steine in den Weg geworfen werden. Der Gesandte des Kurfürsten von Bayern ist nur dummerweise eine Witzfigur, die Deutsch mit französischem Akzent vor der Polizei spricht, statt andersrum.
Während die Kostüme überwiegend von OK bis aaargh! - v.a. die viel zu großen Uniformen in den Szenen die im Krieg spielen oder das Kleid der Madame de Pompadour - sind die Settings einfach phänomenal. Da konnte man offensichtlich in die Vollen greifen. Es wird in und um Versailles und in zahlreichen Hôtels der Stadt gedreht. Auch der Fuhrpark ist beachtlich, der zu sehen ist.
Die Schauspieler sind gut bis sehr gut (Le Floch, Ruissec ...).
Insgesamt schonmal eine erste Folge die Spaß auf mehr macht. Spannende Unterhaltung, mit einer Prise französischem Humor und Savoir-vivre.