Das meiste, stammt aus dem Buch die Schlafwandler von Professor Clark. Zumindest was die spätere K.u.K Monarchie angeht.
Die wurde ja nachdem deutschen oder eben Deutsch-Österreichischen Krieg, quasi als Ersatz geschaffen. Dafür, dass Östereich aus dem Deutschen Bund geflogen ist bzw. dieser
aufgelöst wurde.
Was Ungarn angeht; um die Spannungen zu mildern, war der Kaiser gezwungen, zugeständnisse zu machen. Offiziell, sollten alle Völker, mehr Rechte bekommen, aber in der Praxis, waren vor allem die Ungarn tonangebend, zusammen mit den "Deutschen" bzw. Österreichern. Dabei wird allerdings gerne übersehen, dass es in Ungarn auch andere ethnische Minderheiten gab. Wie Serben oder Kroaten. Und denen, hat man nachweislich nicht die gleichen Rechte zugestanden. Daneben gab es noch Ukrainer, Polen, Slowaken und Tschechen.
Wenn genau hast du zuletzt ein einigermaßen vernünftig zusammengestelltes Buch über die Geschichte der Habsburger Monarchie in der Hand gehabt?
Ich kenne jedenfalls keins, in dem "übersehen" wird, dass die Mágyáren lediglich etwa die Hälfte der Bevölkerung Transleithanien stellten.
Auch kenne ich kein, in dem die Machtverhältnisse innerhalb der ungarischen Reichshälfte mal eben übersehen werden, immerhin war das Schreckgespenst einer Wahlrechtsreform, die eben diese Verhältnisse hätte kippen können, so mit das schärfste Schwert, dass der Kaiser hatte, wenn er für irgendetwas ein "Placet" aus Budapest brauchte.
Zwar hat man immer versucht, diese Vielschichtigkeit als Gewinn darzustellen, aber im Allgemeinen, war es ja so, dass vor allem die deutsche Sprache, sprichwörtlich tonangebend war! Mit Ausnahme des Ungarischen, was direkt dahinter kam.
Verzeihung, aber das ist nun wirklich großer Quatsch. Eine offizielle Amtssprache gab es in der K.u.K-Maonarchie nicht, wie auch, es gab je letztendlich nichtmal einen gemeinsamen K.u.K.-Staat, sonder ab 1867 zwei und ab 1908 zweieinhalb
Im Wiener Parlament waren sämmtliche Sprachen der Reichshälfte gleichberechtigt, vertreten und auch sonst war die Nationalitätenpolitik mindestens in Cisleithanien, gemessen an den Umständen der Zeit relativ liberal, im übrigen liberaler als die manches Nachfolgestaates.
Ein Beispiel mag hier die zu habsburger Zeit existierende ruthenische/unkainischsprachige Universität in Lemberg/Lwów/L'wiw sein die innerhalb der Habsburgermonarchie den Ukrainern zugestanden und sobald Ostgalizien an Polen kam, postwendend geschlossen wurde.
Ein anderes Beispiel ist die relativ lockere Politik gegenüber der polnischsprachigen Bevölkerung, die regelmäßig für Ärger mit Russland und Preußen auf diesem Feld sorgte.
Was es in Richtung sprachlicher Auseinandersetzungen gab, waren Verhandlungen über Universitäten in der jeweiligen lokalen Nationalsprache und in Gebieten mit gemischten Bevölkerungen, wie Böhmen und Mähren, regelmäßige Verhandlungen über den Proporz der Sprecher der jeweiligen Sprachen unter der lokalen Beamtenschaft.
Aber darauf beschränkten sich die Konflikte vor dem 1. Weltkrieg, da hat die Welt, wahrlich schon ganz andere Dimensionen gesehen.
Das hat natürlich bei den anderen Völkern, zunehmend für Unmut gesorgt. Was verständlich ist. Aber vor allem der Kaiser, Franz Joseph, wollte die Probleme in seinem Land nicht sehen!
Die sah er durchaus und recht gründlich sogar, immerhin war er recht gut darin diese Probleme zur Sicherung seiner eigenen Stellung zu nutzen.
Wenn die Nationalitäten der Monarchie sich wegen Kleinigkeiten miteinander verzankten, die vor Ort kaum realpolitische Bedeutung hatten, war das dem alten Franz-Joseph eigentlich nur recht.
Im Wiener Parlament waren vertreten, oder konnten vertreten sein:
Deutsch-Österreicher aus den Erblanden, Böhmen und Mähren, Tschechen, Italiener, Slowenen, Polen und Ukrainer als Galizien und Rumänen aus der südlichen Bukowina.
Die hatten nicht nur ihre nationalen Interessen, sondern auch noch ihre Parteiinteressen, mit anderen Worten, das Parlament selbst, war in seiner inneren Zusammensetzung sektionalisiert ohne Ende.
So lange die kleinlichen Streitigkeiten zwischen den Nationalitäten, über den Proporz lokaler Beamter etc. das politische Geschehen bestimmten, war das Wiener Parlament damit mehr oder weniger Handlungsunfähig.
Das wiederrum, war der Zustand in dem es der Kaiser am liebsten sah, denn wenn sich das Parlament mal wieder selbst ausschaltete, konnte er relativ frei regieren.
Entsprechend hatte er ein Interesse daran, diese kleineren Konflikte am Laufen zu halten.
Ganz im Gegensatz zu seinem Nachfolger, Franz Ferdinand, der hatte sogar sehr weitgehende Pläne. Welche die Donaumonarchie faktisch in eine Könföderation aus 3 gleichberechtigten Staatsteilen gemacht hätte. Dazu kam es aber nie weil, er sowohl von seinem Onkel, wie auch seinen Beratern, nie ernst genommen wurde. Entgültig verhindert wurden seine Reformen dann, durch seine Ermordung.
Ah, der Mythos vom Trialismus wieder und die "Vereinigten Staaten von Österreich". Hatten wir letztens schon. Ich empfehle einen Blick in Alma Hannings Franz-Ferdinand-Biographie.
Der Mann hatte hatte zwar mitunter Ideen, die in diese Richtung gingen, aber de facto keinen Plan, wie dass denn umzusetzen sei.
Und da schreibe ich hier einach nochmal das, was ich an anderer Stelle schon geschrieben hatte, ein Kaiser Franz-Ferdinand hätte wenn er das hätte umsetzen wollen, konsequent gegen die Interessen der Deutschen und der Mágyáren regieren müssen, die sicher nicht unbedingt schwar darauf waren, ihre Privilegien los zu werden.
Das hätte nicht Probleme gelöst, sondern sie verschoben.
Die Slawen und möglicherweise auch die Rumänen, wären dann vielleicht zufriedener gewesen. Zeitgleich wäre das ein Konjunkturprogramm gewesen um ungarischen Separatismus und großdeutschen Nationalismus zu züchten.
Die Ungarn haben 1867 in den Ausgleich eingewilligt
weil ihnen innerhalb des K.u.K.-Verbundes von Wien geschützte Privilegien und eine herausgehobene Stellung gegenüber den anderen Nationalitäten Transleithaniens gewährt wurden.
Ohne dem, wäre für sie ein Verbleib unter der habsburgischen Krone völlig uninteressant gewesen und es sinnvoller gewesen, sich selbstständig zu machen.
Hätte man an diesem Ausgleich funfamental gerüttelt, ohne das vorher Budapest zu der Einsicht gekommen wäre reformieren zu müssen, weil das auf Dauer nicht zu halten war, hätte es nicht lagen gedauert, bis sich Wien dann mit dem nächsten Lajos Kossuth auseinanderzusetzen gehabt haben würde.
Machen wir einen Ausflug zurück nach Frankfurt 1848, Paulskirche.
Woran, außer an militärischen Unzulänglichkeiten und Preußischen Sonderinteressen, ist denn damals die großdeutsche Lösung gescheiter?
Daran, dass die Österreicher ihr Kaiserreich nicht aufgeben wollten, womit es in einen ethnisch-deutschen Nationalstaat nicht integrierbar war.
Mit 1871, ist aber der großdeutsche Nationalismus nicht vom Tisch.
In der Habsburger-Monarchie findet der seine Fortsetzung, sowohl bei den Deutschnationalen, als auch bei den Sozialdemokraten, wenn auch aus verschiedenen Anlässen.
Die hätten, hätte man auf einmal die anderen Nationalitäten der Reichshälfte gleichgestellt, reichlich Zulauf gehabt.
Veranstaltungen, wie die Schönerer Bewegung, die in ihrer Zuspitzung darauf hinaus liefen, das Kaiserreich aufgeben und mit den deutschsprachigen Teilen der Monarchie dem Kaiserreich beizutreten gab es und die hätten massiv Zulauf bekommen, wenn die Deutschen in der Monarchie angefangen hätten sich politisch marginalisiert zu fühlen.
In den Teilen der Monarchie, die das heutige Österreich bildeten unwahrscheinlich, weil sie da weitgehend unter sich waren. Aber in Südtirol? In den Randgebieten Böhmens und Mährens? Oder der südlichen Steiermark um Maribor/Marburg herum?
Mit Ansage.
Davon mal abgesehen, hatten die Nationalitäten ja auch untereinander konkurrierende Ansprüche. Selbst wenn man sie den Mágyáren und den Deutschen gleichstellte und ihre Forderungen diesen gegenüber erfüllt, was hätte sie denn auseinander gehalten?
Polen und Ukrainer in Galizien zum Beispiel, die sich mitunter notorisch nicht grün waren, weil es da auch bevor Galizien zu Habsburg kam, eine gewisse Vorgeschichte gab und traditionell eine ungliche Machtverteilung, weil die Polen einen Großteil der städtischen Bevölkerung und der ländlichen Gutsbesitzerschicht stellten, die Ukrainer demgegenüber vielfach die Klasse der abhängigen Bauern.
Die hatten natürliche Konflikte miteinander, die mit der Wiener Politik an und für sich erstmal überhaupt nichts mit einander zu tun hatten.
Dann wäre da auch noch die Frage der Stellung der Juden (deren Freund Franz Ferdinand im Übrigen eindeutig nicht war), als ungeklärtes Problem.