@Brissotin: Diese Sicht ist m.E. als "Gesamtinterpretation" so nicht korrekt, unabhängig davon, dass die einzelne Beispiele in einzelnen Städten korrekt sein können.
1. Die Französische Revolution war eine bürgerliche Revolution, die im wesentlichen zwei Interessenstrukturen entgegenkam und auch von diesen Erwartungen getragen worden ist:
- dem freien Handeln und der individuellen Entfaltung des individuellen Bürgers und entspricht somit dem "Besitzindividualismus" und entspricht im Kern einem Wirtschaftsliberalismus
- der Überlegung einer "moral economy", die die Härten der sozialen Ungleichverteilung von Reichtum abfedern will und somit einen sozialen Anspruch für die Gesellschaft insgesamt durchsetzen will
Vor dieser Sichtweise enthält der "Freiheitsbegriff" im Rahmen der Französischen Revolution prägnant seine doppelte Interpretationsmöglichkeit.
So schreibt Mager - als ein typisches Beispiel - zur Beschreibung der Französichen Revolution bzw. als Einordnung beispielsweise: "Sie ist indes als bürgerliche Revolution keinesfalls ein Mythos". (Frankreich vom Ancien Regime zur Moderne, S. 233)
Insofern ist es sicherlich nicht korrekt, einen grundsätzlichen Widerspruch zwischen der "Französischen Revolution" und den Interessen des Bürgertums zu konstruieren und sie im ideologischen Bezugsrahmen der "Oktober-Revolution" - als sozialistische Revolution - zu interpretieren.
2. Der "jakobinische Mob" ist als solches schon eine ausgesprochen problematische Wortwahl. Unabhängig davon gehörte zum "jakobinischen Mob" - zumindest in Paris - in - moderner Terminologie - die Handwerker, Händler etc. von Paris.
In diesem Sinne: "Die Dynamik der Jahre 1789-1794 erwuchs wesentlich aus der Koalition von Notabeln und ländlichen wie städtischen Mittel- und Unterschichten..." (ebd, S. 235) Daran erkennt man deutlich, wie stark der Begriff des "Mobs" die realen historischen Ereignisse überzeichnet.
3. Die Darstellung zur Industrie erscheinen ebenfalls "korrekturbedürftig".
- "Die Organisationsform der Fabrik mit hohem Kapitaleinsatz, großer Beschäftigungszahl, unternehmerischer Leitung ....waren die Ausnahme" (Mager, S. 187/188) in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Also noch im royalistischen Frankreich.
Dass die Entwicklung von 1789 von Braudel u.a. in den größeren Kontext einer krisenhaften Entwicklung der Landwirtschaft und der Industrie gestellt wird, sei nur am Rande und als Kontext erwähnt (Braudel & Labrousse (Hrsg.) Wirtschaft und Gesellschaft in Frankreich im Zeitalter der Industrialisierung)
- "Die Französische Revolution schuf die rechtlichen Voraussetzungen zur Durchsetzung einer marktwirtschaftlich gesteuerten nationalen Ökonomie." (ebd. S. 188) Dazu gehörte u.a. die Abschaffung der Zünfte, von Monopolen etc., da sie den mit der Revolution aufkommenden Wirtschaftsliberalismus einschränkten. Allerdings griffen diese Maßnahmen erst ab ca. 1820 und beschleunigten die französische Industrialisierung