Grundsätzlich ist das Verpflegungsproblem im Krieg keine zu vernachlässigende Große, die über die Moral und Motivation der Truppe entscheidet.
Da möchte ich einfach nur auf ide Matrosen auf den Schlachtsschiffen verweisen, die 1917 erstmals Meuterten, ebend auch aus Gründen schlechter Verpflegung.
Das sich hier dann in bestimmten Situationen eine gewisse Eigendynamik entwickelt kann schon sein, ohne Frage repo.
Immerhin werden die meisten Kriege um Land und Wirtschaftsgüter gefochten...im kleinen ist das dann der Verpflegungsbeutel des Soldaten.
Napoleon stellte bereits fest, dass eine Armee mit dem Bauch marschiert. Kriege wurden und werden mit der Qualität des Nachschubs entschieden, und man sollte dabei nicht Ursache und Wirkung verwechseln. Die Verpflegung der Mittelmächte war seit dem Steckrübenwinter 1916/17 eine einzige Zumutung, und es ist eigentlich ein Wunder, dass die Truppe so lange bei Dörrgemüse und Pferdefleischkonserven durchgehalten hat.
Für die Ausweitung des Durchbruchs fehlten den Deutschen einfach die Reserven, es mangelte an allem und die Oberste Heeresleitung hatte kaum Pläne ausgearbeitet, was nach dem Durchbruch geschehen sollte. Ludendorff sagte sinngemäß "wir hauen ein Loch hinein und sehen dann weiter". Die deutschen Truppen stießen einfach an die Grenzen der physischen und psychischen Belastbarkeit. Seit Jahren hatte man den Soldaten immer wieder gesagt, dass das jetzt wirklich die letzte Schlacht des Krieges sein werde, dass der Krieg danach siegreich beendet würde. Immer neue Entbehrungen und Einschränkungen hatte man Soldaten wie Zivilisten zugemutet. Wie sollte man von Soldaten, die seit Monaten miserabel verpflegt wurden, erwarten, dass sie keine erbeuteten Magazine plünderten?
Es fehlte einfach an frischen Reserven, und als sich herausstellte, dass auch diese Offensive den Krieg nicht beenden würde, gab es auch Schwierigkeiten, die Soldaten weiterhin zu motivieren, zumal ihnen noch größere Entbehrungen zugemutet werden sollten. Da war es doch schön einfach, der "Displinlosigkeit" der Truppe die Schuld zu geben, die sich in ganzen Divisionen an erbeuteten Magazinen "festgefressen" hatte.
Ludendorff erlitt im August 1918 einen Nervenzusammenbruch, als die Alliierten bei Amiens im August 1918 zum Gegenangriff antraten und die deutsche Front durchbrachen. Er sah alles verloren und überließ die Verantwortung für die Katastrophe anderen. Man hatte den Krieg einfach zu lange geführt, die "Disziplinlosigkeiten" waren ein Symptom dieser Misere, aber nicht die Ursache.
Nach dem Krieg mussten dann verschwörerische dunkle Mächte dafür herhalten: Die Juden, die Marxisten, die Novemberverbrecher, die Filzläuse, der Tripper oder auch der Alkohol mussten verantwortlich sein, denn sonst hätte das im Felde unbesiegte Heer den Krieg zweifellos gewinnen müssen.
Dass es reichlich verwegen war, die Hoffnung zu hegen, England aushungern zu können, wenn man die eigenen Truppen mit vergammeltem Pferdefleisch und Dörrgemüse versorgen musste, wurde ausgeklammert.