@Thorwald:
Die meisten Deiner Ausführungen wurden bereits kommentiert; ich beschränke mich deshalb auf einige Punkte...
Die christliche Religion hat sich mitten im griech. Kulturraum entwickelt. Paulus als Paradebeispiel. Das Christentum hat noch in der Antike alle Definitionen und Strukturen entwickelt.
Erstens entwickelte sich das Christentum zunächst in einem Raum, wo sich der griechisch-römische Kulturraum und jüdische Traditionen berührten.
Zweitens entwickelte das Christentum bei weitem nicht alle Definitionen, Strukturen etc. bereits in der Antike, sondern v.a auch sehr grundlegende Dinge im Mittelalter - und wenn wir Reformation, Gegenreformation etc. in die Betrachtung einschließen (was auch korrekt wäre), sogar noch in der Neuzeit...
Schließlich ist das Christentum geplatzt wie eine reife Frucht, könnte man sagen.
Könnte man das so sagen?
Meines Wissens ist das Christentum durch Aufklärung u.a. nicht zerstört worden bzw. auch nicht untergegangen, sondern ist nach wie vor eine der größten und bedeutendsten Weltreligionen.
Das Christentum ist zahmer. Sein Gründer ist kein Köpfe abschlagender Machtmensch, sondern ließ sich wie ein Lamm zur Schlachtbank führen, und daraus hat man dann das Zentrum des Glaubens gemacht. Wenn jemand das Neue Testament ernst nimmt, wird er schlimmstenfalls Mönch, wenn jemand den Koran ernst nimmt, ...
Ich fürchte, Du kennst den Koran sowie den ursprünglichen Sinn des Dschihad nicht genau.
Im ursprünglichen Sinn beinhaltet der Dschihad nämlich nicht den Kampf gegen "Ungläubige", sondern den Kampf des Selbst - die Überwindung des "inneren Schweinehundes", wie wir heute sagen würden.
Daß beide Religionen - Christentum wie Islam - im Laufe ihrer Geschichte in ihrem Verhältnis zur Gewalt bzw. Gewaltanwendung einem Wandel unterlagen, hat ganz konkrete historische Ursachen und Bedingungen, die diesbezüglich eine Rolle spielten...
Kirche und Staat sind im Christentum traditionell getrennt. Ein Riesenvorteil! Eine super Vorraussetzung für die moderne Zeit. Die Kirche war in den ersten Jahrhunderten Minderheitskirche, bevor sie zur Macht kam. Das hat geprägt. Der Islam war noch zu Mohammeds Zeiten mächtig geworden.
Erstens ist die Trennung von Kirche und Staat im Christentum relativ modern und hat daher eine vergleichsweise kurze "Tradition", wie hier schon mehrfach ausgeführt wurde.
Und zweitens war die Kirche spätestens nach Paulus i.d.S. schon nicht mehr Minderheitskirche und längst keine Minderheitskirche mehr, als Kaiser Thedosius im Jahre 392 das Christentum zur Staatsreligion erhob.
Und als der Islam übrigens noch unter Mohammed triumphierte, war er dennoch längst nicht so mächtig, denn dazu entwickelte er sich erst unter den ersten 4 Kalifen...
Anm.: Was hat das alles mit dem Thema "Antikes Wissen" zu tun?
@Leo:
Noch eine kurze Anmerkung dazu...
Die Zeit von der hier die Rede ist, ist die islamische "Hochphase" (sagen wir mal: 7. und 8. JH, bis ins 11. JH), eine Zeit in der der Islam dem christlichen Europa in jeglicher Hinsicht haushoch überlegen war.
Obwohl ich Deinen sonstigen Ausführungen grundsätzlich größtenteils zustimme, ist diese Aussage einigermaßen überzogen.
Termini wie "in jeglicher Hinsicht" und "haushoch" sind mittlerweile wissenschaftlich so nicht mehr haltbar, wie ich schon an anderer Stelle in entsprechenden Themen schrieb...