Eine Person die zu ihrer Zeit ein sehr beliebtes Opfer für Anschlagsversuche (geglückt ist keiner) war, fehlt hier noch. Kaiser Franz Joseph I. Hier die ersten beiden Attentatsversuche:
Kaiser Franz Joseph I. ging am 18. Februar 1853 mittags mit seinem Adjutanten Maximilian Graf O’Donall auf der Wiener Bastei spazieren. Oberhalb des Kärntnertores beugte sich Franz Joseph über die Brüstung um exerzierenden Soldaten zuzusehen. In diesem Moment stürzte der 21-jährige ungarische Schneidergeselle János Libényi von hinten mit einem Messer auf Franz Joseph zu, um es ihm ins Genick zu stoßen. Das Messer rutschte aber am steifen Uniformkragen ab und fügte Franz Joseph nur eine stark blutende Schnittwunde am Hinterkopf zu. Der zufällig vorbeikommende Fleischhauermeister Josef Ettenreich stürzte sich auf den Attentäter, der ununterbrochen „Eljen Kossuth“ (ungarischer Nationalist und Ministerpräsident während der 48er Revolution) rief und überwältigte ihn. Der Flügeladjutant versorgte unterdessen Franz Josephs Wunde, wobei ihm der wohl unter Schock stehende, damals 22-jährige Kaiser, mitteilte, dass nur seine Mutter nichts davon erfahren solle. (Sie hat es natürlich erfahren
) Um den verletzten Kaiser sammelte sich schnell eine Reihe Schaulustiger, die Franz Joseph mit den Worten „beruhigt euch, es ist nichts! Ich trage nur das Schicksal meiner braven Soldaten in Mailand“, beschwichtigte. Bei dieser Aussage handelt es sich wohl um eine Anspielung auf die revolutionären Vorgänge vom 6. Februar 1853 in Mailand, bei denen 12 österreichische Soldaten getötet und 74 verletzt worden waren. Die zuständigen Behörden vermuteten ein Komplott gegen das Kaiserhaus. Umgehend zog Militär auf und besetzte die wichtigsten Punkte der Innenstadt, währenddessen die Polizei eine Reihe von Schneidermeistern und Schneidergesellen verhaftete.
Am späten Nachmittag wurden die ersten Sonderausgaben der Zeitungen verkauft. So schrieb beispielsweise die Wiener Zeitung:
Ein schändliches Attentat ist soeben auf die Person seiner k. k. Apostolischen Majestät verübt worden. Seine Majestät wurden heute um halb ein Uhr während eines Spazierganges auf der Bastei nächst dem Kärntnertore von einem Individuum meuchlerisch von rückwärts angefallen und mit einem Küchenmesser in der Gegend des Hinterhauptes verwundet. Die Wunde ist nach dem Ausspruch der Ärzte nicht gefährlich. Der Mörder wurde auf der Tat von dem seine Majestät begleitenden Flügeladjutanten (!!!) ergriffen. Für die glückliche Rettung wird heute, 6 Uhr, in der Stephanskirche ein Te Deum gehalten.
Im Rahmen der offiziellen Untersuchung stellte sich heraus, dass es sich bei Libényi um einen exaltierten Einzelgänger handelte, der nur eine Aufsehen erregende Tat vollbringen wollte, indem er Ungarn von dem Tyrannen Franz Joseph befreite. Inoffiziell wurde ein anderer Grund genannt: Libényi wollte an Franz Joseph persönlich Rache wegen der Verführung seiner Schwester, der Tänzerin Mizzi Langer, üben.
Der Attentäter wurde an das Kriegsgericht überstellt, welches in einer Kundmachung nochmals den Tathergang schildert: Libényi sprang
wahrhaft nach Tigerart, mit einem Satze, und das Mordwerkzeug in der rechten Hand schwingend, rücklings gegen Seine Majestät und versetzte Allerhöchst Demselben, unter Anwendung aller ihm zu Gebote stehenden Kraft, mit der Spitze des Messers einen gewaltigen Stoß gegen das Hinterhaupte, dass die Klinge an der Spitze einen Zoll lang, aufwärts schief gebogen ward…Das Gericht verurteilte Libényi zum Tod durch den Strang.
Am 26. Februar wurde Libényi vom Stabsstockhaus zur Spinnerin am Kreuz überstellt und um 8 Uhr morgens vor einer trotz des Schneesturms riesigen Menge Schaulustiger gehängt. Für die gleiche Zeit hatte die tiefgläubige Erzherzogin Sophie – die Mutter des Kaisers eine Gebetsstunde in der Hofburgkapelle für das Seelenheil des Attentäters angesetzt. Franz Joseph wollte seinen Attentäter ursprünglich begnadigen,
doch Rücksichten der Staatsraison ließen die Minister unbedingt darauf beharren, dass ihm die verdiente Strafe zutheil werde. So setzte der Kaiser zumindest Libényis Mutter eine Lebenslange Pension aus.
Erzherzogin Sophie ließ zudem für die „Errettung ihres Sohnes aus der Todesgefahr“ die Wiener Votivkirche errichten. Für die Durchführung wurde Erzherzog Max, der Bruder Franz Josephs und spätere Kaiser von Mexiko, beauftragt. Mit dem Bau der Kirche wurde 1856 nach den Plänen des Architekten Heinrich Ferstl begonnen.
Bei diesem Anschlag handelte es sich um das erste Attentat auf einen regierenden Kaiser seit der Ermordung Albrecht I. im Jahr 1308.
Ein zweiter Anschlag auf Franz Joseph noch im gleichen Jahr wurde eher zufällig verhindert. Mitte September hatte der Polizeiminister Johann Freiherr von Kempen eine anonyme Morddrohung erhalten. In dieser hieß es, dass der Kaiser so sterben müsse wie einst der ungarische König bei Mohacs (er ist ertrunken). Nach dem Drohbrief sollte die kaiserliche Yacht Adler auf der Fahrt von Linz nach Wien versenkt werden. Der Polizeiminister hielt diesen Brief jedoch für unglaubwürdig und legte ihn ad acta. Am 30. September fuhr Franz Joseph tatsächlich mit der Adler von Linz nach Wien, die Yacht wurde jedoch außerplanmäßig von einem Dampfboot begleitet. Im Strudelgau schlug die Adler leck und lag so tief im Wasser, dass Franz Joseph umgehend auf das Dampfboot übersetzen musste. Erst nach Bekannt werden dieses Vorfalls in Wien erinnerte sich der Polizeiminister wieder an den anonymen Drohbrief. Für eine Ergreifung der Attentäter war es nun allerdings zu spät.
Kaiser Franz Joseph I. ist Zeit seines Lebens von Attentatsdrohungen und Mordversuchen begleitet worden, die aber alle rechtzeitig abgewendet werden konnten.
(Quellen liefere ich nach, hab den Zettel grad nicht da, auf dem ich sie notiert habe)