Aufstände der jüdischen Bevölkerung bei Deportationen

I.d.R. gibt es solche Möglichkeiten. Zunächst hast du ja die Ghettoisierung im Kleinen, nämlich das Juden seit der Pogromnacht gezwungen wurden, ihre Wohnungn zu verlassen und in "Judenhäuser" zu ziehen, wo dann meist pro Familie nur noch ein Zimmer zur Verfügung stand.
In den Tagen vor einer Deportation wurden dann die 1000 Juden meist zu einer Sammelstelle gebracht, das konnten Lager sein, aber auch Fabrikhallen, Gärtnereien (z.B. in Hannover), Kinos (Bielefeld, Münster) und ähnliche Orte sein, wo man für ein paar Tage eben 1000 Leute unterbringen konnte.
Eine gute Quelle hierfür sind Zeitzeugenberichte (Überlebendenberichte :rechts: Wiener Library, London; Leo Baeck Institute, NY) oder eben Akten der StaPo und der Ordnungspolizei.
 
Eine Frage, gibt es eine Möglichkeit zu sehen, wo die Juden aus meiner Region gesammelt und demzufolge dann deportiert wurden?

Neben dem Link, den Ursi gepostet hat, lohnt evtl. auch eine Nachfrage beim örtlichen Archiv/Geschichtsverein o.ä.. Oft gibt es Lokalhistoriker, die zu diesem Thema geforscht haben.
 
Leider ist der lokale Historiker vor einiger Zeit gestorben. Ich muss mal gucken wer der neue Ansprechpartner ist.

Nochmal kurz zu was Anderem (entschuldigt, ich möchte nicht unbedingt ein neues Thema eröffnen)
Die Allierten versuchten ja mit Flugblättern, die deutsche Zivilbevölkerung von dem Holocaust in Kenntnis zu setzen und in die Verantwortung zu ziehen. Sind solche Flugblätter irgendwo zu sehen? Ich würde mir gerne ein Bild davon machen. In welchem Maße wurden sie abgeworfen und wo?
 
Leider ist der lokale Historiker vor einiger Zeit gestorben. Ich muss mal gucken wer der neue Ansprechpartner ist.

Nochmal kurz zu was Anderem (entschuldigt, ich möchte nicht unbedingt ein neues Thema eröffnen)
Die Allierten versuchten ja mit Flugblättern, die deutsche Zivilbevölkerung von dem Holocaust in Kenntnis zu setzen und in die Verantwortung zu ziehen. Sind solche Flugblätter irgendwo zu sehen? Ich würde mir gerne ein Bild davon machen. In welchem Maße wurden sie abgeworfen und wo?

Wissen aus ausländischen Medien
Ab Juli 1942 sendeten die Auslandsabteilungen etwa der BBC regelmäßig auch in deutscher Sprache Details zur Judenvernichtung. Eine frühe Reportage nannte erste Zahlen, noch ohne daraus auf eine Ausrottungsabsicht zu schließen: „Eine internationale Kommission gibt folgende Ziffern. In Deutschland sind von den etwa 200.000 Juden, die es 1939 dort gab, mindestens 160.000 verschleppt worden oder zugrunde gegangen. In Österreich leben von 75.000 Juden höchstens noch 15.000, in Böhmen und Mähren, wo es auch 80.000 Juden gab, gibt es nunmehr an die 10.000.“ Thomas Mann sprach über den britischen Sender im September 1942 von „Massentötungen durch Giftgas“.[13] Unter den millionenfach über deutschem Gebiet abgeworfenen Flugblättern der Alliierten war ein Text der Weißen Rose, der von dem Mord an 300.000 polnischen Juden berichtet, dem fürchterlichsten Verbrechen, „dem sich kein ähnliches in der ganzen Menschheitsgeschichte an die Seite stellen kann“.[14]
Das Abhören ausländischer Radiosender galt als Rundfunkverbrechen, war in Deutschland streng verboten und konnte sogar mit der Todesstrafe geahndet werden, war aber dennoch weit verbreitet. Meist bezog sich die Neugier der Hörer, vor allem nach 1943, dabei freilich auf die Frontverläufe. Da solche Meldungen oft mit Propaganda gegen die deutsche Kriegführung vermischt waren, war ihre Glaubwürdigkeit für die Deutschen nicht immer erkennbar.

siehe: Holocaustkenntnis von Zeitzeugen ? Wikipedia

Der Text des Flugblatts ist hier: Flugblatt II | bpb

Die nächste Frage ist natürlich, ob man "feindlichen" Informationen glaubte (bzw. glauben wollte).

Allerdings sind in dem vorgenannten Wiki-Artikel auch eine Reihe von anderen Quellen (Täter, Beobachter...) beschrieben, so dass schon eine gewisse Kenntnis in der deutschen Bevölkerung über das, was im Osten geschah, vorhanden gewesen sein muß.
 
Widerstand bei Selektionen und Abtransporten war extrem schwierig. Eicke hatte in Dachau ein Bilderbuch für den KL- Dienst- falsch/richtig ausgearbeitet, indem minutiös der "fachgerechte" Umgang mit Häftlingen geregelt war. Die Täter waren bewaffnet bis an die Zähne, Hunde, die abgerichtet waren, Menschen zu zerfetzen unterstützen sie. Die Opfer hatten eine tagelange Irrfahrt in glühend heißen oder eiskalten Viehwagons unter unbeschreiblichen Bedingungen hinter sich. Sie kamen aus allen Teilen Europas, deutsche, holländische Juden konnten in der Regel kein Polnisch oder Jiddisch. Widerstand setzt eine gewisse Planung und Organisation voraus.

Rudolf Höß ließ sich täglich von einem Häftling rasieren, eine Reporterin fragte diesen, ob es ihn nie gereizt hätte, ihm die Gurgel zu durchschneiden. Ja, aber dann wäre ein neuer Kommandant gekommen, man hätte Hunderte, vielleicht Tausende anderer Häftlinge als "Sühne" umgebracht, auf jeden Fall aber seine Angehörigen, die noch im Lager lebten, gab der Mann zur Antwort. Ein gescheitertes Unternehmen konnte schlimme Folgen für andere haben, und das galt es eben zu bedenken, bevor man sich dazu entschließen konnte. Am besten waren Soldaten vorbereitet, die sich kannten und gegenseitig halfen, die aus ihrer Einheit Organisationsstrukturen und eine Hierarchie kannten. Diese machten einen großen Teil der geglückten Revolte aus und konnten in Freiheit überleben.

Es ist auch zu bedenken, dass wie es der Zeitzeuge Kogon in seinem "SS- Staat beschreibt,, es nicht nur den Kampf der Häftlinge gegen Kapos und bewacher, sondern auch der Kampf der Häftlinge untereinander zu bedenken, dass Solidarität sehr schwer unter Menschen unter ganz heterogenen Menschen zu bewahren ist, erfolgreicher Widerstand aber ohne Solidarität praktisch unmöglich ist.

Dennoch hat es viele Formen des Widerstands, manche spektakulär, andere eher still, aber nicht ohne Folgen, gegeben. In Auschwitz gelang es drei oder vier polnischen Häftlingen, in einem Magazin deutsche Uniformen, Waffen und Patronen zu erbeuten. In SS- Uniform ließen sie dann noch ein Auto mitgehen. Die Waffen wollten sie nur benutzen,um sich bei einer Entarnung zu erschießen, nicht aber auf Deutsche zu schießen, um keine Vergeltungsmaßnahmen heraufzubeschwören. Einer der Polen sprach deutsch und forderte die Wachen auf, den Schlagbaum zu öffnen, was die auch taten. So gelang die Flucht, allerdings erhielt Höß einen Verweis.
 
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Dennoch hat es viele Formen des Widerstands, manche spektakulär, andere eher still, aber nicht ohne Folgen, gegeben. In Auschwitz gelang es drei oder vier polnischen Häftlingen, in einem Magazin deutsche Uniformen, Waffen und Patronen zu erbeuten. In SS- Uniform ließen sie dann noch ein Auto mitgehen. Die Waffen wollten sie nur benutzen,um sich bei einer Entarnung zu erschießen, nicht aber auf Deutsche zu schießen, um keine Vergeltungsmaßnahmen heraufzubeschwören. Einer der Polen sprach deutsch und forderte die Wachen auf, den Schlagbaum zu öffnen, was die auch taten. So gelang die Flucht, allerdings erhielt Höß einen Verweis.

Bei diesen drei polnischen und einem ukrainischen, nicht-jüdischen Häftlingen handelt es sich um Kazimierz Piechowski, Stanisław Gustaw Jaster, Józef Lempart und Eugeniusz Bendera. Es gibt über diesen Ausbruch eine Dokumentation: Die Flucht (Dokumentarfilm) ? Wikipedia), unter dem Titel "Flucht aus Auschwitz" läßt sich dieser Film auch unter Youtube finden (direkt verlinken darf ich diesen leider nicht).

Besonders tragisch ist, dass Piechowski nach dem Krieg unter der kommunistischen Herrschaft zehn Jahre im Gefängnis sitzen mußte, weil er der polnischen Untergrundarmee angehörte (Kazimierz Piechowski - Wikipedia, the free encyclopedia).
 
In der Doku wurden ca 1000 deportierte Menschen gezeigt, die ihren Zielbahnhof erreichen, und am Steig gesammelt wurden. Auf ca 50 Gefangene, kam ein Wachmann, allerdings bewaffnet. Vermutlich waren außen noch einige Wachtürme die das Geschehen überwachten. Ist ein Fall bekannt, dass die Häftlinge spontan in Panik verfielen, und Kollektiv zusammen hielten.
Wenn man bedenkt, dass die organisierte Tötung um 1943 schon recht bekannt war, ist solch eine panische Reaktion doch nicht ungewöhnlich.

Ich habe einen aktuellen Artikel mit dem Bericht einer tschechischen Jüdin in "DER SPIEGEL" gefunden:

[...]"Lassen Sie uns zusammen", hatte ihre Mutter den Offizier angefleht, der ihren Transport nach der Ankunft in zwei Gruppen teilte. Er hatte sie kurz gemustert und dann beide nach links gewunken. Dass diese Handbewegung über Leben und Tod entschied, wusste Eva Benda zu diesem Zeitpunkt nicht: "Wir hatten keine Ahnung, was Auschwitz bedeutet."[...]

"Wir hatten keine Ahnung, was Auschwitz bedeutet" - einestages
 
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