Ich zitiere mal hier, damit es da ist, wo es hingehört:
Dann schreibe ich das auch hier noch mal rein.
Aber wie kann die Version von 1888 konkret hilfreich sein bei der Frage, ob sich hinter dem Ort der gesuchte römische Ort verbirgt?
Ältere Schreibweisen können tatsächlich oft hilfreich sein. In diesem Fall hilft die Version von 1888 leider gar nichts, denn schon vor 1888 wurde der Ort mit scharfem bzw. Doppel-s geschrieben. Siehe Carl von Veith (
Die Römerstrasse von Trier nach Köln. In:
Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande. Heft 87, 1884) auch schon "Weissenseifen":
JAHRBUCHER DES VEREINS VON ALTERTHUMSFREUNDEN IM RHEINLANDE
... und die Herleitung des heutigen Namens aus dem römischen ist zumindest für mich auch nicht so wirklich überzeugend gelungen.
Um es ganz klar zu sagen: Es ist noch nicht einmal ein Ansatz für eine Herleitung aus dem lateinischen Ausava vorhanden.
Was ist mit dem anlautenden Au- passiert?
Falls es wirklich eine (mosel)-romanische Siedlungskontinuität gegeben haben sollte, müsste es das Au- wohl zu einem langen O geworden sein (vgl. Moselromanisch
clausum →
Klos,
*nauda →
Node,
aureus mons → Oremunt/Ormont*). Aber weder von Au- noch von O- haben wir eine Spur.
Für Weißenseifen gibt es eine plausible Herleitung aus dem Deutschen. Wir haben zwei gut erkennbare Namensbestandteile, die sich auch in vielen anderen Ortsnamen finden:
Weiß(en) - vgl. Weißach, Weißenburg, Weißenhorn, Weißenthurm usw.
-seif(en) - vgl. Hohenseifen, Wickenseifen, Honigseifen, Zimmerseifen usw.
Warum muss eine andere Herleitung über viele löcherige Hilfshypothesen an den Haaren herbeigezogen werden?
Da Weißenseifen ein sehr unbedeutender Weiler in einer entlegenen Gegend gewesen ist, ist es recht unwahrscheinlich, etwa eine frühmittelalterliche Version des Ortsnamens zu finden.
Eine Siedlung, die immerhin in einem römische Itinerar vermerkt wurde und so vital war, dass sie es auf eine stolze Siedlungskontinuität von mindestens 1700 Jahren gebracht hat, muss im frühen Mittelalter nicht automatisch unbedeutend gewesen sein.
Wenn aber Weißenseifen ursprünglich das war, was nach den Erkenntnissen der Ortsnamenkunde zu erwarten ist, nämlich eine frühestens hochmittelalterliche Rodung mitten im Wald, dann brauchen wir tatsächlich nicht nach frühmittelalterlichen Quellen zu suchen.
* Beispiele aus Wolfgang Jungandreas, Zur Geschichte des Moselromanischen, Wiesbaden 1979