2. Wohnkomfort (Fußbodenheizung, WCs und Badekultur) war so gut wie nicht mehr vorhanden, dies auch aus ideologischen Gründen
Was die Badekultur betrifft, lassen sich die ideologischen Gründe benennen: Insofern "Badekultur" mit Protzerei, Fressen, Saufen und Sex* einherging, war sie christlichen Predigern selbstverständlich ein Dorn im Auge. Gegen das Baden als solches gab es keine ideologischen Vorbehalte. Insbesondere sehe ich hier keine ideologischen Unterschiede zwischen Ost und West.
Ideologische Texte, die zum Verzicht auf WCs aufrufen, sind mir bisher nicht untergekommen, vielleicht kannst Du mal einige aussagekräftige Zitate beibringen?
Zum mittelalterlichen Heizungsbau bin ich auf diesen Text gestoßen:
https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=11&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwj3xZSBqPvhAhUN7aYKHX_CBDQQFjAKegQIBxAC&url=https://depositonce.tu-berlin.de/bitstream/11303/5424/4/spiegel_tim.pdf&usg=AOvVaw0m0qmyA2aDY6F9KwUcKey6
Die "ideologischen Gründe" müssen demnach wohl bei den Germanen gesucht werden?
"Einerseits wurde im Zuge der massiven Wanderbewegungen seit dem 4. Jahrhundert die Wasserversorgung der Städte durch die Zerstörung der Wasserleitungen und Aquädukte unterbrochen, wodurch eine ausreichende Versorgung der Bäder mit Frischwasser nicht mehr gewährleistet werden konnte. Auch die in ihnen integrierten Pfeiler-Hypokausten werden deshalb kaum noch in Betrieb genommen worden sein. Andererseits brachten die einwandernden Germanen ihre eigene Badekultur, nämlich das Schwimmen in freien Fließgewässern, in die besetzten Gebiete. Folglich vernachlässigten sie wohl auch die Instandsetzung der alten Thermenanlagen."
...
"Eine auffallend herausragende Rolle bei der Aneignung des kulturellen Bildunggutes spielten die aufstrebenden christlichen Institutionen, wie die Bischofssitze und die Klöster. Ähnlich verhält es sich auch im Bereich der Adaption materieller Artefakte und Technologien. So erleben wir in Kloster- und Kirchbauten das Fortleben der römischen Heizungstechnik durch die Aneignung und Weiterentwicklung der römischen Kanalheizung. Archäologische Funde in den fränkischen Großklöstern belegen dieses Bild ..."
* "Zwar gab es in den Thermen in der Regel entweder getrennte Badezeiten für Männer und Frauen oder aber getrennte Badetrakte, doch da verschiedene Autoren des ersten und frühen zweiten Jahrhunderts häufig auf das gemeinsame Bad anspielen, scheint das gemeinsame Bad zumindest zu ihrer Zeit üblich gewesen zu sein. Einige Forscher sind der Meinung, daß nur auf Frauen mit dubiosem Ruf angespielt wurde, also auch auf Prostituierte, doch könnte man sich den Unmut einiger Moralisten dann nur schwer erklären, wie auch kürzlich Bowen-Ward nachwies, daß es sich auch um Frauen mit
conubium gehandelt hat, also durchaus nicht nur um Prostituierte. Für letztere jedenfalls war das Getrenntbaden wohl nie obligatorisch, abgesehen davon, daß trotz einiger kaiserlicher Maßnahmen unausrottbar die
balnea mixta florierten. Die ganz heruntergekommenen Dirnen, die sonst bei den Grabmälern herumlungerten, habe man freilich, so schreibt Martial, erst spät und bei gelöschtem Licht eingelassen.
Neben den Prostituierten aller Kategorien, die in den Bädern verkehrten, gab es auch dem Bademeister zugehöriges oder unterstelltes Personal, das von ihm dazu angehalten wurde, sich zu prostituieren [...] Wie wir aus den 'Digesten' weiter erfahren, waren das Sklavinnen, die außerdem die Aufgabe hatten, die Kleidung der Badegäste zu bewachen."
Bettina Eva Stumpp, Prostitution in der römischen Antike, 2. Auflage, Berlin 1998