Hab jetzt - etwas verspätet - gestern mit der 2ten Staffel von "Barbaren" angefangen. Die erste Staffel fand ich noch recht angenehm - und hatte dummerweise die Erwartung, dass die zweite Staffel mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser wird (durch das erhöhte Budget und Aufmerksamkeit). Wurde aber gleich mal zum Start enttäuscht.
Dass das Ganze nun mehr Richtung Hollywood geht ist für mich nicht mal generell das Problem. Ich mag auch "Gladiator" - dessen Commodus und den Rest der Geschichte eher Fantasy als ein historischer Film ist. Und meine Lieblingsserie "ROME" hat oftmals auch nicht viel mit echter Historie zu tun - lange Rede, kurzer Sinn, ich kann gut damit Leben, wenn es um Römer, Völker und Geschichte geht und es eher ein Film oder eine Serie zur Unterhaltung handelt. Wenn man sich vorher drauf einstellt oder einstellen kann. Bei Gladiator wusste man - Hollywood Film - also wusste man auf was man sich da einstellt - einfach nette Unterhaltung.
Bei Barbaren war ich aber eigentlich recht angetan in der ersten Staffel von der Nähe zur Historie. Natürlich nicht 1:1 - aber es ist schön mal eine Serie zu haben, die versucht ein bisschen nahe dran zu bleiben. Und wie geschrieben - dachte - das behält man in Staffel 2 bei oder wagt sogar ein bisschen mehr. Aber... nach den ersten Folgen - es scheint, als hätte sich die Abteilung "wir bedienen die typischen Stereotypen bei Römer und Germanen" und machen eine Hollywood Serie daraus.
* SPOILER *
Tausende Legionäre samt kompletter römischer Führung suchen Arminius - Staatsfeind Nummer 1 - aber es braucht einen Sohn des Varus - der mal eben alleine durch den Wald latscht und Arminius gefangen nimmt. Aber der Held wäre nicht ein Held - wenn nicht ein ehemaliger Freund sich allein mit einem Kettenhemd als Legionär verkleidet (und auch als solcher durch geht) und man dann mit drei weiteren Personen in einem befestigten und bewachten Legionslager den Arminius befreit. Natürlich laufen tausende Legionäre durch das Lager - nur die Gefangenengrube des Arminius ist (so gut wie) unbewacht.
Und selbst als - klar wer sonst - der Sohn des Varus zum Gefangenen geht und in einen Kampf mit Arminius gerät - kommt der nicht auf die Idee während dem Kampf einfach nur laut "Alarm" zu schreien, was alle Legionäre 5 Meter neben ihm gehört hätten - auf die Idee kommt erst der nächste Legionär, welcher den nun gefangenen Sohn des Varus in der Grube entdeckt. Natürlich entkommen die Befreier und Arminius selbst ohne große Probleme.
Letzterer wird dann von einer Gruppe Legionäre in einen Wald verfolgt - und dann wird aus Arminius ein John Rambo. Ein Legionär nach dem Anderen wird kalt gestellt in wirklich bester Rambo Manier. Arminius versteckt sich unter einem Fels, schnellt nach oben, Legionär tot. Rambo, äh entschuldigt, Arminius unsichtbar im Busch, auf den Bäumen... die Legionäre sind über hunderte Meter weit im Wald verteilt. Aber Arminius ist jetzt noch in einer Felsspalte wo er einen Legionär hinterrücks lautlos ersticht - keine 10 Sekunden später ist er hunderte Meter eingegraben unter Laub - wo er dann auch den letzten Legionär überwältigt.
(Zudem geht mir gegen den Strich, als wären alle Legionäre völlig verblödet und komplett inkompetent in ihrem Tun und Handeln)
Das ist nur ein Part als Beispiel - das ist mir echt zu viel Hollywood. Wie geschrieben - ich mag Gladiator und Co - aber ich dachte wirklich mit "Barbaren" kommt mal wieder etwas, was einen ein wenig in die damalige Zeit entführt. Kleinere Schwächen verzeiht man da gerne. Aber wenn das so weiter gehen sollte - dann ist es kein entführen mehr - in die Antike - dann ist es nur noch einfach eine Serie zur reinen Unterhaltung. Dann schaue ich mir aber lieber zum über zwanzigsten Male "ROME" an - da sind die Darsteller und vor allem die Dialoge tausendfach besser...
Na ja - mal heute Abend die Staffel weiter schauen - aber ich fürchte schlimmeres!
Abyssus abyssum invocat...