Bespielte Hitler in der Weimarer Republik die Opferrolle?

Bespielte Hitler in der Weimarer Republik eigentlich die Opferrolle und stellte sich als armes Opfer von angeblichem Mobbing der demokratischen Parteien dar?
Falls ja, hat da jemand Beispiele?
Also aus alten Hitlerreden, usw....oder aus Gerichtsverfahren wie der Prozess, in dem Litten versuchte, Hitler als üblen Nazi zu entlarven vor der Öffentlichkeit?
Ich suche nach Beispielen, wie HItler sich gezielt als Opfer inszeniert und so Sympathien gewonnen hat.
Ich brauche das für einen Vergleich mit einem Politiker der heutigen Zeit, der auch die Opferrolle mit Vergnügen bespielt.
 
So was in der Art „Mobbing“ der demokratischen Parteien...

Soweit mir bekannt ist, Adolf Hitler wurde gemeinsam mit 297 weiteren Abgeordneten seiner Partei im >März 1933< in den Reichstag gewählt.
Vorher war wohl A.H. kein Abgeordneter der 1. Nationalversammlung und in der Folgezeit der „Reichstage“ bis zum 7. RT.

Die Weimarer Republik hatte wohl 8 Reichstage (RT).

1. RT 1920, 2. RT 1924, 3. RT 1924, 4. RT 1924, 5. RT 1930, 6. RT 1932, 7. RT 1932 und 8. RT 1933.

Ich meine die demokratischen Parteien (SPD, USPD; KPD, Zentrum, DDP) beschäftigten sich wohl eher mit den aufkommenden Faschismus als mit A.H.
Eine Ausnahme könnte möglicherweise wohl die Zeit seines Putsches so um die Zeit November 1923 sein.
Ob im Reichstag das Erscheinen seiner Schrift „Mein Kampf“ (1925/1926) eine Rolle gespielt hat, weiß ich nicht.
 
Das Wort Mobbing würde man vergeblich suchen, das ist erst spät in unsere Sprache gekommen. Und dass H. gehänselt worden wäre, das hätte nicht in das Bild, welches wer von sich in der Öffentlichkeit präsentieren wollte, gepasst. In Mein Kampf stilierte sich H. selbst zum jugendlichen "Rädelsführer" (eine psycholinguistisch gelesen sehr unglaubwürdige Stelle in MK). Nein, diese neurechte Selbstviktimisierung hätte nicht in das sozialdarwinistische Weltbild der Altnazis gepasst.
 
Also aus alten Hitlerreden, usw....oder aus Gerichtsverfahren wie der Prozess, in dem Litten versuchte, Hitler als üblen Nazi zu entlarven vor der Öffentlichkeit?
Zum Thema Hitlerreden ist erstmal zu sagen, dass Hitler seit seinem Putschversuch 1923 zunächst mal nicht mehr viel Gelegenheit zum Reden hatte, weil er zwar relativ schnell aus der Haft wieder entlassen wurde, in den meisten Deutschen Ländern allerdings, nachdem er sich anschickte da weiterzumachen, wo er aufgehört hatte, erstmal Redeverbot bekam, was erst am Ende der 1920er Jahre sukzessive zurückgenommen wurde.

Das bedeutet nicht, dass er selbst überhaupt nicht auftreten konnte, dass Verbot war nämlich so definiert, dass es vor allm Großveranstaltungen unter freiem Himmel betraf, so dass er in geschlossener Gesellschaft und Räumlichkeiten durchaus auftreten konnte, allerdings da dürften vor allem Nazis das Publikum gewesen sein, in deren Selbstbild ein in Selbstmitleid zerfließender Hitler als Anführer wohl eher nicht gepasst hätte.

Kommt noch hinzu, dass Hitler klar sein musste, dass er das nach 1923 nicht mehr glaubhaft verkaufen konnte, jedenfalls nicht, wenn sich die Opferrolle auf ihn selbst oder die Nazi-Partei bezogen hätte.
Wer einen bewaffneten Putschversuch anzettelt, Geiseln nimmt, eine Schießerei mit mehreren Toten mit der Landespolizei anfängt oder anfangen lässt, dem nimmt niemand mehr die Behauptung eigentlich Opfer gewesen zu sein ab, der Zug ist dann abgefahren.
 
Kommt noch hinzu, dass Hitler klar sein musste, dass er das nach 1923 nicht mehr glaubhaft verkaufen konnte, jedenfalls nicht, wenn sich die Opferrolle auf ihn selbst oder die Nazi-Partei bezogen hätte.
Wer einen bewaffneten Putschversuch anzettelt, Geiseln nimmt, eine Schießerei mit mehreren Toten mit der Landespolizei anfängt oder anfangen lässt, dem nimmt niemand mehr die Behauptung eigentlich Opfer gewesen zu sein ab, der Zug ist dann abgefahren.
Du gehst von einem rationalen Publikum aus. Wir alle kennen hinreichend Beispiele, wie sich Täter zu Opfern stilisieren, teilweise mit Hilfe der Sanktionierenden, nämlich dann, wenn die Sanktion dem Gerechtigkeitsempfinden des Publikums wegen zu großer Härte widerspricht (siehe Katalonien 2017). Aber schau hm auch mal auf Trump, der zwar Gerichtsprozesse anhängen hat, bisher aber äußerst milde behandelt wurde, sich dennoch bereits vor seiner Abwahl als Opfer verkaufte - und seine Anhänger glauben ihm das (wobei man das freilich glauben wollen muss).
 
Du gehst von einem rationalen Publikum aus.
Richtig.

Wir alle kennen hinreichend Beispiele, wie sich Täter zu Opfern stilisieren, teilweise mit Hilfe der Sanktionierenden, nämlich dann, wenn die Sanktion dem Gerechtigkeitsempfinden des Publikums wegen zu großer Härte widerspricht (siehe Katalonien 2017).
Naja, bei allem Respekt, darauf was Hitler mit seinem Putsch in München veranstaltet hatte, stand theoretisch die Todesstrafe und selbst wenn es mit Rücksicht auf die sehr turbulenten Zeiten darauf einen Rabatt gegeben hätte, hätte er sich über eine langjährige Haftstrafe und eine Abschiebung nach Österreich nicht beschweren können.

Ein paar Monate Festungshaft* kann man angesichts dessen, was da veranstaltet worden war kaum eine besonders große Härte nennen.


Aber schau hm auch mal auf Trump, der zwar Gerichtsprozesse anhängen hat, bisher aber äußerst milde behandelt wurde, sich dennoch bereits vor seiner Abwahl als Opfer verkaufte - und seine Anhänger glauben ihm das (wobei man das freilich glauben wollen muss).
Ich glaube nicht, dass die das glauben.
Es interessiert sie nur einfach nicht, weil sie insgesamt kein Interesse an der Demoratie haben sondern lediglich eines an der Durchsetzung ihrer politischen Vorstellungen.

Davon abgesehen sehe ich da noch immer 2 wesentliche Unterschiede:

1. Trump ist nicht persönlich an der Spitze seiner Annhänger in den Bürgerbräukeller marschiert und hat mit der Pistole in der Hand das dort versammelte Publikum festgsetzt und persönlich Vertreter der Staatsmacht, der Polizei und der Armee mit der Waffe bedroht um sie zu zwingen bei einem Umsturz mitzumachen.

2. Trump behauptete unrechtmäßig aus dem Amt gedrängt zu werden und forderte Präsident zu bleiben, damit stellte er Vorgänge innerhalb des Systems infrage, aber jedenfalls offiziell nicht das System ann und für sich.
Das war bei Hitler annders. Der machte aus seinen Umsturzabsichten 1923 ja keinen Hehl. Und wenn man sich das so genannte Parteiprogramm der Nazis von 1920 mal anschaut oder mal die so genannte provisorische Verfassung bedenkt, die sich die Hitler-Putschisten zurecht gebastelt hatten für wen und was da alles die Todesstrafe, die Aberkennung von Bürgerrechten/Grundrechten gefordert wurde........


Das ist, würde ich mal sagen nen bisschen Viel des guten (bzw. viel mehr Schlechten) um noch glaubwürdig für irgendwen das arme Opfer markieren zu können.


In anderen Kontexten hat Hitler natürlich eine entsprechende Opferrethorik gepflegt, z.B. im Bezug auf Deutschland und das Deutsche Volk (oder was er dafür hielt) als Ganzes.
Die gesammte Polemisierung gegen den Friedesvertrag von Versailles etc. schlugen natürlich in diese Kerbe.
Aber im Hinblick auf seine Person oder die Nazi-Partei ann und für sich?







*und damit Behandlung als politischr Straftäter, obwohl man ihn wegen bewaffneter Geiselnahme und anderer Delikte auch als gewöhnlichen Kriminellen hätte behandeln und ins ins Gefängnis werfen können.
 
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