Das hatte ich schonmal in einem anderen Threat geschrieben:
Auch Lippe und Ruhr wurden erst während der Industrialisierung "schiffbar" gemacht.
Trotzdem gab es bereits vorher Schiffsverkehr.
Das ist genauer zu fassen. Die Schiffbarkeit der Lippe ging im Mittelalter durch den Bau von Wehren und ähnlichen Eingriffen verloren. Das wurde im 19. Jahrhundert rückgängig gemacht. (Es ging um Kohle für Ostwestfalen und Kartoffeln für das Ruhrgebiet; mit Fertigstellung der Eisenbahnen wurde der Betrieb des einzigen Dampfers unrentabel.)
Die Lippe soll zur Zeit des Römerlagers Anreppen abgesehen vom September bis Anreppen schiffbar gewesen sein. Zwischen Römerlager und der Furt in Boke*, wo der Marschweg die Lippe querte, befinden sich Stromschnellen und der Hafen des 19. Jahrhunderts befand sich zwischen diesen und der heute noch erkennbaren Furt.
Vor dem Bau des Boker Kanals war die Lippe tiefer, aber es kann sein, dass Schiffe vor den Felsen teilweise entladen werden mussten. In der Lippeaue gibt es einige erhöhte Plätze, aber der des Römerlagers ist der nächste zur Furt am Südufer**, der einem Legionslager Platz bot. Heute ist die - einst von Dünen dominierte - Landschaft in der Höhe angeglichen. Das sah damals anders aus. Auch der beim Lager bezeugte Siedlungsplatz befand sich an erhöhter Stelle.
Eine Schiffbarkeit der Lippe wird grundsätzlich bis zum Zusammenfluss von Lippe, Alme und Pader beim Schlosse Neuhaus***, schon im Mittelalter Villikation und Burg, angenommen. Allerdings nur für einen kleineren Teil des Jahres. (Bis Boke nimmt, bzw. nahm die Lippe weitere Gewässer auf, die heute aufgrund der Trinkwassergewinnung teils nur noch kleine Rinnsale sind. Bis ca. 1960 gab es darin auch im Sommer Forellen, denen der Wasserstand jetzt zu niedrig ist. Schon seit dem Mittelalter werden einige erst westlich der Boker Furt in die Lippe geleitet.)
*Heute befindet sich dort die Brücke, deren erster Vorgänger nach Schriftquellen aus dem 14. Jahrhundert stammt, falls jemand auf der Karte sucht.
**Nördlich der Lippe waren Dünensysteme, die Hölzermann für Lagerwälle hielt. Heute sind die meisten verschwunden und schon im Mittelalter wurde die Landschaft verändert, um ein Kloster dort anzulegen. Es kann durchaus sein, dass die Lage am höheren Nordufer sich zuvor nicht anbot.
***Wegen des Namens wurde nach einer älteren Befestigung gesucht. Wahrscheinlicher ist, dass sich der Name auf den bischöflichen Haupthof Enenhus bezieht.