Beispielsweise den Zugang zum Mittelmeer. Die "slawischen Brüder" von der Vormundschaft der Türken befreien, der Sultan verfügte eh nicht mehr über die Machtmittel, um den Balkan effizient zu beherrschen. Petersburg hätte auf diesem versuchen können sich neue "Vasallenstaaten" zu schaffen und schließlich das Einflussgebiet Österreich-Ungarns reduzieren.
Der russische Mittelmeerzugang hätte doch aber überhaupt keine maßgeblichen deutschen Interessen gefähredet. Gut, mit der weitgehenden Zerschlagung des Osmanischen Reiches hätte man sich dann abfinden müssen, aber da hätte man gegebenenfalls sogar noch partizipieren können.
Ansonsten weißt du doch wie es auf dem Balkan aussah.
Die Vorstellung einer russischen Vormacht über den Gesamten Balkan läuft ja im Grunde genommen auf ein Projekt "Balkanbund 2.0" hinaus.
Nur wie sollte das funktionieren? Das hatte vor dem 1. Balkankrieg genau so lange funktioniert, wie das Osmanische Reich seinen Besitzstand auf dem Balkan halten konnte und sich die Frage, welchem Balkanstaat welche Gebiete zufallen sollten nicht stellte.
Man konnte Serben, Bulgaren und Griechen genau so lange an einen Tisch bringen, wie die Frage, wem Mazedonien und West-Thrakien gehören sollten nicht beantwortet werden musste.
In dem Moment, in dem sich diese Fragen stellten, war das erledigt.
Auch Narrative wie der Panslawismus funktionieren eben nur so lange, die slawischen Völker keine Konflikte untereinander haben.
Die Tatsache, dass sowohl Serben, als auch Bulgaren Slawen sind, hätte aber den Konflikt um Mazedonien nicht aus der Welt geschafft.
Und selbst wenn Russland hier irgendeine Einigung zwischen Bulgaren und Slawen hinbekommen hätte, arbeitete man in St. Petersburg in Sachen Balkan ja noch mit anderen Narrativen.
Vor allem mit der Imagination Nachfolger des Byzantinischen Reiches, und somit Schutzherr der Griechen zu sein.
Ich sage es mal so:
Wenn man im Rahmen von Panslawismus behauptet, gleichzeitig Schutzherr serbischer und bulgarischer Interessen zu sein und obendrein als Selbsternannter Nachfolger der byzantinischenn Kaiser behauptet Schutzherr griechischer Interessen und Ansprüche zu sein, dann wird es in Mazedonien schwierig.
Das hätte Russland niemals in den Griff bekommen.
Es wäre allenfalls geeignet gewesen Russlands Ressourcen zu binden und sowohl dass Vertrauen in Russland als potentielle Ordnungsmacht, als auch die Imaginationen des Panslawismus gründlich zu diskreditieren.
Jeder vernünftige Mensch hätte sehen müssen, dass es möglich war Einfluss auf einen oder zwei Akteure am Balkan zu besitzen, dass es aber eben in dieser Form nicht möglich war den gesamten Balkan zu beherrschen, weil da Probleme vorlagen, die man nicht lösen konnte.
Russland wäre bei dem Versuch gescheitert. Und das hätte ihm am Ende mehr geschadet als genutzt.