Ja, die Abmachung wurde im Oktober 1913 unterschrieben. Schon 1898 hatten Deutschland und England eine entsprechende Vereinbarung getroffen gehabt. Im sogenannten Windsor Vertrag von 1899 hatte London dieses Abmachung mit Berlin unterlaufen. Gegenüber Lissabon hatte man sich verpflichtet, die Integrität der portugiesischen Kolonien zu verteidigen, und dafür das Recht erhalten dort seine Truppen frei bewegen zu können. Grey setzte diese Doppelspiel fort. Einerseits stellte er Berlin Angola in Aussicht, auf der anderen Seite wurde dem portugiesischen Außenminister die britische Unterstützung bei der Wahrung des dortigen Besitzrechts zugesichert.
Tatsache ist, London war bereit mit Berlin erneut ein Abkommen über die Umverteilung von Besitz in Afrika abzuschließen, ohne die eigenen Entente-Partner daran zu beteiligen.
Du argumentierst damit, dass das eine windige Nummer gewesen sei auf Grund der Vorgeschichte, ich aber frage dich, was du denn glaubst, wie das im Paris angekommen wäre, hätte man dieses Abkommen finalisiert und publiziert, was ja letztendlich an der deutschen, nicht der britischen Seite scheiterte.
Für Frankreich wäre dieses Spiel mindestens ebenso undurchsichtig gewesen, wie für die deutsche Seite.
Mit der finalisierung dieses Abkommens musste Großbritannien damit rechnen, dass man sich in Paris hintergangen fühlen würde.
Und dieses Risiko war man offensichtlich bereit einzugehen.
Du nennts das "bestenfalls Planungen"? Ich bin überrascht.
Ja, so nenne ich das. Oder hast du einen Anhaltspunkt dafür, dass irgendeine Klausel angedacht worden wäre, die die beiden Mächte auf gegenseitigen Beistand in einem Eroberungskrieg verpflichtet hätte?
Ich habe nicht behauptet, das London ein aggressives, kriegerisches Vorgehen gegen Deutschland im Sinne hatte.
Nein, aber du hattest behauptet, dass es primärer Zweck der Entente gewesen sei gegen Deutschland zu arbeiten.
Mit deinem Herumreiten auf der Marinekonvention implizierst du, dass du jedenfalls annimmst, dass GB jederzeit bereit gewesen wäre einen Krieg gegen Deutschland billigend in Kauf zu nehmen.
Denn ansonsten hätte diese Absprache, sofern Deutschland nicht angriff ja überhaupt nicht wirksam werden können.
Warum sich aber über eine de facto nicht aktivierbare Absprache aufregen?
Woran machst du denn das bitte fest?
Daran, dass eine Invasion der pommerschen Küste vorausgesetzt hätte, dass die schweren Einheiten der britischen Marine in die Ostsee einlaufen würden, um ein solches Unternehmen zu decken.
Heißt die Briten hätten einen Großteil ihrer stolzen Grand durch den Sund zwängen und die schweren Einheiten Tagelang in Reichweite der deutschen Untersee- und Torpedoboote mehr oder minder parken müssen.
Wir wissen beide, was Tsushima gewesen ist und dass die damaligen Schlachtschiffe unterhalb des Panzergürtels extrem anfällig waren und ziemlich langsam waren.
Zudem gab es überhaupt keine Logistik schweres Gerät im Rahmen einer amphibischen Situation anzulanden. Ob potentiell anzulandende Truppen damit überhaupt in der Lage gewesen wären sich zu halten, geschweigedenn irgendwas bedeutendes einzunehmen, muss vor dem Hintergrund auch fragwürdig sein.
Unter diesen Umständen halte ich meine Zweifel daran für sehr berechtigt.
Ein unrealistisches Szenario, da dies nicht in dem Bereich der gewollten deutschen Handlungsoptionen lag.
Ich habe auch nicht behauptet, dass das ernsthaft im Aussicht gestanden hätte.
Man war eben in Berlin der Meinung, dass man auf diesen Bündnispartner nicht verzichten könnte. Die Frage ist aber ob man da in Berlin nicht Ursache und Wirkung verwechselt hat.