Moin,
vielleicht sollte man diesen Thread in den "Byz. Reich"-Bereich verschieben?
Wie schon richtig erwähnt, war der Begriff "Byz. Reich" eine Neuschöpfung besonders zu der Zeit der Humanisten, der den Unterschied des antiken röm. Reiches, von dem MA röm. Reich verdeutlichen sollte. Ebenso gut hätte man auch das Röm. Reich seit Augustus Augustinisches Reich nennen können, um die Kaiserzeit von der Republik zu unterscheiden. Wie dem auch sei, die Wandlungen hin zum byz. Reich waren allmählich, so dass gelegentlich unterschiedlich der Beginn angesetzt wird, meistens mit einer Bezeichnung Oström. Reich als Übergang. Und Byzantion hat man wohl genommen, weil man den ursprünglichen griech. Ort nahm, statt die Wortneuschöpfungen Nova Roma oder Konstantinopolis. Genauere Kriterien weiß ich aber auch nicht, nur dass der Name unter anderem von
DuCange eingeführt wurde:
"Byzantium is the name given to both the state and the culture of the Eastern Roman Empire in the middle ages. Both the state and the inhabitants always called themselves Roman, as did most of their neighbors. Western Europeans, who had their own Roman Empire called them Orientals or Greeks, and later following the example of the great French scholar DuCange, Byzantines after the former name of the Empire's capital city, Constantinople.
These names give witness to the composite nature of Byzantium. It was, without any doubt, the continuation of the Roman state, and until the seventh century, preserved the basic structures of Late Roman Mediterranean civic culture: - a large multi-ethnic Christian state, based on a network of urban centers, and defended by a mobile specialized army. After the Arab/Muslim conquest of Egypt and Syria, the nature of the state and culture was transformed. Byzantium became much more a Greek state [perhaps best seen in the emperor Heraklios' adoption of the Greek title Basileus], all the cities except Constantinople faded away to small fortified centers, and the military organization of the empire came to be based on a series of local armies. There is then a persistent ambiguity about the beginning of Byzantine history - between the building of Constantinople by Constantine I and the mid-7th century collapse of late antique urban culture. " usw. ....
http://www.fordham.edu/halsall/byzantium/
Hier kann man in dem Werk Du Cange selber seine Einträge nachlesen im Original:
http://www.uni-mannheim.de/mateo/camenaref/ducange/bd1/jpg/s0738.html
Hier noch was zur Entwicklung und Bezeichnung des Begriffes, bzw. der Byzantinistik:
"Da viele Erscheinungen des byzantinischen Lebens nur in Konstantinopel nachweisbar sind, ist von der gelehrten Nachwelt (von Gräzisten und Humanisten in Italien und Deutschland) mit Recht der antike Name dieser Stadt - Byzantion/Byzanz - zur Bezeichnung eines ganzen Reiches, einer ganzen Kultur geworden. Kein mittelalterlicher Staat war auf Dauer so eng mit einem Ort verbunden wie dieses Reich, vergleichbar nur mit dem alten Römischen Reich und seinem Mittelpunkt Rom, als dessen Nachfolger Byzanz sich betrachtete: to kratos ton Rhomaion - das Reich der Rhomäer. ..."
http://www.hist.uzh.ch/verwandtegebiete/byzantinistik.html
noch im Brockhaus von 1906 steht: "auch Oström., Morgenländ. oder Griech. Reich" was die relative Willkürlichkeit der Namensgebung veranschaulicht. Byz. Reich hat sich jedenfalls heute durchgesetzt.
Übrigens ging Konstantin sicher nicht von einer zukünftigen dauerhaften Teilung des röm. Reiches aus, sonst hätte er nicht Byzantion, Nicomedia, Troja und Chalcedon ins Auge für seine neue Hauptstadt ins Auge gefasst, sondern für eine rein östl. Hauptstadt Antiochia oder Alexandria.
Das Lex. des MA schreibt:
"Dabei stellen die Wörter »Byzanz« und »byzantinisch« von der Moderne geprägte Begriffe dar, die dazu dienen sollten, das röm. Reich des MA vom antiken röm. Reich abzuheben. Die Byzantiner selbst betrachteten sich als Römer und ihr Reich als »Romania«; der byz. Ks. führte vom 7. Jh. an den Titel des Basileus ('Herrscher der Rhomäer/Römer') und verstand sich damit als Erbe der röm. Imperatoren dank einer polit. und verfassungsmäßigen Tradition, die über Konstantin auf Augustus zurückreichte. Bei aller Treue zur röm. Tradition verstand es das B. R. jedoch, sich den polit., sozialen und ökonom. Wandlungen anzupassen, dank seinem fundamentalen Reservoir an Möglichkeiten zur Erneuerung."
Letztlich muss man sagen, dass auch das antike Röm. Reich viele Veränderungen durchlaufen hat, die man mit Begriffen unterteilen könnte, jedoch hat sich im Zuge des Klassizismus und Philhellenismus der Begriff Byz. Reich in den Vordergrund geschoben.
Übrigens wurden von den Zeitgenossen auch die osmanischen Herrscher nach der Eroberung Konstantinopels als römische Caesaren bezeichnet, bzw. anerkannt. Was heute verwundert, war damals einfach ein Wechsel eines Herrscherhauses, wie schon oft zuvor, ein Wechsel der Staatsreligion, wie schon bei Konstantin geschehen, ohne einen Wechsel der römischen universalen imperialen Kontinuität aus der Sicht etlicher Zeitgenossen. Aber dieses Thema hatten wir schon in einem anderen Thread.
Ciao und LG, lynxxx