Unterstützend und ergänzend hierzu erlaube ich mir noch einige Anmerkungen...
Der Begriff
Kleriker muß natürlich im Kontext des historischen Umfeldes eingeordnet werden: er bezeichnet bis ins Hochmittelalter einen gebildeten Menschen, sprich einen, der des Lesens und Schreibens mächtig war, einen
Literatus. Im Gegensatz dazu stand der
Illiteratus, womit bis ins 12. Jh. ein
Laie verstanden wurde, da es selbst unter Adligen nur wenige Einzelfälle von
Literati gab. Kurzum: Lesen und Schreiben konnten bis ins 12. Jh. meist nur Priester und Mönche, und traf man auf einen Adligen, der ein
Literatus war, so lag dabei oftmals - wenngleich es auch dabei z.B. bei Herrscherfamilien Ausnahmen gab - der Fall vor, daß dieser als Nachgeborener zunächst in geistliche Ausbildung gegeben wurde und durch besondere Umstände - bspw. den Tod des Erstgeborenen - ins Weltliche zurückgekehrt war. Erst im Laufe des 12. Jh. begann es sich, im europäischen Adel auf breiterer Front durchzusetzen, ebenfalls ein entsprechendes Maß an Bildung - also vornehmlich Lesen und Schreiben - zu können.
Bischöfe waren nun wiederum während des Mittelalters nicht nur geistliche Würdenträger und Kirchenmänner, sondern vor allem auch Machtpolitiker, welche nicht selten sogar mächtiger waren als weltliche Vasallen eines Königs: Bischöfe besaßen ihrerseits große Ländereien incl. der darauf ansässigen Grundholden, Hörigen und Hintersassen, verfügten aber ebenso auch über nicht wenige Ritter, Sergenten und andere Kriegsknechte, welche das Land wehrhaft verteidigen konnten. Dies muß in dem Kontext gesehen werden, daß zu jener Zeit das religiöse Leben nicht wie heute eine Facette von vielen war, sondern die christliche Religion nahezu alle Lebensbereiche durchdrang.
Vor diesem Hintergrund erscheint es nicht so ungewöhnlich, daß Bischöfe durchaus Heere bzw. Kontigente eines Heeres anführten. Dabei gab es nur ein "Problem": zwar durften Kirchenmänner eine Rüstung, aber kein Schwert tragen - dies allerdings weniger aus religiösen, sondern vielmehr aus standesrechtlichen Gründen (weil Angehörige des Klerus, nicht des Adels) -, doch im mittelalterlichen Heerwesen wurde dem dadurch Rechnung getragen, daß ihnen die Keule, im Hochmittelalter dann der Streitkolben und im Spätmittelalter der Streithammer als Waffe erlaubt war.
Da
El Quijote bereits Beispiele aus dem Heiligen Römischen Reich, dem Frankenreich und von der Iberischen Halbinsel gebracht hat, möchte ich noch ein Beispiel aus Dänemark nachlegen, zumal es ja eingangs gerade auch um diesen Teil Europas ging:
Absalon (Axel), Bischof von Roskilde und Erzbischof von Lund - königlicher Ratgeber, Gründer von Kirchen, Klöstern und Städten (er wird sogar als Gründer von Kopenhagen angesehen) sowie bekannter dänischer Heerführer.
Absalon von Lund - Wikipedia
ABSALON (auch Axel genannt)
kirchensite.de - Heiliger Absalon (Axel) von Lund - 21. März