Um den Niedergang der Republik zu verstehen, muß man erst die Veränderungen, die Rom seit Ende des Zweiten Punischen Krieges durchlebte, berücksichtigen. Ich versuche nun kurz darauf einzugehen. Auch fehlt mir die Zeit auf alle Gründe einzugehen, deshalb werde ich es bei den wichtigsten belassen.
Der Niedergang der Republik beginnt mit dem Aufstieg Roms zur Weltmacht. Die rasante Ausweitung des Reiches hatte tiegreifende Auswirkungen auf nahezu alle Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft, wie der Politik, Kultur und Religion. Besonders stark getroffen von diesen Veränderungen wurde der Agrarsektor, der die Basis des gesamten römischen Wirtschaftslebens war. Nach Ende des Zweiten Punischen Krieges begannen die Angehörigen der Führungsschicht, die nun über beträchtliche Kapitalien verfügten, ihre Betriebe auf die marktorientierte Villenwirtschaft umzustellen, wobei sie sich meistens auf bestimmte Zweige spezialisierte. Somit wurden immer mehr mittelgroße Betriebe, auf denen ein bis zwei Dutzend Sklaven arbeiteten die Regel, und das Kleinbauerntum immer weiter zurückgedrängt. Gerade das Kleinbauermtum war seit je her Roms tragende schicht. Sie bauten Nahrung an und stellten dem Heer die Soldaten. Da diese Kleinbetriebe in Sachen Produktivität nicht mit den Villenbetrieben mithalten konnten, waren am Ende viele kleinbäuerliche Betriebe ruiniert. Viel mehr jedoch machte den Bauern die Ereignisse des 2. Jahrhunders v. Chr. zu schaffen, als
Rom Jahrzente lang Feldzüge im hellenischen Osten, in Nordafrika und vor allem in Spanien führen mußte. Zahlreiche Kleinbauern fielen in den unzähligen Schlachten, und anderen, die heimkehrten fanden entweder marodes Land vor, oder hatten gar kein Land mehr, da der Großgrundbesitzer von neben an sich das Land seines Nachbarn einverleibt hatte.
Zwar waren die Vorraussetzungen für den Handel, das Handwerk, Transportgewerbe und Geldgschäfte aller Art so gut wie nie zuvor, da der Staat gezwungen war (die Röm.Rep. kannte keine unmittelbare Staatswirtschaft), immense Aufträge für Rüstungsmaterialien usw. zu vergeben, doch Profitierren in erster Linie die Pachtgesellschaften davon -die zunächst große Summen vorschießen mussten, später aber einen umso höheren Profit hatten-, die zudem auf staatlich sanktionierte Weise die Provinzen ausbeuten konnten.
Während sich also vor allen Dingen die kleine Schicht, besonders der Ritter und der Freigelassenen sich immer mehr bereichern konnte, strömten unmengen freier Bürger, wie z. B. Italiker, Fremde, aber auch Sklaven nach Rom. Zwar fanden viele neue Arbeitsplätze, doch da Rom nur eine begrenzte Anzahl an Arbeitsplätzen bot (deswegen auch die Getreidespenden an das Volk), endeten die meisten in den Slums der Stadt und mehrten das Proletariat. Immer weiter verschlechterten sich die Lebensbedingungen der Menschen der Stadt, z. B. durch Feuer, Seuchen, Verschuldung, Arbeitslosigkeit. Die Folge war, daß die Unzufriedenheit in der Bevölkerung immer weiter stieg. Zwar wurden seit den Gracchen immer neue Versuche unternommen, eine Neuordnung der Nuzung des Gemeindelandes durch Gründung neuer Kolonien, Heranziehung der ärmeren freien Bürger zum Dienst in der Legion, spenden und spielen an das Volk, das aufgestaute Potential der Unzufriedenheit zu mindern, doch wurden dabei die Grundsätzlichen Probleme nicht gelöst.
Die Kämpfe gegen die Jugurtha und die Kimbern und Teutonen, machten eine Heeresreform unausweichlich (das System der Bürgermilizen war durch die vielen Feldzüge des 2. Jahrhunderts v. Chr. ad absurdum geführt worden). Gaius Marius reformierte das Heeressytem, und begründete somit eine Heeresklientel, ein wechselseitiges Treueverhältnis zwischen Heerführer und Soldat. Mehr und mehr wurde nun die Heersklientel zur Grundlage politischer Macht. Wesentliche Vorraussetzung für diese Entwicklung war die Erfahrung der letzen Jahrhunderte, die zeigten, daß die Kriegsführung mit den jährlichen Kommandos der aristrokratie nicht mehr zu bewältigen war (bsp. Scipio maior im Zweiten Punischen Krieg, Marius gegen Kimbern & Teutonen). Besonders in der Spätphase der Republik zeigte sich, daß der der über keine eigene Heeresklientel verfügte, zum Scheitern verurteilt war, wie z. B. Cicero.
Seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. begann sich neben den Senatorenstand ein eigenständiger Ritterstand zu entwicklen, die später besonders im politischen Bereich immer größere Bedeutung erlangten, und somit ging die relative Homogenität des Senates verloren. Laut Schätzungen standen im 1. Jahrhundert den 300 bis 600 Senatoren zwischen 10000 und 20000 Ritter gegenüber.
Da der Reichtum sich innerhalb des Senates auch unterschiedlich entwickelte, war der Senat am Ende keine Kooperation gleichrraniger Adeliger mehr. Hinzu kamen die Oft wechselnden Gruppenbildungen aus persönlichen oder politischen Gründen.
Auch die freie römische Bürgerschaft bildete keine Einheit mehr. Die Interessen des stadtrömischen Proletartiats und des römisch-italienischen Kleinbauerntums waren in vielen Fällen nicht mehr identisch.
Ein weiterer Faktor war die Sturheit der "Besitzstandswahrer", die im Senat jedliche notwendige Reformen blockierten, bzw. in unsinnigerweise durchsetzten. Als Beispiel sei hier der Agrarsektor genannt, in dem man glaubt, die Krise durch die Reproduktion des Kleinbauerntums lösen zu können, obwohl die Brüchigkeit einer solchen Existenz schon längst festzustellen war. Auch im Bereich der Administration hielt man an alten Prinzipien fest, obwohl schon längst feststand, daß sie die bevorstehenden Aufgaben nicht mehr lösen konnten. Mehr und mehr entwickelte sich die Politik zur Machtfrage.
Dabei will ich jetzt einmal belassen und nochmals darauf verweisen, daß ohne einen starken Mann das Römische Reich untergegangen wäre.
Ciao
Be_Real1982