Völlig aus jeder Form gesitteten Umgang kam das Verhältnis durch die Tatsache das es kaum freiwillige Siedler gab die ans Ende der Welt ziehen wollten! Kaum eine australische Stadt wurde von freien Siedlern gegründet, sie kamen meist als Strafgefangene.
Die britische Regierung sah die Deportation von Strafgefangenen als ein Ventil für die rasant steigende Bevölkerung auf den britischen Inseln, die sozialen Umwälzungen durch die Industrialisierung und den Reiz den die französische Revolution schließlich auf ihr Proletariat haben könnte. Dazu kam das man sich im pazifischen Raum eines weiteren, allerdings europäisch besiedelten Stützpunkes bedienen wollte um das weltweite Empire zu festigen, in direkter Konkurrenz zu Frankreich. Dieses hatte ebenfalls Interesse an solchen Kolonien. Es galt also schnell zu sein. Die kruden Ideen des riesigen Südkontinentes, der damals durch die Wissenschaft geisterten, weckten Begehrlichkeiten auf immense Bodenschätze und versprachen Reichtum...
Letztlich wurden vor allem Menschen aus sozial schwachen Schichten auch für kleine Vergehen zur Deportation verurteilt. Besonders die immer unruhigen Iren galten in ihrer Heimat als gefährlich aufrührerisch. Die Überfahrt nach Australien war nur wenig bequemer als kurze Zeit zuvor die Sklavenschiffe zwischen Afrika und Amerika. Der Umgang war allerdings etwas weniger Menschenverachtend, was teils besserem Wissen über dem Einfluss von Hygiene zuzuschreiben ist. Praktisch waren die Deportieren aber schon halbe Sklaven!
Die eintreffenden Deprotierten wurden per Quote gewissen Siedlungsbereiche zugeordnet und dort regelrecht versteigert an die dortigen Wirtschaftsbetriebe. Diese wurden entweder von freien Siedlern bewirtschaftet, oder von Deportieren, die ihre Strafe abgebüßt hatten. Bei Letzteren hatten die Sträflinge keineswegs ein leichteres Los, oft war die Sterblichkeit hier noch höher! Der Umgang im Einzelnen war natürlich unterschiedlich.
Eine wichtige Rolle hatte dabei das sogenannte New-South-Wales-Corps. Dies war eine Abteilung der britischen Armee mit Sonderrechten. Sie hatte die zivile und militärische Oberhoheit über die neuen Kolonien. Die australische Kolonie war damit eine Militärdiktatur. Ihre weitgehenden Rechte machten sie anfällig für Korruption und Ausbeutung der Sträflinge, aber natürlich auch der Aborigines! Da sie die Gefangenen den Farmen und Betrieben zuordneten, war die Wirtschaft lange von dieser Organisation völlig abhängig.
Auf Farmen etablierte sich meist eine gewisse Hackordnung unter den Gefangenen. Einfache Neulinge oder renintente Gefangene wurden teils nachts angekettet. In abgelegenen Gebieten war das oft nichtmal notwendig, da es keine Gegend gab wohin sie fliehen konnten. Über diesen Gefangenen gab es einige Aufseher, die meist selbst Sträflinge- oder entlassene Sträflinge waren. Sie kannten ihre 'Kandidaten' von der Pike auf und wussten Wiederstand zu brechen....
Lange Rede, nun zu deiner Frage:
Die Übernahme Australiens durch die Briten war schlecht eine Eroberung zu nennen. Erobern setzt organisierten Wiederstand voraus, dazu waren die Aborigines aber nicht in der Lage. Sie wurden einfach ins unwirtliche Outback abgedrängt oder im Zweifel getötet. Ein Menschenleben galt nichts, nicht einmal uter den Europäern! Die Aborigines erhielten sogar erst in den 1980er Jahren überhaupt volle Bürgerrechte!!
Ein Verhältnis zwischen britischen Strafgefangenen und den Aborigines gab es einfach nicht. Sie lebten in zwei Welten. Die Feuerwaffen der Europäer hielten die Aborigines auf Distanz, so konnten sich Deportiere und Ureinwohner nicht nahe kommen. Flüchtende Sträflinge hatten kaum die Chance Zuflucht bei den Aborigines zu finden. Aus Sicht des Flüchtlings galt es unglaubliche sprachliche und kulturelle Hürden zu überwinden. Aus Sicht der Aborigines fehlte dem Flüchtling jedes Gefühl für richtig oder falsch, gut oder böse... Selbst die Kontakte zwischen den australischen Völkern und Stämmen war bereits vor Ankunft der Weissen meist seltsam reglementiert. Man heiratete kaum zwischen den Völkern, denn sie trennte der spirituelle Verbund innerhalb der Sippe und des Stammes. Einer solchen Hochzeit gingen Verhandlungen und viele spirituelle Handlungen voraus. Wie sollte ein Weißer auch nur eine Chance haben diese Hürden zu erkennen, geschweige denn sie zu überwinden? Natürlich kam es vor, das diese Hürde überwunden wurde, doch es blieb die Ausnahme. Ein Europäer hatte ohnehin kaum die Chance im Outback alleine sein Auskommen zu finden. Zu fremdartig war Natur und Fauno und Flora. Vieles was klein ist in Australien ist giftig. Es gibt glaube ich keinen Kontinent wo der anteil an giftigen Lebewesen derart hoch ist wie dort.
So, das ist was mir noch dazu eingefallen ist. Ich habe einmal eine Reise dorthin gemacht und mich mit dem Thema befasst, sowie zwei cultural Centers der Aborigines besucht... Ihre Spiritualität in allen Handlungen des Lebens ist beeindruckend. Was greifbare Hinterlassenschaften betrifft war es leider enttäuschend. Eine Matte aus Grasfasern, eine Speerschleuder (Atlatl) aus Holz oder Knochen, oder ein Didgeridoo sind absolute Highlights. Die Vielseitigkeit mit der sie die Natur nutzten beeindruckt mehr. Interessant ist das die Didgeridoo's innen durch Termiten ausgehöhlt werden.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0c/Aboriginal_craft_made_from_weaving_grass.jpg
Beispiel von materiellen Gütern der Aborigines aus der Wikipedia.