Was qualifiziert dich eigentlich, ein derartig oberflächliches Werturteil abzugeben?
Darüber kann ich nur lachen.
Und welche angeblich konservativen Historiker und Theologen meinst du konkret?
Ich schrieb:
Dieser Datierungsrahmen hat sich deswegen eingebürgert, weil er von konservativen, d.h. christlich orientierten Theologen und Historikern festgelegt wurde mit dem Zweck, die Evangelien, die als Zeugnisse für das Wirken der Jesusfigur gelten, so nahe wie möglich an die angebliche Lebenszeit dieser Figur heranzurücken.
Wo siehst du da ein "Werturteil"? Ist "konservativ" ein Werturteil? Und welche Historiker und Theologen ich meine, die eine Frühdatierung festlegten? Beispielsweise Adolf von Harnack (1851–1930), John A. T. Robinson (1919–1983), Werner G. Kümmel (1905–1995) und Klaus Berger (*1940), allesamt Theologen und überzeugte Christen, die den Rahmen sogar noch etwas früher ansetzten als 70-110.
Der Begriff "Frühdatierung" wird in der konservativen Bibelforschung anders gebraucht als von mir. Dort steht er für eine Datierung in die 30er Jahre des 1. Jh. Eine "mittlere Datierung" ist das Jahr 60. "Spätdatierung" bedeutet eine Datierung kurz nach 70, spätestens 85. Bis ins 19. Jh. galt aufgrund der Autorität des Vatikans die Frühdatierung in die 30er, erst dann, mit Harnack u.a., etablierte sich ein späterer Rahmen. Ab wann genau der heutig geltende Rahmen 70-110 breiten Konsens genießt, weiß ich nicht, vermutlich ab der Mitte des 20. Jh.
Im Kontext der radikalkritischen Infragestellung auch dieses neueren Rahmens kann "Frühdatierung" auch auf diesen Rahmen bezogen werden im Unterschied zur (hypothetischen) radikalkritischen Spätdatierung.
Dass die von Bultmann und seinen Schülern geforderte "Entmythologisierung" des NT gerade bei konservativen Theologen aneckte, ist dir anscheinend nicht bekannt.
Damit zeigst du nur, wie sehr du meine Aussage missverstanden hast. Aber sowas bin ich hier gewöhnt, es ist schon der Normalfall. Ich schrieb, dass der Datierungsrahmen von "konservativen, d.h. christlich orientierten" Theologen (und Historikern) festgelegt wurde.
Der Ausdruck "konservativ" bezieht sich hier auf einen kirchenexternen Kriterien-Rahmen, er steht für die Bewahrung von religiösen Werten, die im Zuge der europäischen Aufklärung an Absolutheit verloren haben und nur für jene gelten, die an der christlichen Überzeugung festhalten und deren Werte, obgleich von der Aufklärung mit guten, d.h. rationalen Gründen in Frage gestellt, also bewahren (= konservieren).
Du hingegen interpretierst ihn in einem kircheninternen Kriterien-Rahmen, innerhalb dessen es konservative vs. fortschrittliche/liberale Strömungen gibt.
Auch Bultmann war ein Christ, der wegen seiner mythenkritischen Position nicht zu den "konservativen" Christen zählt, worauf du anzuspielen scheinst. Nur - inwiefern widerlegt das meine Aussage, dass der "frühe" Datierungsrahmen (im Unterschied zur radikalkritischen Position) von "konservativen, d.h. christlich orientierten" Theologen und Historikern festgelegt wurde, wenn ich unter "konservativ" in diesem Zusammenhang das Festhalten an christlichen Werten verstehe?