Die SA-Truppe war in ihrem Erscheinungsbild Jung. Die Wahlen zu den Studentenausschüssen zeigen schon früh eine starke Anfälligkeit zumindest der studentischen Jugend für die NSDAP. Die Parteimitglieder waren im Schnitt sehr viel jünger als die Mitglieder der andern Parteien. Knapp 60 Prozent der zwischen 1925 und 1930 nu in die Partei eintreten Mitglieder waren unter 30 Jahre alt, das Durchschnittsalter aller Parteimitglieder war zwischen 1925 und 1930 bei 31 Jahren. Kann man dies nun auf eine prozentuale vergleichbare junge Wählerschaft übertragen?
Dagegen spricht zunächst mal die simple Tatsache, dass im Falle einer analog zur Mitgliedschaft verlaufende Altersverteilung der NSDAP-Wähler rund zehn der damals siebzehn Millionen NSDAP-Anhänger von 1933 jünger als 30 Jahre alt gewesen wäre. Dadurch wären für die anderen Parteien, inkl. der Nichtwähler kaum noch Jungwähler übrig geblieben, da es insgesamt im Deutschen Reich damals nur rund 12,3 Millionen Wahlberechtigte in der Altersgruppe zwischen 20 und 30 Jahren gab. Selbst ein geringerer Anteil als 60 Prozent ist unwahrscheinlich, denn auch dann wäre mathematisch nur schwer möglich, die gleichzeitigen Wahlerfolge der KPD, die von ihrer Mitgliederzusammensetzung etwa gleiche Altersstrukturen hatte wie die NSDAP, zu erklären.
Im Lichte dieser Überlegungen ist eher ein Anteil junger Wähler innerhalb der nationalsozialistischen Wählerschaft zu erwarten, der beträchtlich niedriger als unter den Mitgliedern der NSDAP, SA oder SS liegt. Anders gesagt, die jüngeren Wähler dürften durchschnittlich erheblich weniger NSDAP gewählt haben, als das die Zusammensetzung der Parteimitglieder oder das äussere Erscheinungsbild des Nationalsozialismus vermuten lassen.
Es gibt keine zuverlässigen Informationen hinsichtlich der Alterszusammensetzung der NSDAP-Wähler, deshalb ist es reine Spekulation. Heinrich Zurkuhlen sagte 1932: "Im Ermanglung statistischer Tatsachen ist die oft vertretene Auffassung vom Radikalismus der Jungwähler nicht weiter als eine unbewiesene und unbeweisbare Behauptung."
Quelle: Jürgen W. Falter; Hitlers Wähler