»Hochgeehrtes Direktorium des Germanischen Nationalmuseums!
Hochansehnliche Versammlung!
Zum Jubelfeste Ihres Museums habe ich die Ehre, Ihnen im Namen der schweizerischen Hochschulen deutscher Zunge Gruß und Glückwunsch zu entbieten. Das Schweizervolk deutschen Stammes, das seine Hochschulen meist selbst gegründet hat und nach bestem Vermögen hegt und pflegt, denkt nicht immer daran, wie eng diese Anstalten mit dem geistigen Leben der gesamten deutschen Nation verknüpft sind, und wie namentlich unsere Vergangenheit eine gemeinsame ist. So kommt es uns deutschen Schweizern hier und heute an diesem Feste der deutschen Vergangenheit auch erst wieder recht zum Bewußtsein, daß wir geistig immer wieder zusammengehört haben: daß Karl der Große und die Nibelungen uns mit gehören, und daß die Vorbilder von Allerheiligen zu Schaffhausen und des Münsters zu Bern in Hiersau und in Ulm stehen oder gestanden haben. Aber andererseits empfinden wir es hier auch aufs Neue wieder, daß die bescheidenen Eigenheiten unseres schweizerischen Alpenhauses, unserer schweizerischen Schlösser und Klöster ein wichtiger und nicht wegzudenkender Teil der Kultur und Kunstgeschichte des großen deutschen Gesamtvolkes sind, trotz der Burg und dem Karthäuserkloster zu Nürnberg, trotz Wartburg und Kloster Maulbronn. Eine deutsche Provinz in geistiger Beziehung also wollen wir in der deutschen Schweiz sein und bleiben, aber allerdings mit sehr bestimmten Reservatrechten! Wir freuen uns heute — und hier in Nürnberg — daß wir deutschen Schweizer nicht wie ein Teil des niederdeutschen Stammes mit der politischen Abtrennung vom Reiche auch die sprachliche und kulturelle vollzogen haben; wir freuen uns, daß wir uns geistig hier als Deutsche unter Deutschen, als Landsleute Goethes und Schillers, Erwin von Steinbachs und Albrecht Dürers fühlen können; wir freuen uns heute und hier, nicht blos, wie Gottfried Keller, der in trüber Zeit einen stillen Ort am Rhein gefunden hat, wo er ›Schweizer darf und Deutscher sein‹, sondern wir freuen uns unter Deutschen am Feste dieser deutschen Anstalt, daß wir als deutsche Schweizer zugleich dem Geiste nach Deutsche sind und es zu bleiben hoffen!
Diese werbende Kraft, dieser stammverbrüdernde Geist lebt für uns Deutschschweizer vor allem in Nürnberg und seinem Germanischen Museum, und so rufen wir deutschschweizerischen Hochschulen denn heute aus vollem Herzen mit Ihnen:
Heil, Nürnberg, Stadt der alten Reichskleinodien, Stadt des neuen und schönsten Reichskleinods! Heil Germanisches Museum, du weit über die Grenzen des deutschen Reichs hinaus und auch für uns deutsche Schweizer auf geistigem Gebiete ›allezeit Mehrer des Reichs‹!«