So, ich kann nun endlich mehr Berichten - wenn auch vieles dabei im Dunkeln bleibt.
Mit Italien hatte diese nicht zustande gekommen Endphaseverbrechen an meinem Großvater jedenfalls nichts direkt zu tun - aber der Reihe nach.
Mein Großvater ist Jahrgang 1923 und Müllersohn. Eingesetzt war er in der "Panzergruppe Sardinien" - eine Truppe die wohl vorgesehen war das Afrikacorps zu verstärken. Er lag daher auf Sardinien - das wohl nicht umkämpft war.
Nach Afrika kam er nicht mehr, da der Krieg in Afrika bereits vorbei war. Daher wurde er in einer neuen Einheit eingesetzt die in den Abwehrkämpfen quasi als Feuerwehr diente. Die Nummer wusste mein Vater nicht mehr genau - irgendeine "leichte Panzer 9??" *** also neunhundert irgendwas. Dadurch war er bei Anzio/Salerno und auch bei MontaCassino im Kampf. Er war Panzerfunker in einem PzkW IV, müsste Ausführung A gewesen sein.
Und nun wird es kurios.
Meine Großmutter hat es geschafft, über mehrere Strohmänner und den Vorwand das der Müller, also der Vater meines Großvaters, der die Familienmühle führte, in sehr schlechter gesundheitlicher Verfassung sei. Dadurch konnte mein Großvater Sonderurlaub antreten und MonteCassino verlassen um auf der heimischen Mühle zu arbeiten.
Dort hat meine Großmutter seine Malaria-Pillen (auf Sardinien und generell in Italien gab es damals noch Malaria) unbrauchbar gemacht - und er erkrankte an der leichteren Form der Malaria.
Dadurch kam er ins Lazarett - bekam dort noch Tropengeschwüre und war somit lange außer Gefecht.
Als er wieder gesund war war MonteCassino schon gefallen, und er wurde in Deutschland eingesetzt. Am Ende war er in Berlin und hat dort als Fahrer u.a. einen brühmten Schauspieler (name vergessen - kann ich nachreichen)aus Berlin herausfahren müssen bevor der Belagerungsring sich schloss. Da nun klar war das Berlin fallen würde (also endgültig jedem klar) entschloss er sich mit 2 anderen Kameraden die ebenfalls aus unserer Gegend stammten zur Heimreise. Ob der Krieg da schon offiziell beendet war oder erst während seiner Reise mit den Kameraden (mit geklauten Fahrrädern) weiß ich nicht.
Jedenfalls fuhren sie in der Lüneburger Heide dieser weiterkämpfenden SS Einheit in die Arme, und sollten dort als Deserteure erschossen werden.
Dort sagte der bewachende Soldat meinem Großvater und seinen 2 Kameraden sie sollten ihm ordentlich eine reinhauen damit eine Flucht glaubwürdig aussieht - und ließ sie laufen.
Hört sich an wie die größte Räuberpistole, aber mein Großvater war ein bescheidener einfacher Mann und kein flunkerer. in englische Gefangenschaft ging er erst von Zuhause aus - und das auch nur kurz.
*** hab gerade mal nachgeschaut wer alles bei Anzio (Operation Shingle) dabei war.
mein Großvater muss teil dieser Einheit gewesen sein:
90. leichte Afrika-Division – Wikipedia
genauer (aus dem Lexikon der Wehrmacht)
"Die Wiederaufstellung der
Panzer-Abteilung 190 erfolgte am 12. Juli 1943 aus der am 4. Juli 1943 durch den Wehrkreis V aufgestellten
Panzer-Abteilung Sardinien. Diese wurde dabei auf 3 Kompanien verstärkt. Die Abteilung unterstand danach der
90. Panzer-Grenadier-Division und wurde in Italien eingesetzt."