Natürlich, da es doch gar nicht anders geht. Man muss doch, wenn die Ablehnung der Friedensnoten und deren Motivierung verstanden werden soll, dann muss ich doch in erster Linie den diplomatischen Schriftverkehr mit ansehen und zu diesen dann ein entsprechendes Urteil fällen. Das ist m.E. doch durchaus die übliche Vorgehensweise.
Ja, aber ich bin der Meinung, dass du das überbewertest und zu viel an Moralvorwürfen da hineingibst.
Die Entente war als Bündnisblock wesentlich heterogener und widersprüchlicher, als es die Zentralmächte waren.
Entsprechend musste das Spaltungspotential im Rahmen einer Friedenskonferenz größer sein, weil es da unweigerlich zum Schwur gekommen wäre und man einige der Verbündeten, denen man sich widersprechende Dinge in Aussicht gestellt hatte vor den Kopf stoßen musste um überhaupt eine gemeinsame Position herausarbeiten zu können.
Das vor dem Hintergrund, dass solche Verhandlungen noch immer scheiten konnten.
Insofern teile ich deine Auffassung, dass man in Großbritannien und Frankreich eine Friedenskonferenz tunlichst verhindern wollte.
Aber nicht weil man prinzipiell gegen den Frieden gewesen wäre, sondern weil eine solche Konferenz ein totsicheres Mittel gewesen wäre ihr Bündnis zu spalten ohne indes Erfolg zu garantieren und somit als Verhandlungsmodus den Ententemächten nicht passen konnte.
Das ist ein Konstruktionsfehler der Entente, der einer Verständigung strukturell entegenstand. Womit wir bei angemessener Kritik der Entente wären.
Mit diesem Problem mussten die Politiker der Entente, nachdem es einmal so war, aber umgehen.
Und die Leute, die da im Dezember 1916 aggierten waren nicht mehr unbedingt die Selben, die diese Bündnisarchitektur zu verantworten hatten.
Deswegen finde ich da moralisierende Vorwürfe unangebracht.
Und um den Bogen zum deutschen Aggieren zurück zu schlagen, Bethmann und Konsorten musste das bekannt sein.
Es musste klar sein, dass sich die Entente dagegen sträuben würde, in Verhandlungen zu gehen, die sie wahrscheinlich spalten würden, wenn nicht etwas handfestes auf dem Tisch lag.
Um so mehr hätte es eines handfesten, akzeptablen Angebots, direkt zu Beginn bedurft um den Anführern der Entente aus ihrem Dilemma zu helfen.
Auch wenn sie es in Teilen selbst verschuldet hatten.