Die Amerikaner waren auf die Massen deutscher Kriegsgefangener nicht vorbereitet; sie errichteten an Rhein und Nahe Massenlager, in denen in den ersten drei Monaten des Jahres 1945 nach amerikanischen Angaben 3053, nach deutschen Angaben 4537 Gefangene starben.
Dem stellte der kanadische Journalist James Bacque 1989 in seinem Buch "Der geplante Tod - deutsche Kriegsgefangene in amerikanischen und französischen Lagern 1945 bis 1946" die Zahl 1 Million gegenüber; er sprach von einem der dunkelsten Kapitel amerikanischer Kriegsverbrechen, für das in erster Linie der erfolgreiche Oberkommandierende der westalliierten Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg und spätere Präsident der Vereinigten Staaten, General Dwight D. Eisenhower, verantwortlich sein soll. Bacque gibt zu, daß die Aktenlage nicht so lückenlos ist, daß eine unbestreitbare Aussage möglich wäre. Wenn er die zum Teil auch nur bruchstückhaft erhaltenen Daten aus einigen Lagern zur Gesamtzahl 1 Million hochrechnet und daraus ein gigantisches Kriegsverbrechen macht, so bedient er sich einer Methode, die seriöse Historiker kaum anwenden würden. [...] Seine Behauptung, daß die Amerikaner, und hier in erster Linie Eisenhower, 1 Million deutscher Kriegsgefangener bewußt in den Tod getrieben hätten, steht unbewiesen im Raum.
Auch ist es falsch und unverantwortlich, wenn er behauptet, es habe genügend Lebensmittel gegeben und auch die Möglichkeit, diese in den Lagern zu verteilen. Tatsache ist, daß es 1945 weltweit eine Nahrungsmittelknappheit gab und daß das Transportsystem in Europa weitgehend zerstört war. Schon am 14. Februar 1945 hat Eisenhower die alliierten Regierungen darauf hingewiesen, daß er für das Kriegsende eine schwere Lebensmittelknappheit in Europa befürchte. Er befürchtete sogar eine Hungersnot - und er hatte keine Lebensmittelreserven um die Deutschen, die "Displaced Persons" und die alliierte Zivilbevölkerung zu ernähren. Er bat "dringend" um sofortige Lebensmittellieferungen aus Großbritannien, und das zu einem Zeitpunkt, als in Großbritannien Lebensmittel noch rationiert waren.
Für viele - Alte Kameraden und neue Linke - sind die absurden Hochrechnungen und Verdächtigungen des kanadischen Journalisten willkommen, sie nähren eine neue Legende.