A
amicus
Gast
In meinem Thread, „Grundlagen für Karthagos Reichtum“, ist die Frage nach den karthagischen Besitz in Spanien aufgeworfen worden.
Die Barkiden (Karthager) in Iberien
Nach Ende des Ersten Krieges mit Rom und nach erfolgreicher Niederschlagung des Söldneraufstandes und des Lybischen Krieges durch Hamilkar Barkas war die finanzielle und wirtschaftliche Lage Karthagos katastrophal. Karthago hatte erdrückende Reparationsleistungen gegenüber Rom zu leisten.
Im Zuge des Söldneraufstandes haben die Römer die Schwäche Karthagos brutal ausgenutzt und die Abtretung Sardiniens erzwungen und die Zahlung von weiteren 1200 Talenten als Reparationen für einen nicht geführten Krieg verlangt. Rom hatte die karthagischen Rüstungen für die Führung des Krieges gegen die Söldner als willkürlich gegen sich betrachtet. Damit waren die wertvollen Kolonien verloren. Selbst Polybios, ein ausgewiesener Freund Roms, verurteilte dieses Verhalten der Römer scharf.
Eine Wiederherstellung der alten Machtposition war nicht einfach zu realisieren, denn das karthagische Hinterland war nach dem Lybischen Krieg verheert. Korsika, Sardinien und Sizilien waren nun römische Kolonien.
Es bot sich eigentlich nur Iberien an. Spanien war den Karthagern gut bekannt, da man seit Jahrhunderten zu den Völkern im südlichen Spanien gute Handelsbeziehungen pflegt. Außerdem hat man dort schon früher Besitzungen gehabt.
Im Jahre 237 v.Chr, brach Hamilkar Barkas mit seiner Familie, also mit seinen Söhnen Hannibal, Hasdrubal, Mago und seiner Tochter und deren Ehemann Hasdrubal, und einem erheblichen Teil der karthagischer Streitkräfte nach Gades (heute Cadiz) auf. Südlich von Gades gab es fruchtbare Böden. Auch wurden Gold, Silber, Kupfer und Eisen gefördert.
Über Hamilkar Unternehmungen und Expedtionen ist wenig überliefert. Er versuchte zunächst die Iberer diplomatisch zu bewegen, die karthagische Vorherrschaft anzuerkennen. Wenn dies nicht funktionierte, wurde Gewalt angewendet. Dies wurde beispielsweise in der Schlacht gegen die Turdetaner (Stamm südlich von Gades) so vollzogen. Hierbei erwies sich Hamilkar als überlegener Stratege.
Hamilkar Barkas ließ aber 10.000 Gefangene nach der Niederlage der Turdetaner frei, das war selbst für antike Maßstäbe ganz außerordentlich ungewöhnlich. In anderen Fällen wurden Gefangene in die karthagische Armee eingegliedert. Hamilkar konnte so Schritt für Schritt den karthagischen Herrschaftsbereich im Süden erweitern.
Jakob Seibert kommt in seiner Hannibal Biographie zu der Schlussfolgerung, dass das iberische Unternehmen kein Ausdruck karthagischer imperialistischer Politik war. In der Geschichtswissenschaft wird durchaus darüber diskutiert, ob es um einen Eroberung- oder Rückeroberungsunternehmen gehandelt hat, denn m.W. hat Poybios die These der Rückeroberung aufgestellt. Sei es drum, es wurde jedenfalls einiges an Gewalt angewendet. Die karthagische Herrschaftspraxis in Spanien unterschied sich aber doch erheblich von der späteren römischen. Davon zeugt schon die Tatsache, das während der römischen Herrschaft Spanien nie wirklich zur Ruhe gekommen ist.
Hamilkar hielt die ganzen Jahre über engen Kontakt zur Heimatstadt Karthago. Er ließ große Mengen der Beute nach Karthago schicken. Die Gründung der Stadt Leuke Akra durch Hamilkar war die Krönung seines Schaffens. Leuke Akra war zunächst das Zentrum der Barkiden in Spaninen.
Als Hamilkar im Jahre 229v.Chr. oder 228 v.Chr. bei der Belagerung von Helike durch eine Hinterlist des Königs der Orisser fiel, ging das Kommando an seinem Schwiegersohn Hasdrubal über. Theodor Mommsen vergleicht Hamilkar mit Scharnhorst. Er schrieb:“ Großartiger als von ihm ist vielleicht niemals der großartige Kampf des Menschen gegen das Schicksal geführt worden.
Hasdrubal, der Schwiegersohn und Nachfolger Hamilkars, „musste“ natürlich mit den Orissern „abrechnen“, was ihm auch durch einen brutalen Rachefeldzug gelungen ist. Durch diese „Strafexpedition“ haben sich dann weitere iberische Stämme unterworfen. Hasdrubal schob den karthagischen Machtbereich vor allem mit diplomatischen Mitteln aber auch mit Gewalt bis nach Mittelspanien vor.
Auch die Römer kamen nach Spanien, übrigens noch zu Zeiten Hamilkars, „um nach dem Rechten zu sehen“ wie Cassius Dio (12fr 48) es auszudrücken beliebte. Sie wollten wissen, was die Karthager da so treiben. Die Römer sollen angeblich gemäß Cassius Dio zunächst davon überzeugt worden sein, dass das Gold, Silber etc. in erster Linie dazu diene, um die karthagischen Reparationsleistungen für die Römer aufzuwenden.
Hasdrubal hatte dann die Stadt Carthgo Nova (heute Cartagena), zu deutsch Neu-Karthago, gegründet. Carthago Nova wurde schnell zu einer blühenden, reichen Stad und fortan die Hauptstadt der Karthager in Spanien. Der Grund für die Verlegung des karthagischen Zentrums dürfte die vorzügliche Lage Carthagos Novas gewesen sein. Die Iberer haben etwas später Hasdrubal sogar zum Oberbefehlshaber ernannt. das war schon ein ungewöhnlicher Vorgang.
Im Jahre 226 v.Chr. wurden die Römer dann nervöser und es kam es dann zu dem berühmten Ebrovertrag, dessen Inhalt an dieser Stelle nicht erörtert werden soll.
Im Jahre 221 v.Chr wurde Hasdrubal von einem seiner Sklaven ermordet. Nachfolger von Hasdrubal wurde Hannibal, Sohn von Hamilkar Barkas.
Für Ergänzungen oder Korrekturen bin ich dankbar.
Quellen:
Die Barkiden (Karthager) in Iberien
Nach Ende des Ersten Krieges mit Rom und nach erfolgreicher Niederschlagung des Söldneraufstandes und des Lybischen Krieges durch Hamilkar Barkas war die finanzielle und wirtschaftliche Lage Karthagos katastrophal. Karthago hatte erdrückende Reparationsleistungen gegenüber Rom zu leisten.
Im Zuge des Söldneraufstandes haben die Römer die Schwäche Karthagos brutal ausgenutzt und die Abtretung Sardiniens erzwungen und die Zahlung von weiteren 1200 Talenten als Reparationen für einen nicht geführten Krieg verlangt. Rom hatte die karthagischen Rüstungen für die Führung des Krieges gegen die Söldner als willkürlich gegen sich betrachtet. Damit waren die wertvollen Kolonien verloren. Selbst Polybios, ein ausgewiesener Freund Roms, verurteilte dieses Verhalten der Römer scharf.
Eine Wiederherstellung der alten Machtposition war nicht einfach zu realisieren, denn das karthagische Hinterland war nach dem Lybischen Krieg verheert. Korsika, Sardinien und Sizilien waren nun römische Kolonien.
Es bot sich eigentlich nur Iberien an. Spanien war den Karthagern gut bekannt, da man seit Jahrhunderten zu den Völkern im südlichen Spanien gute Handelsbeziehungen pflegt. Außerdem hat man dort schon früher Besitzungen gehabt.
Im Jahre 237 v.Chr, brach Hamilkar Barkas mit seiner Familie, also mit seinen Söhnen Hannibal, Hasdrubal, Mago und seiner Tochter und deren Ehemann Hasdrubal, und einem erheblichen Teil der karthagischer Streitkräfte nach Gades (heute Cadiz) auf. Südlich von Gades gab es fruchtbare Böden. Auch wurden Gold, Silber, Kupfer und Eisen gefördert.
Über Hamilkar Unternehmungen und Expedtionen ist wenig überliefert. Er versuchte zunächst die Iberer diplomatisch zu bewegen, die karthagische Vorherrschaft anzuerkennen. Wenn dies nicht funktionierte, wurde Gewalt angewendet. Dies wurde beispielsweise in der Schlacht gegen die Turdetaner (Stamm südlich von Gades) so vollzogen. Hierbei erwies sich Hamilkar als überlegener Stratege.
Hamilkar Barkas ließ aber 10.000 Gefangene nach der Niederlage der Turdetaner frei, das war selbst für antike Maßstäbe ganz außerordentlich ungewöhnlich. In anderen Fällen wurden Gefangene in die karthagische Armee eingegliedert. Hamilkar konnte so Schritt für Schritt den karthagischen Herrschaftsbereich im Süden erweitern.
Jakob Seibert kommt in seiner Hannibal Biographie zu der Schlussfolgerung, dass das iberische Unternehmen kein Ausdruck karthagischer imperialistischer Politik war. In der Geschichtswissenschaft wird durchaus darüber diskutiert, ob es um einen Eroberung- oder Rückeroberungsunternehmen gehandelt hat, denn m.W. hat Poybios die These der Rückeroberung aufgestellt. Sei es drum, es wurde jedenfalls einiges an Gewalt angewendet. Die karthagische Herrschaftspraxis in Spanien unterschied sich aber doch erheblich von der späteren römischen. Davon zeugt schon die Tatsache, das während der römischen Herrschaft Spanien nie wirklich zur Ruhe gekommen ist.
Hamilkar hielt die ganzen Jahre über engen Kontakt zur Heimatstadt Karthago. Er ließ große Mengen der Beute nach Karthago schicken. Die Gründung der Stadt Leuke Akra durch Hamilkar war die Krönung seines Schaffens. Leuke Akra war zunächst das Zentrum der Barkiden in Spaninen.
Als Hamilkar im Jahre 229v.Chr. oder 228 v.Chr. bei der Belagerung von Helike durch eine Hinterlist des Königs der Orisser fiel, ging das Kommando an seinem Schwiegersohn Hasdrubal über. Theodor Mommsen vergleicht Hamilkar mit Scharnhorst. Er schrieb:“ Großartiger als von ihm ist vielleicht niemals der großartige Kampf des Menschen gegen das Schicksal geführt worden.
Hasdrubal, der Schwiegersohn und Nachfolger Hamilkars, „musste“ natürlich mit den Orissern „abrechnen“, was ihm auch durch einen brutalen Rachefeldzug gelungen ist. Durch diese „Strafexpedition“ haben sich dann weitere iberische Stämme unterworfen. Hasdrubal schob den karthagischen Machtbereich vor allem mit diplomatischen Mitteln aber auch mit Gewalt bis nach Mittelspanien vor.
Auch die Römer kamen nach Spanien, übrigens noch zu Zeiten Hamilkars, „um nach dem Rechten zu sehen“ wie Cassius Dio (12fr 48) es auszudrücken beliebte. Sie wollten wissen, was die Karthager da so treiben. Die Römer sollen angeblich gemäß Cassius Dio zunächst davon überzeugt worden sein, dass das Gold, Silber etc. in erster Linie dazu diene, um die karthagischen Reparationsleistungen für die Römer aufzuwenden.
Hasdrubal hatte dann die Stadt Carthgo Nova (heute Cartagena), zu deutsch Neu-Karthago, gegründet. Carthago Nova wurde schnell zu einer blühenden, reichen Stad und fortan die Hauptstadt der Karthager in Spanien. Der Grund für die Verlegung des karthagischen Zentrums dürfte die vorzügliche Lage Carthagos Novas gewesen sein. Die Iberer haben etwas später Hasdrubal sogar zum Oberbefehlshaber ernannt. das war schon ein ungewöhnlicher Vorgang.
Im Jahre 226 v.Chr. wurden die Römer dann nervöser und es kam es dann zu dem berühmten Ebrovertrag, dessen Inhalt an dieser Stelle nicht erörtert werden soll.
Im Jahre 221 v.Chr wurde Hasdrubal von einem seiner Sklaven ermordet. Nachfolger von Hasdrubal wurde Hannibal, Sohn von Hamilkar Barkas.
Für Ergänzungen oder Korrekturen bin ich dankbar.
Quellen:
- Rom und Karthago, Darmstadt 2005
- Der Aufstieg Roms, Regensburg 1997
- Propyläen Weltgeschichte Band 4, Frankfurt 1963
- Hannibal, Darmstadt 1993
- Hannibal, Darmstadt 2003
- Hannibal, Stuttgart 2004