Letzlich ist es Spekulation, ob ein friedliches und demokratisches Polen nicht überfallen worden wäre oder ob es in der deutschen Bevölkerung und der Wehrmacht mehr Gegenwehr gegen den Angriff gegeben hätte.
Nein, es ist keine Spekulation. Die Gesellschaftsform Polens hat in der Entscheidung Hitlers zum Angriff auf Polen aus dem März 1939 absolut keine Rolle gespielt. Hitler hätte Polen in jedem Fall überfallen.
Polens außenpolitische Doktrin ging von der "Aquidistanz" zu Berlin und Moskau aus und konnte aus grundsätzlichen Überlegungen dem Angebot und später der ultimativen Forderung Hitlers, sich dem 3. Reich zu unterwerfen, nicht beugen.
Zumal die polnische Außenpolitik von dem Dogma ausging, dass es aufgrund der ideologischen Gegensätze zwischen dem nationalsozialistischen 3. Reich und der bolschewistischen UdSSR zu keiner Übereinkunft kommen könnte.
Im Gegensatz zu der obigen Darstellung waren in Polen durchaus unterschiedliche politische Kräfte, von links bis rechts, vorhanden und einen Einfluß nahmen auf bestimmte Entscheidungen. So beispielsweise in der einhelligen Ablehnung eines militärischen Bündnisses mit der SU inklusive Durchmarschrechte als Konsequenz der Gespräche der Westalliierten mit der SU.
Mit der Annahme der britischen Garantieerklärung durch Polen war die eigentlich qualitative Veränderung in den Beziehung zwischen dem 3. Reich und Polen eingetreten und nicht wie oben von "Vitruv" behauptet mit der Teilmobilmachung. Eine Veränderung, die dadurch zustande kam, dass Chamberlain sich veranlasst sah, die politischen Kosten eventueller Offensivaktionen Hitlers durch die Garantie für Polen zu erhöhen.
Wohlwissend, dass es sich im wesentlichen um eine politische Geste, ein Pokerspiel, handelte, der keine militärischen Handlungen folgen konnten.
In der Konsequenz aus der Annahm der Garantie war für Hitler mehr als durch die Ablehnung seiner Vorschläge (Beitritt Anti-Komintern etc.) ersichtlich, dass Polen die Rolle eines Schildes im Osten gegenüber der SU nicht spielen würde und ihm den Rücken bei einem Konflikt mit den Westmächten freihalten.
Polen war eben nicht der Juniorpartner, sondern sie haben in einem begrenzten Umfang eigene, sicherlich auch revisionistische Ziele, verfolgt. Aber immer in deutlicher Abgrenzung zum 3. Reich, weil s.o. "die Doktrin der "Äquidistanz" die Außenpolitik Polens gesteuert hat.
Somit wurde Polen, quasi über Nacht, von einem potentiellen, taktischen!!!, zeitlich begrenzten potentiellen Bündnispartner zu einem Sicherheitsrisiko, das ausgeschaltet werden mußte.
Und belegt, wenn man es auf den Politiker Hitler projiziert, in welch hohem Maße Hitler in der Lage war weitreichende weltanschauliche Planungen, kurzfristigen strategischen Überlegungen zu unterwerfen.
Diese Veränderung führte zu einer Eskalation der Situation und hat die Kriegsvorbereitungen der WM vom potentiellen Krieg im Westen zu einem Krieg im Osten gegen Polen umdirigiert.
Da haben die Maßnahmen Polens im Bereich der Teilmobilisierung einzelner Divisionen überhaupt keine Rolle gespielt und insofern ist diese ursprüngliche Steinbach-These wohl eher politisch motiviert oder in völliger Unkenntis formuliert worden.