Also war es ein voller Sieg für die Hethiter und es sieht nur nach Patt aus, da die Hethiter die Klugheit besassen die Folgen ihres Handeln zu sehen.
Da stellt sich die Frage, ob es wirklich "Klugheit" war, also die Hethiter die Schlacht bewusst abgebrochen haben, um die von Dir erwähnten Folgen herbeizuführen bzw. die von mir angedeuteten möglichen Folgen zu vermeiden, oder ob sie einfach mit der momentanen Situation überfordert waren. Immerhin befreite die ägyptische Elitetruppe den Pharao gewaltsam, indem sie den hethitischen Kessel sprengte. Das sieht nicht so aus, als hätten die Hethiter gewollt, dass Ramses entkommt. Nachdem aber die Einkesselung gescheitert war, was sollten die Hethiter da noch machen? Die beiden anderen ägyptischen Divisionen waren im Anmarsch, die Hethiter konnten also, wenn sie die Schlacht fortsetzen wollten, nicht noch einmal auf einen Erfolg durch einen Überraschungsangriff auf einen Truppenteil hoffen, sondern hätten es auf eine große Schlacht "alle gegen alle" ankommen lassen müssen. Dazu kommt noch, dass die Hethiter, wenn sie die Schlacht fortsetzen wollen hätten, erstmal mit dem ganzen Heer den Orontes hätten überqueren müssen, und Flussüberquerungen, wenn der Feind in der Nähe ist (und die Ägypter wussten ja jetzt, dass die Hethiter in der Nähe standen, sodass diese nicht mehr unbemerkt hätten übersetzen können), sind immer eine hochriskante Sache, da dabei das Heer notwendigerweise vorübergehend geteilt wird. Den Hethitern hätte also leicht dasselbe passieren können wie vorher den Ägyptern, nämlich dass ein Truppenteil eingekesselt wird.
Der Hethiterkönig entschied sich also vermutlich eher, kein Risiko mehr einzugehen.
Hier könnte man ketzerisch fragen, ob Alexanders Sieg in Issos kein ganz großer Erfolg war, da Dareios III. nun einmal entkam?
Die Perser waren nicht eingekesselt. Darauf war die Schlacht auch nicht angelegt, das konnte sie bei den gegebenen örtlichen Verhältnissen auch gar nicht sein. Es macht einen Unterschied, ob man ein Heer und einen Anführer bereits so gut wie in der Gewalt hat, dann aber doch noch die Befreiung glückt, oder ob das eben nicht der Fall ist. Dareios zog sich einfach zurück, noch ehe die Schlacht zu Ende war.
Als Vergleich könnte man eher Cannae heranziehen: Wäre die Schlacht ein "ganz großer Erfolg" für Hannibal gewesen, wenn die Römer den karthagischen Kessel durchbrochen und sich - zwar unter Verlusten, aber mit doch noch kampffähigem Heer - zurückgezogen hätten?
Dass Ramses mittels eines Propagandareliefs einen großartigen Sieg feiert, sagt nicht über die tatsächliche Stimmung im Land aus, über welche wir natürlich keine Informationen haben.
Da sowohl die vier Divisionen als auch das Streitwagenkorps aus kasernierten Berufssoldaten bestanden, ist die Frage, wie viel die Zivilbevölkerung überhaupt vom wahren Kriegsverlauf erfuhr. Einen regen Briefaustausch zwischen Soldaten und ihren Angehörigen wird es eher nicht gegeben haben. Inwieweit es Heimaturlaube gab, weiß ich nicht.