Hm, das setzt voraus, dass man entweder eine sehr HRR-zentrierte Sichtweise hat, oder dass man "schlimm" gleichsetzt mit "schlimm für das HRR".
Bevor dieses Thema völlig in der Versenkung verschwindet (was es ja eigentlich nicht verdient hat), möchte ich den o.g. Gedanken/Ansatz der Moderatorin noch einmal aufgreifen.
Unter der Perspektive "schlimm für das HHR", also final betrachtet, müssten daher vorrangig solche Kandidaten genannt werden, die gerade durch ihr politisches Verhalten das HRR in Bestand und Funktionsweise beeinträchtigt oder gar geschädigt haben.
"Final" müsste dann eigentlich der letzte Kaiser Franz-Zwo an erster Stelle genannt werden (weil, wer hat sich hingestellt und feierlich verkünden lassen, das Band sei als gelöst anzusehen, Amt u. Würde seien erloschen... ?).
Also bei Anwendung "moderner" Begrifflichkeiten, wie Zurechnung o. schuldhaftes Verhalten, wäre er vorne dabei.
Allerdings wäre diese Form der Schuldzuweisung nicht nur zu einfach und ungenau, sondern würde auch einige "Mittäter" für diese Entwicklung außer Acht lassen.
Daher würde ich als ersten (römisch-)deutschen König/Kaiser, der in die Entwicklungskette bis zum 06.08.1806 aufzunehmen wäre, bereits Karl V. nennen.
In der "Multi-Kulti-Gesellschaft" des HRR kann man es ja vielleicht noch tolerieren, dass der neue Herrscher bei seiner Wahl (angeblich) keinen Brocken deutsch (also in der damaligen "Version") kann.
Aber viel entscheidender war, dass seine "Vernetzung" in die spanische Weltpolitik sicherlich nicht immer den eigentlichen Interessen des HRR gedient hat (warum war er wohl der erste König, der eine umfangreiche Kapitulation vor seiner Wahl abgeben musste - den Kurfürsten schwante da schon was).
Aufgrund seiner Machtfülle musste daher jeder Fehler besonders schwer wiegen. Das einzig Positive an der "Südeuropa-Politik" Karls V. war doch, dass er ca. 10 Jahre überhaupt nicht in deutschen Landen weilte; weil (jetzt bewusst ketzerisch gefragt), was hat Karl V. für den deutschen Teil des HRR getan ?
Also im Sinne von nachhaltig-positiv wird es eng...
Die negative Seite der Liste füllt sich da wohl schon schneller.
Hauptkritik meinerseits die reaktionäre Haltung im Konfessionskonflikt, die letztlich (zumindest einen Teil) seine Nachfolger zur erzkatholischen Politik der sog. "Gegenreformation" ermutigte, deren Folgen hinlänglich bekannt sind.
Die besagten Erz-Katholen, die bereits in vorherigen Antworten genannt sind, stehen daher gleich an zweiter Stelle auf der Liste.
Das bewusste Schüren von Aggressionen bei der eigenen Bevölkerung und eine gleichsam planmäßige Politik, die auf einen Bürgerkrieg zusteuerte, sind bei Anwendung der o.g. "finalen" Deutung von "schlimm" definitiv schlimm "für" das HRR gewesen.
Daher sind eine ganze Reihe von Habsburgern im Zeitraum 1519 - 1648 schlimm fürs HRR gewesen.
Spätere Kandidaten, die hier ja teils bemitleidet werden, waren rein politisch betrachtet im Prinzip nur bessere Grüß-Onkel.
Mal von den "Boehsen Onkelz"
abgesehen, waren diese Onkel dann nicht mehr wirklich schlimm.
Hoffe, die kleine Wortspielerei wird nicht zu sehr überinterpretiert.
Ansonsten noch einen schönen Rest-Sonntag, Götz zum Gruß.