Die Mehrheit der jüdischen Einwanderer stammte jedoch aus Nordafrika und dem Nahen Osten hatte.
Hier ist dir irgendetwas durcheinander gegangen oder abhanden gekommen.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die jüdische Bevölkerung aus praktisch allen arabischen Staaten vertrieben. Arabische Juden bilden heute die größte Gruppe unter den Israelis.
Der größte Teil der jüdischen Einwanderung nach Israel fand ohne direkten Zusammenhang zur Shoa statt. Sie kann daher nicht die Grundlage einer glaubwürdigen Rechtfertigung sein.
Ich sehe hier schon eine Folge: Ohne Verfolgung wäre die Alija wohl ein kleines Rinnsal einer kleinen sozialistisch orientierten sektiererischen Gruppierung geblieben. In Zeugnissen europäischer Juden aus den 20er Jahren kommen die Auswanderer nach Palästina eher als schwärmerische, sozialistisch orientierte Romantiker daher, denn als Massenbewegung, das ändert sich eigentlich erst im Laufe des Nationalsozialismus, wo zunächst aus Dtld. später aus anderen Gebieten die Menschen fliehen (und die ersten Ziele sind zunächst einmal die Niederlande (prominentes Bsp. Fam. Frank), Frankreich (beispielsweise Walter Benjamin) und die anderen Nachbarstaaten, sowie England und die USA. Auch damals noch, vor dem Krieg, denken die wenigsten daran, nach Palästina zu gehen. Zumal es ja auch eine restriktive Einwanderungspolitik der Engländer als Schutzmacht Palästinas gab und es 1929 zu ersten heftigen antizionistischen Ausschreitungen in Palästina gekommen war. Mit dem Krieg und der Erfahrung der Kollaboration in den besetzten Gebieten (mit Ausnahme Dänemarks), wird einer größeren Gruppe von Juden bewusst, dass der Antisemitismus in den Staaten rund um Dtld. allenfalls durch die Demokratie gezähmt aber nicht ausgelöscht war. Dass es eben nicht nur die deutsche Behörden und Uniformträger waren, sondern auch die der besetzten Staaten, welche allzu leicht mithalfen, die Deportationen zu organisieren, diese Erfahrung ist es, die in der jüdischen Community Europas ein Umdenken bzgl. der Alija veranlasst. Nun strömen mehr Juden nach Palästina, die Konflikte zwischen Juden und Arabern sowie beiden Gruppen und der Schutzmacht weiten sich aus. 1948 gründen dann die Juden ihren Staat Israel und die arabischen Nachbarn überfallen das frisch gegründete Land, dass sich aber befreien kann.
Jetzt kommt es zu Vertreibungen und ethnischen Säuberungen (Deir Yassin), als Folge dieses Krieges werden die Juden aus den arabisch-islamischen Gebieten (mit Ausnahme der Türkei) vertrieben.
In Israel war es lange so, dass es verschiedene sehr ambivalente Gruppen mit unterschiedlichem Ansehen gab.
Da waren zunächst einmal die europäischen Juden, die z.T. beriets vor der Shoa gekommen waren, z.T. auch erst als Überlebende danach und die meist europäischstämmigen amerikanischen Juden. Diese kann man wohl zunächst als Elite des israelischen Staats bezeichnen, wobei sie sich auch differenzierte: Wer nicht bereits früher nach Israel kam oder Veteran der Aufstände gegen die Deutschen war, also ein "normaler" Holocaustüberlebender, war auch in Israel nicht immer besonders beliebt. Das waren die Leute, die kein Bsp. für die Wehrhaftigkeit des jungen Staates waren. Das beobachtete Ralph Giordano noch um 1990 (
Israel! Um Himmels Willen! Israel!).
Nach diesen häufig sozialistisch orientierten europäischen Juden kamen die meist eher konservativ geprägten arabischen Juden aus den Ländern von Marokko bis zum Iraq bzw. persischen Juden. Ihre Partei war die Likud.
Diese waren zwar Juden, wurden aber eher als Juden zweiter Klasse betrachtet. Interessanterweise unterscheidet sich wohl das Ivrit der europäischen und der arabischen Juden wohl bis heute in der Aussprache und das, obwohl die Sprache ja eigentlich tot war und künstlich wiederbelebt wurde (manche sprechen gar vom Neuhebräischen als einer einer Hybridsprache) und sehr im Fluss ist. Neuhebräisch ist also sehr dynamisch, was wohl auch daran liegt, dass die wenigsten Neuzuwanderer Hebräisch als Alltagssprache gelernt haben. Gewissermaßen kann man Ivrit als Kreolsprache bezeichnen.
Nach dem Ende des Kalten Krieges kam es zu einer großen Zuwanderung meist religiöser Juden aus den Gebieten der ehem. Sowjetunion. Diese stärkten die konservative, bisher hauptsächlich durch die arabischen Juden vertretene Seite, insbesondere auch den Likud. Vor 1990 war Mapai/Avoda die Partei, welche die meistenn Regierungen stellte. Seit der Einwanderung osteuropäischer Juden nach Israel hat sich das Kräftverhältnis deutlich zu Gunsten Likuds und der anderen konservativen Parteien verschoben.
Das aber hieße dann, dass ein Großteil der aus der arabisch-islamischen Welt stammenden jüdischen Einwanderer - wenn deine Äußerung, dass sie die größte Einwanderungsgruppe darstellten - in den Wahlergebnissen nicht repräsentiert wurde, da ihre Klientelpartei eben Likud und nicht Mapai war.
Als weitere größere Gruppe kommen die Araber mit israelischer Staatsbürgerschaft, die zu trennen sind von den Palästinensern als Arabern ohne israleische Staatsbürgerschaft.
In beiden Gruppen gibt es Christen und Muslime, das Gefüge ist sehr komplex, auch was das Zwischen-den-Stühlen-sitzen einzelner Untergruppen ausmacht oder auch die Loyalität zum Staat Isarel. Hinzu kommen weitere Minderheiten, wie etwa die Beduinen des Negev, die meist christlichen Armenier oder einige meist muslimische Türken und andere Überreste aus dem osmanischen Vielvölkerstaat (etwa Tscherkessen).