Durch den "Moral"-Begriff ist die eigentliche Fragestellung ein wenig untergegangen.
Deinem Dozenten ging es, vermutlich, eher um die Intention von Lepsius, deswegen der Verweis auf den Kontext des Buches (Jahr 1973), einen demokratietheoretischen Gegenentwurf zum Demokratieverständnis eines Marx zu formulieren.
Demokratietheorie ? Wikipedia
Im Gegensatz zu Marx, der das Proletariat zum einzigen relevanten gesellschaftlichen bzw. politischen Subjekt (ver-)erklärt hatte und nur ihm eine legitime politische Machtausübung zusprach, verwies Lepsius, als Soziologie, zu Recht auf die faktisch wesentlich komplizierte Schichtung der deutschen Gesellschaft hin und der Notwendigkeit eines differenzierten Demokratiemodells für Deutschland, um eine angemessene politische Repräsentanz aller gesellschaftlicher Gruppen zu erzielen.
M. Rainer Lepsius ? Wikipedia
Vor diesem Hintergrund einzelner sozialer Milieus, die durch spezifische kulturelle Traditionen geprägt waren (und in diesem Kontext benutzt Lepsius den Moralbegriff ansatzweise als Synonym für Kultur) vertritt er einen pluralistischen Demokratiebegriff in deutlichem Gegensatz zu Marx. Relevant ist in diesem Zusammenhang immernoch die bereits eingeführte "Cleavage-Theorie" zur Erklärung der politischen Gegensätze der unterschiedlichen sozialen Milieus.
Soziales Milieu ? Wikipedia
Dieser pluralistische Demokratiebegriff wurde wesentlich durch Ernst Fraenkel mit definiert und ausgearbeitet.
Ernst Fraenkel (Politikwissenschaftler) ? Wikipedia
http://www.tu-braunschweig.de/Medien-DB/isw/theorie-ncb-fraenkel.pdf
Und geht im Kern von dem Gedanken aus, dass alle !!! gesellschaftlichen Gruppen eine politische Repräsentanz finden müssen, um zu einem sinnvollen Ausgleich von Interessengegensätzen zu kommen und um die Diktatur einer Schicht bzw. Klasse, die Diktatur des Proletaritats, zu vermeiden.
Eine Untersuchung der Fragestellung: "Bonn ist nicht Weimar" wäre aus meiner Sicht interessant, sofern man die Übereinstimmung der kulturellen Werte der einzelnen Milieus mit den demokratischen Werten untersucht.
Oder anders ausgedrückt, in welchem Umfang billigten einzelnen soziale Milieus den beiden Demokratien eine Legitimation zu. Wer unterstützt sie und wer bekämpfte die Demokratien. Kann man unter dieser Perspektive eine Konstanz erkennen oder aber auch Brüche?
Ein sicherlich sehr interessantes Milieu ist das "rheinisch-katholische Milieu" und seine Repräsentanz in den jeweiligen Parteien (Zentrum bzw. CDU).
http://de.wikipedia.org/wiki/Katholisches_Milieu