Zum Stammesgebiet der Cherusker: nach den Quellen ist das "ethno-gentile" Zentrum der Cherusker im Weserbergland und Leinetal zu finden, dies ist jedoch nicht deckungsgleich mit dem politischen Einfluss - und Machtgebiet - Hermundure, du schreibst Bsp. vom Bevölkerungswechsel in B1a im Eichsfeld und thüringischen Becken d.h. eine auch im archäologischen Fundmaterial nachweisbaren Wechsel vom rheinwesergermanischen Keramik, Begräbnissitten (
http://www.vfgarch.uni-bonn.de/vfg/mitarbeiter/wissenschaftler-2/veroeffentlichungen/bemmann_elbe) - ich würde diesen Umbruch jedoch mit dem Sieg der Arminiuskoalition gegen Marbod 17 AD in Verbindung bringen. Einen direkten Zusammenhang mit den römischen Feldzügen 9 - 16 AD sehe ich nicht - falls sich das Einflussgebiet des "arminischen Reiches" Richtung Elbe ausgeweitet hat, dann weit über das ursprünglichere gentile Zentrum hinaus.
Peter Kehne gibt für das Stammesgebiet der Cherusker zu unserem relevanten Zeitraum folgende Grenzen an:Nördlich bis zur Aller-Weserlinie, östlich bis zur Oker und Harz (der unbewohnt blieb), südlich bis zur Leine, nicht bis zur Werra, und westlich im Weserbergland auch links der Weser (Terra Inkognita? „Zur Lokalisierung, Organisation und Geschichte des Cheruskerstammes“, Tagungsband, 2001). Kurz noch zur Keramik: Kehne sieht eine Zuordnung zu einzelnen Stämmen
innerhalb des rheinwesergermanischen Formenkreises kritisch, eine ältere Zuordnung der Cherusker zu einer südhannoveranischen Gruppe ist inzwischen umstritten.
Zu den antiken Quellen: in meiner Übersetzung von Strabon steht " wie den Cheruskern und ihren Vasallen, bei denen drei römische Legionen mit ihrem Anführer Quintilius Varus von einem Hinterhalt aus vernichtet wurden" - dies lässt, wenn hier die Brukterer, Marser, Chatten gemeint sind, als in der Koalition unter dem Oberbefehl des Heerkönigs Arminius stehende Gefolgschaften, einen großen Spielraum, wo die Varusniederlage stattfand.
Zu Tacitus, Annalen, fällt mir noch auf, dass Germanicus als er von der Belagerung des Segestes hört, nach dem Chattenfeldzug umschwenkt (hinschwenkt), auch dort ist nicht von einer Überquerung der Weser die Rede, um Segestes, immerhin ein Prinzeps der Cherusker aus der Belagerung zu entsetzen - deswegen lokale Vermutungen über seinen Sitz westlich der Weser, wie Eresburg, Desenberg bei Warburg und andere...
Bei Cassius Dio findet sich auch eine Stelle zum Drususfeldzug 11 BC, dass sich die Cherusker auf das östliche Ufer der Weser zurückgezogen hätten - auch hier ein Indiz, dass das Stammesgebiet auch links der Weser war.