Nur kurz vorab dazu:
Das sehe ich ganz anders, und habe es oben auf die Faktorbeschaffung bezogen. Diese hat nichts mit marktlichen Gegebenheiten zu tun (um das Schlagwort "kapitalistisch" aus der Politischen Ökonomie zu vermeiden).
Du hast recht, wenn Du diese Art der "Faktorbeschaffung" und des Faktoreinsatzes (ein mglw. zynisch wirkender Ausdruck in diesem Zusammenhang, aber ich verwende ihn weiter, um präzise zu bleiben) unter (kurzfristigen) Gewinnkalkülen betrachtest. Diese Verwendung von Gewinnkalkülen ist allerdings systematisch überhaupt nicht mehr trennscharf, sondern könnte auch sozialistischen Modellen etc. zugeordnet werden.
Oder anders: nicht jedes Gewinnkalkül führt zwingend zu dem Schluss, dass es innerhalb marktlicher Systeme betrieben wird.
@silesia
Die Kategorie "marktlich" ist schon ganz o.k., da wir ansonsten tatsächlich nationalökonömische bzw. PÖ Kategorien verwenden müßten.
Ich glaube, wenn wir die Diskussion weiterführen, was ich sehr gerne tuen würde, daß wir uns nicht gegenseitig versichern müssen, daß wir uns der Staatskriminalität des "SS-Wirtschaftsimperiums" gewiss sind.
Dein Argument "Gewinnkalkül" trifft es ganz gut. Nein, und da würde ich zustimmen wollen, das KZ-System wurde nicht unter dem Gesichtspunkt eines Gewinnkalküles errichtet. Sondern es war integraler Bestandteil eines staatsterroristischen Systems und das blieb es primär bis zum Ende.
Aber, die "Faktorenbeschaffung" via WVHA verlief einfacher, insbesondere bei dem Faktor "Arbeit". Insonderheit wenn politische und ökonomische Zielsetzung faktisch deckungsgleich waren; "Vernichtung durch Arbeit".
Das in einer Kriegszwangswirtschaft Marktmechanismen von obereigentumsinteressen des Staates "überdeckt" werden können ist m.E. klar und empirisch nachweisbar.
Eine quasi privatwirtschaftliche Gewinnerzielungsabsicht bei der Entstehung des "SS-Wirtschaftsimperiums" wird mit Sicherheit empirisch nicht nachweisbar sein. Wohl aber die Integration dieses Imperiums ins die Kriegszwangswirtschaft spätestens ab 1942.
Überträgst Du nun das privatwirtschaftliche Gewinnkalkül auf das staatswirtschftliche bzw. parteiwirtschaftliche Sondervermögen des "SS-Wirtschaftsimperiums" tritt eindeutig Gewinnkalkül zu Tage.
Aus Kapitalverwertungssicht, was war effektiver? Die Beschäftigung von deutschen Arbeitnehmern, die Beschäftigung von Kriegsgefangenen (auch noch ein juristisches Problem und die WM-Führung hatte Einfluss), die Beschäftigung von Zwangsarbeitern oder die Beschäftigung von KZ-Häftlingen, die sowieso aus übergeordneten politischen Gründen inhaftiert waren? Das hatten Himmler und Pohl schon richtig erkannt und stießen da auch innerhalb der SS-Führung auf Unverständnis (WVHA <=> Inspektion der K.L.). Spätestens ab 1942 war das Gewinnkalkül da, wenn auch staatswirtschaftlich geprägt; hier hat Du recht mit Deinem Verweis auf das G.U.L.A.G.-System.
M.