Wollte MacArthur den Krieg auf die Volksrepublik und gar die Sowjetunion ausweiten?
DMA war der Auffassung, dass sich das Schicksal der freien Welt in Asien entscheiden würde und nicht in Europa. Infolgedessen war er bereit, zur Befreiung Koreas auch gegen die VRC vorzugehen. Da die VRC damals mit der SU verbündet war, hätte diese Eskalation zum Krieg mit der SU geführt.
Truman, die JCS und die Europäer befürchteten, dass genau dies die Absicht der SU war. Die Amerikaner sollten in einen Konflikt mit der VRC verwickelt werden, immer mehr Truppen nach Korea entsenden und hierdurch letztlich Europas Schutz reduzieren. Man witterte eine Falle Stalins.
Hat MacArthur wirklich Kernwaffenangriffe gefordert?
Mal forderte er, dass die Grenzregion der VRC radioaktiv verseucht wird, mal die Bombardierung von Städten der VRC. Als die Stabschefs abwinkten, behauptete er die Armee sei sonst in Gefahr, was nicht stimmte und in Washington auch als unwahr erkannt wurde. Denn andere Militärs berichteten anderes und im März 1951 wurde sogar Seoul wieder zurückerobert.
Fairerweise muss man hier berücksichtigen, dass die USA über Kernwaffen verfügten und deshalb ihre Entscheidungsträger auch über deren Einsatz bzw. über den Aufbau einer glaubwürdigen Drohung mit einem Einsatz nachdachten. Als Insider war DMA an solchen Planungen beteiligt. Aus der Sicht der Truman-Administration sprachen gegen einen Einsatz von Kernwaffen vor allem zwei Gründe: die Gefahr der Ausweitung des Krieges und der Ansehensverlust, den die USA in Asien erleiden würden, wenn dort nochmals Kernwaffen eingesetzt würden. Unter Eisenhower versuchte man mit einer Art "madman"-Theorie, zu der auch der Einsatz von Atomwaffen gehörte, die Wiederaufnahme der Waffenstillstandsverhandlungen und deren erfolgreichen Abschluss zu erzwingen. Ob das ernst gemeint war oder nur eine (glaubwürdige) Drohung sein sollte, blieb glücklicherweise unklar. Am 05.03.1953 verstarb mit Stalin derjenige, der sich stets gegen einen Friedensschluss ausgesprochen hatte.
Wollte er mit Hilfe der Republikanern(Der damaligen Opposition) seine Ziele durchsetzen und so Truman entmachten?
DMA betrieb Insubordination. Er interpretierte Befehle des Präsidenten und der Stabschefs zu sehr in seinem Sinne oder ignorierte diese einfach oder er schickte falsche Berichte nach Washington, um die dortigen Entscheidungsprozesse in seinem Sinne zu manipulieren. Und er hatte dort auch Verbündete. Als ihm der republikanische Kongressabgeordnete Joseph Martin eine Rede schickte, in der er die Frage aufgeworfen hatte, ob man die Regierung nicht wegen des Tötens tausender amerikanischer Soldaten anklagen müsse, wenn diese den Krieg in Korea nicht gewinnen wolle, gab ihm DMA in seinem Antwortschreiben vom 20.03.1951 in allen Punkten recht und setzte noch einen oben drauf:
"Gewissen Kreisen scheint es merkwürdig schwer einzugehen, dass die kommunistischen Verschwörer hier in Asien den Haupteinsatz in ihrem Spiel um die Welteroberung gewagt und wir den uns auf diesem Schlachtfeld vor die Füße geworfenen Fehdehandschuh aufgenommen haben; dass wir hier Europas Krieg mit Waffen auskämpfen, während die Diplomaten ihre Schlacht dort nach wie vor mit Worten schlagen; dass der Fall Europas unvermeidlich ist, wenn wir in diesem asiatischen Krieg dem Kommunismus unterliegen, und dass Europa, falls wir ihn gewinnen, den Krieg höchstwahrscheinlich vermeiden und dennoch seine Freiheit bewahren wird. Wie Sie sagten, wir müssen siegen. Es gibt keinen Ersatz für einen Sieg". Martin verlas am 05.04.1951 den Brief im Repräsentantenhaus. Damit hatte DMA Truman herausgefordert und dieser reagierte: Er feuerte DMA am 11.04.1951.
Ich werde daraus nicht schlau, das es sehr wenige gute deutsche Quellen(besser gesagt gar keine) gibt macht es nicht besser. Niall Ferguson alleine, der eben auch z.B Caesarvergleich brachte, ist mir persönlich zu wenig.
Ferguson meinte, 1951 habe gedroht, dass die USA das Schicksal der römischen Republik teilen würden. Denn DMA habe mit seiner Kritik an Truman den Rubikon überschritten.
DMA hat den Rubikon insoweit überschritten als er seinem Oberbefehelshaber (= Truman), dem er unterstand, öffentlich widersprach. Das konnte sich dieser nicht gefallen lassen. Also entliess Truman DMA und nun brach die "hell" über Truman aus. Denn DMA war damals der populärste Amerikaner (Kriegsheld mit 5 Sternen) und Truman nur "der Mann aus Missouri". Es gab Forderungen nach einem Impeachment-Verfahren (Taft) und der sofortigen Rücknahme der Entlassung von DMA (Nixon). Die Entlassung von DMA sei ein "zweites Pearl Harbour" und ein großer Tag für die Kommunisten. DMA sei entlassen worden, weil er die Wahrheit gesagt habe. Ein Senator betete für die USA. In New York legten Hafenarbeiter ihre Arbeit nieder. Als DMA in San Francisco landete, wurde er von Zehntausenden empfangen. In Gallup-Umfragen sprachen sich 69% für DMA und gegen Trumans Entscheidung aus. Demonstranten verbrannten Truman-Puppen etc. Höhepunkt war wohl die Rede von DMA vor beiden Häusern des Kongresses (!) am 19.04.1951 (nur acht Tage nach seiner Entlassung!). DMA war ein brillianter Rhetoriker.
"Warum, so haben mich meine Soldaten gefragt, geben wir militärische Vorteile dem Feinde preis? Ich konnte Ihnen keine Antwort darauf geben". Er schloss seine Rede mit dem berühmten
"old soldiers never die, they just fade away". Die Rede steigerte nochmals die öffentliche Begeisterung für DMA. Der Senat begann mit Anhörungen zum Fall DMA und Korea. Doch nach und nach trat Ernüchterung ein. Besonders die Stabschefs machten deutlich, warum DMA entlassen wurde (Insubordination!) und warum die Ausweitung des Krieges gegen VRC
"der falsche Krieg am falschen Ort, zur falschen Zeit mit dem falschen Gegner" (General Bradley) gewesen wäre. Auch wurde deutlich, dass DMA die Ausweitung des Krieges wollte, sich aber keine Gedanken über die Folgen des Eingreifens der SU gemacht hatte.
Könnte mir einer vielleicht einen Tipp geben wo diese ganze Thematik vertieft wird? Ich habe halt die Hoffnung nicht aufgegeben das es darüber auch gute deutschsprachige Literatur gibt, auch wenn es ein sehr US-Amerikanisches Thema ist.
Mein Tip: Rolf Steininger, Der vergessene Krieg - Korea 1950-1953, 2006.